2125 - Der Dunkle Nert
wir bereiten ihnen für sehr viel Geld den Kampfplatz!"
„Wenn wir es nicht wären, glaube mir, fänden sich Dutzende anderer."
„Das ist der Ausdruck dieser miesen Jahre", murmelte Kata Ulrake. „Vernunft, verständliche Moral, Zurückhaltung und feiner Herzenstakt - alles uralte, bewährte Werte, die angesichts der geforderten Rendite unseres Unternehmens fragwürdig geworden sind."
Die breiten Vorhänge aus Lianen, aus tausend Blüten, jene tastenden Pflanzenarme, auf denen gepanzerte kleine Tiere umherkletterten - virtuell, robotisch oder echt und wirklich lebendig -, waren Bestandteile der Rennstrecke.
Die Kulisse war vollkommen: Es gab nur eine Hand voll Spezialisten, denen die Zusammensetzung dieses röhrenförmigen Dschungels wirklich bekannt war.
Sassan Horm schauderte und schüttelte sich. Er und Kata hatten neun Zehntel der Strecke getestet. Es war der letzte Test. Nach den Reparaturen letzter unvollkommen funktionierender Geräte wurden sie die Karaketta-Röhre mit ihren todbringenden und lästigen Einzelheiten freigeben.
„Nur wenige Wesen", sagte Kata Ulrake und wischte Schweiß von seiner Stirn und aus dem Nacken, „können diesen Kurs überleben. Nur dann, wenn sie in allen Techniken geübt sind."
„Falls ... dass ... Dies gilt nicht für Mifany und Lox. Beide werden überleben, sag ich. Mifany und Lox."
„Bist du sicher?"
„Völlig!"
Die angelieferten Insekten teilten sich auf in Billionen von sterilisierten Männchen und Weibchen sowie in fruchtbare Weibchen und Männchen. Es war ein Halbjahreszyklus berechnet und vorbereitet worden: Männchen und Weibchen lebten naturgemäß nicht länger als ein halbes Jahr. Die Kleinvögel und die vielen Fledermäuse, die ihrer Jägernatur gemäß Insekten vertilgten, waren noch nicht freigesetzt worden. Javvcyns schlimmste Vision war eine BASIS voller Fliegen, Mücken, Schmeißfliegen und Heuschrecken. Der rasante Zuwachs und die Vernichtung mussten sich also die Waage halten; nötigenfalls öffnete Javvcyn den Rundtubus zum luftlosen, kalten All und rottete alles Summende und Schwirrende aus; bis zu einem Punkt, an dem diese Frage zum ernsthaften Problem wurde, hatte jeder, der den Ringtunnel betrat, mit einer gnadenlosen Insektenplage zu kämpfen.
Trotz der Fledermäuse. Diese existierten innerhalb der Karaketta-Rundröhre in mehreren Versionen: mit phosphoreszierenden Flügeln, mit grellgelben Lichtzellen, die regelmäßig oder in wirren Rhythmen an den Fühlern und den Afterspitzen blinkten und die Karaketta-Piloten verwirrten, aber Unmengen der Insekten fraßen; die Selbstvermehrungsrate der Insekten überstieg bei weitem den Hunger der Flederflatterer.
Aber das Rennen gewann durch solche Eigentümlichkeiten an Substanz und Glaubwürdigkeit selbst bei gesellschaftlich unterprivilegierten Gruppierungen. Die aufregende optische Komponente, Insektengeschwirr, Kleintiere und zuckend jagende Fledermäuse, vervollkommnete die Bildfolgen der sendenden Stationen; obwohl im Ringtunnel keine einzige Schmeißfliege sirrte, waren die Myriaden Insekten mehr als ein aktiver Teil der Wetten, der Berichterstattung und aller anderen Aktivitäten.
Kata und Sassan beendeten ihren Rundflug. Sie notierten jede Kleinigkeit, jede Fehlfunktion, jede Abweichung von der Norm, die sie vor langer Zeit mit Javvcyn und seinen Geldgebern festgelegt hatten. Die Menge der Fehler war letzten Endes vernachlässigbar gering, und die Fallen im neuneinhalb Kilometer langen Ringtunnel, als Sassan und Kata über einem kompliziert gestalteten Savannenstrand ihre Prüfung beendeten, funktionierten wie gewünscht. Ab jetzt entschied allein der Erfolg des Rennens darüber, ob Javvcyns Strategie aufging. Die Reparaturteams der Zulieferer und ihre Monteure schwärmten mit Werkzeug und Ersatzteilen aus, sobald sie die Fehlermeldungen erhielten.
Horm und Ulrake zogen sich in die Zentrale zurück, die für die Dauer der Bauarbeiten eingerichtet worden war, und besprachen mit den Spezialisten den Stand der Schlussarbeiten.
*
Durch eine Personenschleuse samt Insekten- und Kleintierfallen waren die sechs Arkoniden an der Stelle in den Ringtunnel eingestiegen, an der die Startgerade mündete. Dämmerlicht, Nebelschwaden, ein gewaltiger Chor typischer Dschungelgeräusche und ein seltsamer Geruch - heißes Plastik, abkühlendes Metall, wuchernde Pflanzen und moderndes Biomaterial - umfingen sie schon nach wenigen Schritten.
„An keiner Stelle ist die Innenwandung zu erkennen!"
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