2120 - Assassine an Bord
nervös. Er stand ebenfalls an einem Kontrollpult, und seine beiden Hände lagen zitternd auf einem faustgroßen Knopf. Sein Echsenmund stand offen, so dass man seine kreuz und quer wachsenden, spitzen Zähne sehen konnte. Die Zunge zuckte ständig vor und zurück, und die senkrecht gestellten Pupillen bewegten sich ebenfalls ununterbrochen.
Es war unverkennbar, dass der Ayrfi sich kaum noch unter Kontrolle hatte.
Verständlich!, meldete sich der Extrasinn des Arkoniden. Immerhin hat man seine fünf Mitstreiter ermordet.
Er ist der Letzte in der Gruppe, und er weiß, dass er von Seiten des Kapitäns keine Hilfe zu erwarten hat.
Die Todesangst hatte Gho-Ra bis an den Rand eines Zusammenbruchs getrieben. Unter diesen Umständen konnte der kleinste Fehler bereits zur Katastrophe führen.
Nicht viel besser stand es um den Grauen Marliten und die anderen leitenden Persönlichkeiten der Dschunke, teils Ayrfi, teils Kichi Ihatha. Sie alle wussten, wie es um Gho-Ra stand, und ihnen allen war klar, dass er zu einer Verzweiflungstat bereit war.
„Tu es nicht, Gho-Ra!", rief der Kapitän. „Wir helfen dir. Du kannst dich darauf verlassen, dass wir einen Ausweg für dich und deinen Freund finden."
Soshony lachte erneut. Er bog das echsenhafte Gesicht nach vorn und hob seine beiden Hände, in denen er nun jeweils eine schwere Energiestrahlwaffe hielt.
„Mir ist es vollkommen gleichgültig, was ihr macht!", brüllte er. „Entscheidend ist, dass sich Gho-Ra in Sicherheit bringen kann. Ich bin ein Krieger. Ich habe gelernt, den Tod zu verachten. Mich könnt ihr nicht beeindrucken. Durch nichts. Solltet ihr versuchen, Gho-Ra zu betrügen, bleibt mir immer noch genügend Zeit, euch alle zu vernichten."
„Schwätzer!", entfuhr es dem Kapitän. Er nahm den Karankhen nicht ernst und konzentrierte sich ganz auf den Ayrfi.
Startac Schroeder trat dicht an den Arkoniden heran. „Vorsicht", flüsterte er. „Mit dem Magier stimmt was nicht. Er scheint mir wichtiger zu sein als Gho-Ra."
„Kannst du etwas von seinen Empfindungen erfassen?", fragte Atlan.
„Ja, aber ich bin mir nicht sicher, ob das richtig ist. Er freut sich auf den Tod", antwortete der Orter.
„Ich glaube, er ist konditioniert worden. Man scheint ihn einer Gehirnwäsche unterzogen zu haben."
„Bestimmt?"
„Nein, ich sagte ja, dass ich mir nicht sicher bin. Bei ihm geht einiges durcheinander. Auf jeden Fall ist er gefährlich."
Während der Kapitän mit Gho-Ra verhandelte, beobachtete Atlan den Illusionskünstler. Er fand, dass dieser einen geradezu entrückten Eindruck machte und sich ganz anders verhielt, als sie ihn bisher kennen gelernt hatten. Er schien in jeder Hinsicht von dem Ayrfi abhängig zu sein, und Gho-Ra schien sich sicher zu sein, dass er seine Befehle befolgen würde.
Er behandelt ihn fast wie einen Roboter, registrierte der Logiksektor. Startac hat Recht, Der Karankhe ist konditioniert worden. Und das macht ihn gefährlicher als die Echse. Auf ihn kommt es an. Nicht auf Gho-Ra!
Atlan verfolgte jede noch so kleine Bewegung des Karankhen, und dabei fiel ihm etwas auf. Er musste an die bisherigen Begegnungen mit ihm denken, und plötzlich begriff er.
Das wurde aber auch Zeit, du Narr!, schalt ihn sein Extrasinn. Wo hattest du deine Augen? Du hättest es längst merken müssen.
Der rote Umhang war weit, aber er war auch weich, und daher zeichnete sich jede Bewegung unter ihm ab. Atlan hatte sich ebenso von dem Illusionskünstler täuschen lassen wie alle anderen - ausgenommen Gho-Ra, der sicherlich Bescheid wusste.
Ja, er hat nicht nur zwei Arme, sondern vier! Er lehnt sich an die Wand oder in diesem Fall an das Kontrollpult, weil er auf dem Rücken ein weiteres Armpaar hat!
Jetzt erst erfasste der Arkonide das ganze Ausmaß der Gefahr. Während alle auf Gho-Ra und seine zitternden Hände achteten, lagen zwei andere Hände an den tatsächlich relevanten Schaltern. Nicht der Ayrfi würde das gesamte Kraftwerk zur Explosion bringen, falls er keinen Ausweg mehr fand, sondern der in einem langen geistigen und mentalen Umformungsprozess vermutlich auf diese eine Situation vorbereitete Soshony.
Sollte irgendjemand eine Möglichkeit finden, den Energieschirm zu überwinden und den Ayrfi anzugreifen, würde der Karankhe die Katastrophe auslösen und alle umbringen. Dass er selbst dabei auch sterben würde, spielte für ihn keine Rolle.
Nunmehr wurde der ganze Umfang der Tat deutlich, die von den sechs Echsenwesen begangen worden war. Sie
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