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2140 - Der kindliche Herrscher

Titel: 2140 - Der kindliche Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Wahrheit begriff - die einzig denkbare Wahrheit.
    Troym LeCaro verlangte es nach der Muttermilch. Auch Corinas Zuspruch fehlte ihm. Dennoch drang er mit seiner „Wiege" noch tiefer in CAUSIO ein. Bis in den hintersten Winkel wollte er schweben, um sich die letzte Gewissheit zu verschaffen. Für Troym gab es nach dem, was er von CAUSIO gehört hatte und sich selbst zusammenreimen konnte, nur eine mögliche Erkenntnis, und diese war so gravierend, dass sie sein ganzes Weltbild erschütterte. „Für Eltanen nicht zugänglich" - das konnte nur bedeuten, dass die Eltanen nicht die Erbauer der Letzten Stadt waren. Sonst hätte CAUSIO anders reagiert. Die Eltanen hatten auch das Rechengehirn nicht erschaffen. Troym war sich sicher - aber er brauchte den Beweis. Vielleicht, überlegte er,. als er in den leeren Korridoren dahinschwebte, hatte es vor ihm bereits Eltanen gegeben, die das ebenfalls erkannt hatten. Aber genau wie CAUSIO und seine potenziellen Vorgänger glaubte Troym, dass die Eltanen nicht die notwendige psychische Stabilität besaßen, um dieses Wissen zu akzeptieren. Ihr Glaube, ihre Existenz war auf einer Lüge aufgebaut!
    Die eltanische Vergangenheit dürfte dann wesentlich weniger glorios sein, als man in der Letzten Stadt so unverbrüchlich glaubte oder sich einredete. Wer aber waren die wirklichen Erbauer? Wer hatte die Schmerzwechte gezähmt und den Stern Kita aus ihr gemacht? Wer hatte CAUSIO konstruiert und programmiert? Troym LeCaro wusste, dass er nichts von dem, was er an Schockierendem erfahren hatte, an andere Eltanen weitergeben durfte. Die Uralten, die weisen Philosophen - das ganze Volk würde seiner Illusion beraubt werden. Es würde vielleicht sogar Selbstmorde geben, auf jeden Fall eine furchtbare Heimsuchung.
    Nein, nicht einmal seiner Mutter und Feki HiUre durfte er die Wahrheit sagen. Jetzt, im Nachhinein, war er froh darüber, Carina mit der Medikerin und Zazz Kano zurück an die Oberfläche geschickt zu haben. Ihm war nicht damit geholfen, seine Artgenossen in Verzweiflung zu stürzen. Es genügte, wenn er die Wahrheit kannte. Und deshalb brauchte er ein Zeichen; ein sichtbares Zeichen dafür, dass nicht Eltanen CAUSIO erbaut und programmiert hatten. Er hatte CAUSIO seine bittere Erkenntnis entgegengeschleudert, aber keine Antwort mehr erhalten. Und noch einmal würde der Bluff mit dem versuchten Selbstmord nicht klappen.
    CAUSIO schwieg. Er musste selbst suchen. Aber wonach?
    Troym LeCaro war wie in einem Rausch. Längst dachte er kaum noch daran, dass er allein auf weiter Flur war. Nur manchmal kam ihm zum Bewusstsein, dass im Fall einer Ohnmacht oder eines weiteren Anschlags niemand da war, um ihn zu retten. Hunger und Durstgefühl unterdrückte er, so gut er konnte. Der kindliche Herrscher war nun der Jäger. Er wollte Gewissheit. Er durfte jetzt nicht umkehren. Irgendetwas sagte ihm, dass das Geheimnis noch größer war, als es sich ihm bisher schon offenbart hatte. Die Fragen zermarterten sein Gehirn. Nein, er durfte nicht umkehren. Bald gab es keine Türen mehr in den Korridoren, durch die er schwebte. Ein Computer in seiner „Wiege" zeichnete den Weg genau auf, den er nahm, so dass eine Rückkehr für ihn leicht sein würde. Der Computer konnte die Halbkugel zur Not selbsttätig steuern, ohne Troyms Zutun.
    Die Gänge waren leer und steril. Es gab keine Unterbrechungen. Hier schien sich seit Urzeiten niemand mehr aufgehalten zu haben, weder Eltanen noch die Gewährsleute des Trümmerimperiums. Die Umgebung wirkte noch bedrückender, die Stille war geradezu unheimlich. Troym kam sich vor wie der einzige Bewohner der Letzten Stadt. Er wusste: Wenn er nach „oben" zurückkehrte, würde es nie mehr so sein wie bisher, in seinem kurzen Leben. Das mühsam erworbene Wissen machte ihn einsam. Er würde nie mit den alten Philosophen darüber diskutieren können. Er war anders geworden als die anderen.
    Stunden vergingen, in denen die Zweifel wuchsen. Troym fand nichts außer verlassenen Gängen, in denen jetzt wieder Kommunikationszentralen zu finden waren, allerdings nur alle paar hundert Meter. Er suchte einige auf und fand sie leer vor, wie erwartet. Die technischen Anlagen waren ausgeschaltet. Es fehlten die gewohnten Kontrolllichter. Nirgendwo war ein Holo mit dem Symbol des Trümmerimperiums aufgebaut. Sollte er sich getäuscht haben? Troym war seiner Sache nicht mehr sicher. Bald schien ihm die Nähe seiner Mutter wichtiger zu sein als die fruchtlose Erkundung eines

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