2139 - Die Eltanen
meinen ... meinen Plänen erzählt?"
„Kein Wort", antwortete er. „Zu niemandem."„Ist das wirklich wahr? Keine unbedachte Bemerkung?"„Ich habe dich noch nie belogen, Corina", sagte er. „Daran hat sich auch jetzt nichts geändert."
„Danke", sagte sie und hob die Hand zum Abschiedsgruß, bevor sie die Verbindung beendete und das Holo erlosch. Sie glaubte ihm, aber dann kam nur noch Ruim in Frage. Ihn rief sie ebenfalls an. Auch er versicherte, keinem anderen Eltanen gegenüber ein Wort über ihr Projekt verloren zu haben. Corina EhGon verbrachte den Rest des Tages damit, ihre Höhle so gut wie möglich wieder herzurichten. Sie würde einen neuen Teppich kaufen müssen und eine neue Lampe. Alles andere ließ sich reparieren.
Zur festgesetzten Stunde verhängte sie den Eingang wieder mit den schweren Tüchern und schaltete zusätzlich ein Dunkelfeld. Die absolute Düsternis in der Wohnhöhle, ohne die stimulierende Lampe, störte sie nicht. Sie hatte keine Angst davor und konnte nur umso besser geistig abschalten. In der künstlichen Nacht schlief sie traumlos mehrere Stunden. Als sie erwachte, war das Dunkelfeld erloschen, und einige Lichtfinger drangen zwischen den Tüchern herein. Carina stand auf und nahm sie ab. Der neue Tag hatte begonnen. Und bange fragte sie sich, was er ihr bringen würde. Sie hatte Angst, aber das sollte sie nicht von ihrem Projekt abbringen. Im Gegenteil.
Die medizinischgenetische Station befand sich ganz oben auf dem künstlichen Gebirge, wo es flach auslief, um ein Plateau von 3500 mal 600 Metern Größe zu bilden. Hier gab es die größeren, die richtigen Gebäude, die nicht wie die Wohnhöhlen der Eltanen in den Fels hineingetrieben worden waren - zu Zeiten des Reichs des Glücks, der Thatrix-Zivilisation. Damals hatte es noch um die hunderttausend Eltanen in der Letzten Stadt gegeben, vielleicht sogar mehr. Infolge des Bevölkerungsrückgangs standen mittlerweile die meisten Höhlen leer. Auf dem Plateau, zu dem zahlreiche frei schalt bare Nullschwere-Felder hinaufführten, trafen sich die Eltanen, sofern sie nicht in selbst gewählter Einsamkeit in ihren Höhlen saßen und meditierten, allein oder zu mehreren. Hier gab es die Forschungskomplexe und Versorgungszentren, aber auch luftige Wandelhallen und gewundene Korridore, die den „Duft" eines uralten, historischen Gebäudes atmeten. Ein merkwürdiges Flair aus Macht und Gerechtigkeit bestimmte das Ambiente der Stadt. Uralt wirkende Kunstgegenstände waren in Hallen und Korridoren zu sehen.
Corina erreichte ihren Arbeitsplatz an diesem Tag früher als sonst üblich. Nur wenige ihrer Kolleginnen und Kollegen waren ebenfalls bereits anwesend, alte Eltanen mit müden Augen, gebeugt gehend, wie ausgemergelt. Corina war eine der Jüngsten, wenngleich auch sie der wirklichen Jugend schon lange entwachsen war. Sie betrat ihr Labor und zog sich eine steril wirkende gelbe Montur an. Dann setzte sie sich vor ihren Arbeitstisch und öffnete eine Schublade. Das war Routine. Jeden Morgen trug sie als Erstes die Geschehnisse des vorigen Tages in einen schlichten Mikrocomputer ein, eine Art elektronisches Tagebuch. Corina merkte sofort, dass an dem Gerät manipuliert worden war.
Sie erstickte einen Aufschrei. In dem Tagebuch befanden sich vertrauliche Informationen, die keinem anderen Eltanen zugänglich sein durften. Auch Eintragungen über die gewollte Schwangerschaft waren darunter. Es war kein Leichtsinn gewesen, diese hier zu speichern. Es war vielmehr absolut undenkbar gewesen, dass ein Eltane sich an Informationen eines anderen zu schaffen machte - ob im beruflichen oder im privaten Bereich. Diese waren vollkommen tabu.
Und doch war genau dies geschehen. Corina zwang sich zu klarem Denken, wie sie es in unzähligen Meditationen trainiert hatte. Sollte sie Alarm schlagen? Wen konnte sie verdächtigen? Ihr fiel niemand ein, aber zwischen dem Einbruch in ihre Wohnhöhle und dem Öffnen ihres Tagebuchs musste ein Zusammenhang bestehen. Vermutlich hatte sich ihr unbekannter Gegner hier die Informationen beschafft, die ihn dann zur Wohnhöhle führten. Aber wie kam er überhaupt darauf, dass sie Geheimnisse hatte und aufbewahrte? Nur ihre Kollegen und Kolleginnen wussten von dem Computer. Es war unter den Eltanen seit Jahrtausenden unüblich geworden, solche Geräte oder andere elektronische Hochtechnologie zu benutzen - mit Ausnahme der wenigen Wissenschaftler und der Raumfahrer. Die Eltanen lebten in sich gekehrt, im Inneren
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