2140 - Der kindliche Herrscher
Gebiets, in dem außer leeren Korridoren und Räumen ohne Inhalt nichts zu finden war. Er sehnte sich nach Corina. War es jetzt, nach der schrecklichen Katastrophe, nicht seine Pflicht, bei ihr zu sein?
Der kindliche Herrscher ließ seine Elektronikstimme laut ihren Namen schreien. Die Kunststimme hallte gespenstisch von den blanken Wänden wider. Troym steuerte seine „Wiege" aus einer der kahlen Zentralen zurück auf den Gang hinaus und war schon entschlossen, die Suche abzubrechen, als er das Feld am Ende des Korridors entdeckte.
Es war dunkel und wallend. Es reflektierte außer jenem Wallen kein Licht. Troym LeCaro steuerte seine „Wiege" vorsichtig auf das Feld zu. Erst einen Meter vor ihm hielt er an. Wussten die anderen Eltanen von diesem Hindernis, das den weiteren Weg versperrte? Die Gewährsleute? Er besaß trotz Rokenna kein Wissen darüber. Was verbarg sich dahinter? Was versteckte es? Troym wurde von neuem vom Entdeckungseifer gepackt. Er witterte ein weiteres Geheimnis der Letzten Stadt - vielleicht sogar die Antwort. Corina war vergessen. Hunger und Durst wühlten in seinen jungen Gedärmen, sein Mund war wie ausgetrocknet. Aber er war wie besessen von dem Gedanken an das, was er hinter dem Feld vorfinden könnte.
Langsam steuerte er die Halbkugel darauf zu.
Er hielt den Atem an, als sie es berührte. Sein Herz schlug schneller. Schon sah er sich auf der anderen Seite, als die „Wiege" in dem Feld stecken blieb, kaum dass sie einige Zentimeter eingedrungen war. Troym steuerte sie zurück. Sie kam ohne Probleme frei. Doch als er den zweiten Versuch machte, drang die Halbkugel abermals nur um einige Zentimeter ein. Das Feld, das musste er erkennen, erwies sich als unüberwindliches Hindernis - eine Barriere tief im Innern von CAUSIO, die er, das Oberhaupt der Eltanen, nicht passieren konnte. Aber so schnell wollte er nicht aufgeben. Er wendete die „Wiege" und schwebte zurück zu der Kommunikationszentrale, die er zuletzt besucht hatte. Dann rief er laut nach CAUSIO.
Troym hatte daran gezweifelt, aber jetzt stellte er mit Zufriedenheit fest, dass sich die dunklen Bereiche der Zentrale erhellten, mit dem gleichen Licht übrigens, das auch die Korridore illuminierte. Gleichzeitig bildete sich das Holofeld mit dem Symbol. „Du hast mich gerufen, Herr?", fragte CAUSIO, der in diesem „vergessenen" Teil seiner elektronischen Eingeweide nach wie vor präsent war. „Was hat es mit dem wallenden Feld auf sich, das den Korridor draußen verschließt?", fragte Troym direkt. „Ich halte es für eine von dir errichtete Barriere - oder sollte ich sagen: eine Pforte?"
„Es tut mir Leid, Herr", lautete die prompte Antwort. „Aber du besitzt keine Hoheitsrechte."
„Hör mir damit auf!", schrie der neugeborene Eltane in einem Anfall von Tobsucht. „Ich will eine Auskunft! Oder soll ich mir die Gewissheit selbst beschaffen?"
„Das dürfte dir schwer fallen, Herr."Troym LeCaro zwang sich zur Ruhe. Er verfluchte sich selbst für den Versuch, von CAUSIO etwas zu erfahren. Immerhin bestätigte CAUSIO ihm wieder, dass kein Eltane berechtigt war, ihm bestimmte Fragen zu stellen - nicht einmal ihr Oberhaupt.
Hinter dem Feld lauerte etwas. Das spürte er ganz genau. Ein Geheimnis. Er musste es ergründen. Plötzlich überfielen ihn Hunger und Durst wie eine gierige Bestie. Sein kleiner Magen krampfte sich zusammen. Er spürte die Schwäche, die von ihm Besitz ergriff. „Kann ich dir sonst wie helfen, Herr?", erkundigte sich CAUSIO. „Frag nicht so scheinheilig!", rief die Kunststimme. Troym spürte wieder seine Hilflosigkeit. Er sah die Konsolen an den Wänden der Kommunikationszentrale und fragte sich, ob durch einen ganz bestimmten Tastendruck das wallende Feld zu beseitigen war. Aber erstens wusste er nicht, wo er ansetzen sollte, und zweitens wäre er gar nicht dazu in der Lage gewesen. „Ich bin ein Krüppel", sagte er gequält. „Wie meine Mutter."„Du bist gesund, Herr. Du wirst wachsen und alle Dinge tun können, die dir jetzt noch nicht möglich sind."
„Ich muss sie jetzt tun!", schrie Troym. „Ich werde an die Oberfläche zurückkehren, aber ich komme zurück! Der Weg ist aufgezeichnet. Ich finde diese Stelle wieder! Dir, CAUSIO, würde ich raten, dass die Barriere dann nicht mehr existiert!" Der Zentralrechner gab keine Antwort. Er schaltete sich einfach aus. Troym betrachtete es als einen Affront, aber er hatte keine Zeit mehr, CAUSIO noch einmal aufzurufen.
Plötzlich drängte es ihn,
Weitere Kostenlose Bücher