2145 - Gestrandet auf Vision
Explosionsblitze folgten, winzig klein, aber so grell, dass das Auge sie mühelos erkennen konnte.
Kewin Kirrik blinzelte ungläubig. Die erwartete Feuerwalze blieb aus. Kein Energiestrahl raste aus dem Himmel herab, um Bikarra zu zerstören.
Hastig wechselte er auf die mentale Ebene der Membran.
Die Fremden griffen nicht an. Sie hatten den Asteroiden zerstört. Die kleinen, glühenden Trümmer bedeuteten keine Gefahr mehr. Das Schiff im Orbit bremste ab und setzte zur Landung an. „Ihr könnt euch wieder zeigen!", rief Kewin den Ahhani zu. „Wir erhalten Besuch aus dem Weltall. Friedlichen Besuch, wie es den Anschein hat. Die Fremden haben Zabar-Ardaran und uns gerettet."
Jubel brach aus. Die Ahhani stürmten herbei. Gemeinsam sahen sie dem landenden Schiff entgegen. Im Gedränge zogen sich die Cynos unauffällig in die Menge zurück.
Kewin Kirrik und seine Gefährten wussten, dass es vermutlich die einzige Chance in ihrem Leben war, Zabar-Ardaran zu verlassen. Mit Hilfe ihrer Fähigkeiten und ihrer Technik stellte es für sie kein Problem dar, das Schiff zu übernehmen und die Fremden für eine Weile auszuschalten. Der Anführer der Technos vermisste jedoch die aufkeimende Freude in seinem Innern. Jetzt, da die Rückkehr nach Kys Chamei kurz bevorstand, empfand er nicht einmal so etwas wie Reisefieber.
Nach 220 Jahren auf dem dritten Planeten Horani-Hamees empfand er nichts bei dem Gedanken, wieder an seinen angestammten Platz zurückzukehren. Vor dem Bericht der Mago brauchte ihm nicht bange zu sein: Dieser fiel so positiv aus, dass er nicht mit einer Degradierung, sondern eher mit einer Beförderung rechnen musste.
Und dennoch ...
Er wandte sich Kamattagira zu. Auf keinen Fall wollte er sie verlieren. Sie gehörten zusammen, waren ein Paar bis ans Ende ihrer Tage. Niemand durfte sie jemals wieder auseinander reißen.
Ihre Worte fielen ihm wieder ein, als sie über ihre neue Fähigkeit und die Möglichkeit gesprochen hatten, sich eines Tages bis Kys Chamei bemerkbar zu machen, damit man sie nach Hause holte. „Falls wir das dann noch wollen, geliebter Kewin", hatte sie ihm geantwortet.
Wollten sie es jetzt?
Sie wechselten in die ihnen noch immer vertraute Vertyrensprache. Leise tauschten sie ihre Ansichten aus. „Wir können hier nicht weg", war ihre einhellige Meinung. „Wenigstens nicht auf Dauer. Die Membran dominiert unser Leben inzwischen. Sie ist ortsgebunden." Dann sind tatsächlich wir die Nachfolger, von denen die Wesenheit sprach, durchzuckte der Gedanke Kewin Kirrik. Und nicht etwa die Ahhani.
Das sterbende Wesen hatte genau gewusst, was es tat. Wenn sie damals nicht gekommen wären, hätte es vielleicht ein paar Ahhani herbeigelockt, um ihnen seine Mentalfragmente zu übertragen. „Wir bleiben", bekräftigte der Anführer der Technos. Gemeinsam beobachteten sie das vogelähnliche Schiff, das aus dem Himmel sank und unweit der Stadt niederging. Der Schimmer auf der Außenhülle verschwand, eine ovale Öffnung bildete sich. Stämmige Gestalten von humanoider Ausprägung schwebten ins Freie. Sie überragten die Ahhani um mindestens drei Köpfe. Ihr Gang wirkte elegant, Sogar feierlich. Die lang gezogenen, scharf geschnittenen Gesichter wirkten durch die gebogenen Nasen raubvogelartig.
Es handelte sich um Sauerstoffatmer, erkannte Kewin Kirrik. Das erleichterte die Kommunikation ungemein.
Die Fremden besaßen Translatoren. Damit analysierten sie in kurzer Zeit den Wortschatz der Ahhani.
Erste Begrüßungsworte wurden gewechselt. Die Fremden bezeichneten sich als Pfauchonen vom Planeten Pfauchan. Das Raumschiff hieß THANIZA. Ihr Flug hatte sie routinemäßig von Stern zu Stern geführt, um die Planeten zu vermessen und nach wertvollen Bodenschätzen zu untersuchen. „Komm!" Kamattagira ging ihrem Geliebten voraus. Unauffällig schoben sie sich zwischen den Ahhani nach vorn.
Die Pfauchonen zuckten beim Anblick der Mago zusammen. Kewin Kirrik ahnte dunkel, dass sie Kamattagira als idealisiertes Abbild einer Pfauchonin sahen, während die Ahhani sie nach wie vor als ihresgleichen wahrnahmen. „Der Lichtgott und die Göttin der Fruchtbarkeit", kommentierte Gabalepram das Erscheinen der beiden.
Kommandant Lamber von der THANIZA bedeckte das Gesicht mit den Händen. „Ja, sie ist eine mächtige Göttin!", rief er. „Aber den Gott an ihrer Seite kann ich nicht erkennen."
„Er wird sich dir später zeigen, sobald wir an Bord sind", versicherte die Mago mit Engelsstimme. Sie sprach
Weitere Kostenlose Bücher