2120 - Assassine an Bord
Mit einem seltsamen Knurren schob er sie schließlich in eine der Taschen seines roten Kampfanzuges. Dann erst wandte er sich den Bildern zu.
Es waren zweidimensionale Darstellungen. Sie zeigten die Porträts von sechs Ayrfi. Es lag auf der Hand, dass es sich dabei um jene Echsenwesen handelte, die der Assassine töten sollte. Ähnlichkeiten konnten der Haluter und Startac Schroeder nicht feststellen.
Eine eingeblendete Schrift lautete: „Diese Ayrfi sind aufgrund todeswürdiger Verbrechen, für die sie verurteilt worden sind, unehrenhaft zu liquidieren."
„Man könnte sagen, dass es Steckbriefe sind", stellte der Teleporter fest. „Fünf der Echsenwesen sind als liquidiert gekennzeichnet."
„Nicht nur das", grollte Icho Tolot, nachdem er eine Schaltung am Gerät vorgenommen hatte.
Nach und nach erschienen Bildfolgen der Leichen der Getöteten. Bei einem von ihnen hatte es keine Reste mehr gegeben, von denen der Assassine noch eine Aufnahme hätte machen können. In diesem Fall hatte er ein Bild der durch den Sprengsatz zerstörten Kabine gespeichert.
In einigen Bildsequenzen tauchte der Assassine auf. Icho Tolot spielte diese Bildfolgen mehrmals ab.
Dann machte er Schroeder darauf aufmerksam, dass der Pfauchone bei jedem Mord jeweils ein weißes Hemd unter dem Overall und weiße Handschuhe getragen hatte.
„Er hat das Hemd und die Handschuhe hier in der Kabine gelassen", sagte der Mutant. „Das muss etwas zu bedeuten haben."
„Ja, es sieht so aus, als ob er Hemd und Handschuhe nur trägt, wenn er seine Morde verübt", stimmte der Haluter zu. „Eine Art Ritual."
„Das könnte bedeuten, dass der letzte Ayrfi in Sicherheit ist. Jedenfalls so lange, wie Hemd und Handschuhe sich hier befinden. Vielleicht sollten wir beides vernichten. Es könnte ja sein, dass er ohne diese Dinge nicht weitermacht."
„Das glaube ich nicht. Er hätte genügend Möglichkeiten an Bord, sich neue Handschuhe und ein neues Hemd zu besorgen", widersprach der Haluter.
„Klar." Startac lächelte verlegen. „War ja nur so eine Idee."
*
Einige Minuten später standen Atlan und Startac Schroeder erneut beim Kapitän in dessen Wohnund Schlafraum.
Das insektoide Wesen gestikulierte heftig mit seinen freien Armen, während es sich mit den anderen an die Sitzstangen klammerte. Dabei zischelte er Unverständliches und erzeugte zugleich ein unangenehmes Sirren mit seinen Mundwerkzeugen. Es war unverkennbar, dass ihm der Besuch der beiden Menschen nicht behagte und dass er einem Gespräch mit ihnen gern ausgewichen wäre.
Der Arkonide ließ sich davon nicht beeindrucken. Er legte dem Kapitän die Bilder der Getöteten vor und zeigte ihm die Filmsequenzen, die den Verlauf der Morde eindeutig dokumentierten.
„Also müssen wir damit rechnen, dass der Assassine in der kommenden Nacht wieder zuschlägt", schloss er seinen Bericht. „Er wird den letzten Ayrfi töten."
„Das ist sein Auftrag", bestätigte der Kapitän, während er die Unterlagen zögernd in Empfang nahm.
„Wir müssen den Ayrfi warnen und aus der Schusslinie nehmen", schlug der Arkonide vor.
Damit war der Graue Marlite nicht einverstanden. Er erwies sich als starrsinnig und konfliktscheu.
Allein der Gedanke, sich einem Assassinen zu widersetzen, schien ihn zu erschrecken. Er fühlte sich für die ADSCHA-ZABOROO, die Besatzung und vor allem für die Passagiere verantwortlich. Er war jedoch nicht bereit, sich dem Pfauchonen in den Weg zu stellen.
„Auch der Ayrfi ist dein Passagier", betonte Atlan. „Gho-Ra ist sein Name. Anhand der Passagierliste müsstest du ihn leicht ausfindig machen können. Es ist deine Pflicht, ihn zu beschützen."
„Sag mir nicht, was meine Pflicht ist!", empörte sich der Kapitän. „Ihr hattet kein Recht, in die Kabine des Pfauchonen einzudringen. Damit habt ihr die Privatsphäre eines Passagiers verletzt."
„Eines Mörders, der uns eine eindeutige Warnung hat zukommen lassen", entgegnete der Unsterbliche.
„Ja - und? Warum habt ihr euch nicht an die Warnung gehalten?", fragte der Graue Marlite.
„Warum müsst ihr euch in Angelegenheiten einmischen, die euch nichts angehen? Der Assassine hat eine Lizenz zum Töten, und er wird seinen Auftrag auf jeden Fall ausführen, wo, wann und wie auch immer. Nichts wird ihn daran hindern können. Auch ihr nicht. Ihr könnt unternehmen, was ihr wollt, es wird wirkungslos bleiben. Einen Assassinen hält man'nicht auf. Niemals."
„Und dein bedrohter Passagier, der
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