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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    I ch saß eben dort an der Bar und
kümmerte mich um nichts sonst, als der Bursche tot vor meine Füße fiel.
    Auf dem nächsten Hocker saß
eine Blonde mit verschleierten Augen, die ganz nach einer kurzfristigen
Investition aussah, genau der Typ, der mich immer interessiert. Wer kultiviert
schon langfristige Anlagen? Ein ausgiebiger und schneller Gewinn ist genau das
Richtige für mich.
    Im Augenblick betrachtete sie
die Gestalt auf dem Boden mit einer Neugier, die mit jeder Sekunde zunahm.
    »Was ist mit dem Burschen los?«
fragte sie schließlich, als sie es nicht mehr aushielt. »Betrunken?«
    »Tot«, sagte ich
entschuldigend. »Ich glaube es wenigstens.«
    Der verschleierte Blick wurde
schnellstens durch einen glasigen Blick ersetzt, und ich versäumte um
Haaresbreite, sie rechtzeitig aufzufangen, als sie sachte vom Hocker glitt.
Zwei Sekunden später lag sie ausgestreckt neben dem Toten auf dem Boden, und die
Situation begann, peinlich zu werden.
    Der Barkeeper starrte über die
Theke weg auf die beiden und hob dann den Blick, um mich finster zu betrachten.
    »Wenn diese beiden Pflanzen
Ihre Freunde sein sollten«, sagte er mit kalter, spröder Stimme, »so wäre ich Ihnen
zu Dank verpflichtet, wenn Sie sie so schnell wie möglich hinausbeförderten.«
    »Ich glaube nicht, daß es Ihr
Alkohol ist, der sie fertiggemacht hat — so kräftig er auch möglicherweise
ist«, erklärte ich ihm in vertraulichem Ton. »Die Lady ist einfach ohnmächtig
geworden. Ich habe es gesehen. Was den Burschen anbelangt, so glaube ich, daß
er vor etwa zehn Sekunden tot umgefallen ist.«
    »Tot?« Seine Brauen fuhren, in
einem imaginären Haaransatz Zuflucht suchend, in die Höhe. »Sie machen wohl
Witze?«
    »Wenn Sie ein gutes
Beerdigungsinstitut wissen, dann haben Sie hier eine Chance, auf die Schnelle
fünf Dollar zu verdienen«, sagte ich. »Wenn Sie mir nicht glauben, sehen Sie
selber nach.«
    Er kam schnell um die Bar
herum, kniete neben dem Toten hin und tastete nach dem Herzen. Als er wieder
aufstand, war er kalkweiß im Gesicht, so daß es jetzt farblich zu dem kahlen
Schädel paßte .
    »Sie haben recht«, krächzte er.
»Der Bursche ist tot. Ich werde am besten die Polizei rufen.«
    »Sie brauchen gar nicht so laut
zu rufen«, sagte ich mürrisch. »Ich bin Polyp, auch wenn ich gerade dienstfrei
habe.« Ich zeigte ihm meine Marke. »Lieutenant Wheeler vom Büro des Sheriffs.«
    »Dann kümmern Sie sich um ihn,
Lieutenant?« fragte er erwartungsvoll.
    »Vermutlich ja«, sagte ich ohne
jeden Enthusiasmus. »Ich würde mich lieber um die Lady kümmern, aber bei
Polizeibeamten — ebenso wie bei Leichenbestattern — kommen die Toten zuerst.
Sorgen Sie mal dafür, daß sich jemand um die Blonde kümmert — und bringen Sie
die Leiche in ein Privatzimmer.« Ich blickte in die interessierten Gesichter
der wenigen Leute, die sich um uns versammelt hatten. »Im Augenblick versaut er
Ihnen nur das Geschäft.«
    »Sofort«, sagte der Barkeeper
und nickte heftig zustimmend. »Dort hinter der Bar ist ein kleines Zimmer.« Er
griff unter die Theke und nahm das Telefon für mich heraus.
    Ich rief im Büro des Sheriffs
an und stellte fest, daß Sergeant Polnik Dienst
hatte. Nachdem ich sehr langsam und in einfachen Worten die Situation erklärt
hatte, begriff er schließlich. Ich wies ihn an, den Doktor und den Krankenwagen
zu schicken und vielleicht am besten den Sheriff zu Hause anzurufen, um ihm zu
erzählen, was geschehen war. Als ich fertig war, wimmelte der Barkeeper neben
mir herum.
    »Die Blonde ist okay,
Lieutenant«, sagte er. »Ich habe sie in ein Taxi gestopft und nach Hause
geschickt.«
    »So schnell ist mir noch nie
eine erfolgversprechende Investition durch die Lappen gegangen«, sagte ich
verbittert. »Man kann sich einfach nicht mehr auf die Börse verlassen.«
    »Hm?« Er blickte mich verdutzt
an.
    »Ich habe verschlüsselt
gesprochen«, erklärte ich. »Seit es Fernsehen gibt, tun wir Polypen das alle.«
    »Ja?« Er schien beeindruckt.
    »Was ist mit dem Toten?«
    »Er ist dort hinter dieser
Tür.« Er deutete mit dem Finger. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Gießen Sie mir noch einen
Scotch auf Eis mit ein bißchen Soda ein; es sieht nach einer langen Nacht aus.«
    Die Leiche lag auf einer Couch
in dem kleinen Raum. Ich betrachtete den Toten genau, während ich mir eine
Zigarette anzündete. Er war ein gutangezogener Bursche von Mitte Vierzig, genau
der Typ des Müllers oder

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