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2125 - Der Dunkle Nert

Titel: 2125 - Der Dunkle Nert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mifany bewegte den Handscheinwerfer. Der gewaltige Lichtkegel versuchte das Gewirr zu durchdringen und verlor sich in der Dunkelheit. „Aber im rechnerischen Zentrum des Tubus erkenne ich nur dünne Äste und Lianen."
    „Sie scheinen Teile wirklicher Gewächse zu sein", setzte Sekretär Kappa mit scharfer Stimme hinzu. Er war ebenso wie die Übrigen in maßgeschneiderte, unzweckmäßige, aber optisch exzellente Jagdkleidung mit viel Leder gehüllt und trug einen Rucksack aus Stahlschuppen. Die Bahnen der Scheinwerfer zuckten und schwangen hin und her, während Kappa jede Einzelheit mit seiner Holokamera aufnahm. Der trittsichere Steg bot nur zwei Personen nebeneinander Platz; Mifany und Kappa machten weite Schritte und führten die Gruppe an.
    „Teuflisch einfallsreich!", rief Mifany und betrachtete die wilde Szenerie um sie herum. Von einem Felsen, hinter dem sich kurz ein riesenhafter Saurierrachen zeigte, stürzte sich ein zwanzig Meter breiter Wasserfall scheinbar ins Nichts, dämonisch rot beleuchtet. „Die Architekten haben aus dem Vollen geschöpft."
    „Die einzig richtige Kulisse für deinen Mut und deine Kaltblütigkeit, Baronin-Prinzess!", rief eine breitschultrige junge Frau, die eine Sturmhaube aus weißem Echsenleder trug.
    „Mag sein", antwortete Mifany kühl, „aber ich bin nicht allein unterwegs."
    In die Dschungellaute, die Unterhaltung der Arkoniden und das Geräusch ihrer Schritte mischte sich ein neuer Ton. Ein scharfes Summen über die gesamte Tonleiter und ins Unhörbare hinein: Insekten. An Dutzenden Schleusen öffneten sich die Insektenkäfige und die Verschlage der Insekten jagenden Vögel und Fledermäuse.
    Kappa schob eine Nachtsichtbrille über seine Augen und aktivierte die Ultraschall-Mückenabwehr. Er wechselte sorgfältig filmend vom Steg auf einen „natürlichen" Dschungelpfad.
    „In der Gondel oder im Swinger, wie es jetzt heißt, werden mich die kleinen Biester kaum belästigen!", meinte Mifany. Ihr war anzusehen, dass sie sich auf jede Einzelheit ihrer Umgebung konzentrierte und versuchte, im Chaos aus wirklichem und artifiziellem Dschungel bestimmte Gesetzmäßigkeiten zu erkennen.
    Einer ihrer Begleiter stieß ein dröhnendes Lachen aus und wedelte mit beiden Händen Fliegen und Mücken von seinem Gesicht weg. „Sie verwandeln sich ab einer größeren Geschwindigkeit in beißende und stechende Geschosse!"
    Der Wasserfall und einige Mückenschwärme, die in grünem Licht tanzten, blieben zurück. Die Arkoniden entdeckten Projektoren für Schutzschirme und andere, die wahrscheinlich Prallschirme aufbauten. Der scheinbar lehmige Pfad endete vor einer Schlucht, einem riesigen Hologramm, hinter dessen Struktur sich zweifelsohne eine schauerliche Überraschung verbarg.
    Es war den Architekten gelungen, ebenso halsbrecherische Spiralwindungen wie auch labyrinthähnliche Abzweigungen und Rückführungen einzubauen; an mehreren Stellen wurden die Piloten deutlich gewarnt: Erkennbar ersetzte felsartig modellierter Stahl, entsprechend beleuchtet, die Baumstämme, Wurzeln und Lianen des Röhreninhalts.
    „Auch gegen solche Projektile gibt's Schutz." Kappa und Mifany schienen ohne Diskussion zur gleichen Ansicht gekommen zu sein, wie ihre Gesichter ausdrückten. Viele Eigenschaften der Bahn würden erst während des Flugs zu erkennen sein. Und nicht gegen alle Hindernisse halfen Thermostrahlen oder swingereigene Schutzschirme.
    Mifanys Lachen klang trotzig. „Mir scheinen die Insekten nur eine von vielen schlimmeren Schikanen zu sein."
    „Weniger schlimm, als Lox da Kurranti im Genick zu haben."
    Die kleinere der Arkonidinnen, drahtig und schmal, schaltete ihren Handscheinwerfer ab und schlug wütend nach sirrenden, kaum sichtbaren Stechmücken. Unter den Sohlen der Arkoniden, die auf einer schwankenden Hängebrücke standen, entstanden weiße Nebelschwaden, in denen schwefelgelbe Blitzentladungen aufzuckten. Die Tragseile überbrückten die weiteste Entfernung zwischen den Röhrenwandungen.
    „Sprich nicht von diesem Falschspieler und Emporkömmling, Ruriko!", schrie Mifany unbeherrscht. „Schon seine Anwesenheit hier raubt mir die gute Laune!"
    „Entschuldige, Zhdopanti!"
    Mifany gab keine Antwort und folgte mit fast tänzerisch sicheren Schritten ihrem Sekretär, der die federnde Brücke überwunden hatte und auf eine stählerne Plattform unterhalb einer geschützten Konstruktion gesprungen war. Hundert Augen schienen sich auf die Arkoniden und die umliegende

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