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2157 - Die Wurmreiter

Titel: 2157 - Die Wurmreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Knaben hingerichtet hatten, um ein Exempel zu statuieren, um sich über ihn und seinen Stamm lustig zu machen.
    Emboy spürte fast körperlich, wie der Speer Rani in den Rücken traf, wie er ihre straffe, zugleich aber so seidige, weiche Haut durchbohrte, Fleisch und Muskeln darunter aufschlitzte, immer tiefer eindrang, bis er auf Widerstand prallte und zitternd verharrte.
    Zitternd verharrte auch Rani Kecko, mit einem ungläubigen, verwirrten Gesichtsausdruck. Ihre Füße strauchelten, die Beine knickten in den Knien ein, und sie sank mit einem ächzenden Laut zu Boden. „Nein!", brüllte Emboy Wogelkem zum zweiten Mal.
    Dann trieb er Gurru zum Angriff. Er beherrschte alle Bewegungen im Schlaf, die notwendig waren, den Flugwurm in die richtige Position zu bringen, und er hatte immer noch genug Steinbomben übrig.
    Er warf die Bomben ab, bevor die anderen Orichi über Rani herfallen konnten, und er wusste, ohne hinzusehen, dass er traf. Es genügte, dass er es hörte: den dumpfen Aufprall auf weiches Fleisch, das zarte Knacken und Splittern berstender Knochen, das zeigte, wie zerbrechlich das Leben eines Perminen war, des schwächsten Lebewesens des Dschungels. Er wusste genau, dass er keine einzige Feindin verfehlte, selbst wenn sie sich bewegten, dem tödlichen Geschoss zu entgehen versuchten. Emboy traf immer, das war sein größtes Talent. Er stieß ein wildes Geheul aus, das triumphierend klingen sollte, aber mehr dem verzweifelten Schluchzen eines Kindes ähnelte, jenes Kindes, das seine Eltern sterben sah und das trotz all seiner Rachegelüste niemanden mehr sterben sehen wollte schon gar nicht von eigener Hand. 'Gurru schlug mit den Schwingen und stieg langsam wieder auf. Das Tier wusste, dass das Werk hier vollendet war, und wollte seine Position wieder einnehmen, wie Gurru es einst gelernt hatte.
    Aber Emboy, halb verrückt vor Schmerz, trieb ihn weiter, höher, er konnte es nicht mehr ertragen, und' er wollte auch nicht wissen, ob Rani noch lebte oder verloren war. Er brauchte einen Moment der Ruhe und Besinnung, er hatte keine Bomben mehr, konnte überhaupt nichts mehr tun.
    Der junge Krieger floh, schluchzend und wimmernd. Er sah nicht einmal auf, als Rattlu an Gurrus Seite kam und Rupe Cormaron etwas zu ihm herüberbrüllte. Was kümmerte ihn das noch, wenn Rani tot war? Das war sie bestimmt, mit einem Speer im Rücken, gemeuchelt von Feiglingen, den verdammten Orichi, denen er Rache geschworen hatte und die er nicht töten konnte - außer in diesem einen Moment, der schon so lange vergangen schien, in jenem Moment, als er Rani gegen die Übermacht verteidigte, aber erst, als sie bereits fiel. Gurru stieg und stieg, und weil sein Herr ihm keine Richtung wies, suchte er sich selbst seinen Weg. Er wollte nach Hause, in Sicherheit, fort aus dem Sturm, auch wenn der Regen nachgelassen hatte. Aber der Wurm war hungrig und müde, und niemand gab ihm Befehle.
    Gurru schwenkte hart an der Bergflanke ab, geriet dabei zu nah an die nächste Kante und unerwartet in einen starken Sog, einen Wirbel, der sich genau an dieser Stelle bildete. Der Flugwurm krächzte entsetzt, als er die Kontrolle verlor und weiter abgetrieben wurde, um die Flanke herum zum Südhang.
    Den Südhang bewohnte kein Permine, weil er nur selten Sonne bekam, aber häufig von Stürmen heimgesucht wurde. Dort hielten sich nur die zähesten Pflanzen und Tiere, aus diesem Grund waren die Tiere dort die gefährlichsten des Berges.
    Gurru kämpfte ums Überleben; mehrmals war er nahe daran, sofort abzustürzen, und konnte sich jedes Mal nur mit letzter Kraft halten und weiter aufsteigen. Irgendwo musste es eine ruhigere Sphäre geben.
    In halsbrecherischem Tempo und nahezu unkontrolliert sauste der Flugwurm an scharfen Felskanten und Überhängen vorbei, jeden Moment darauf gefasst, zerschmettert zu werden. Die Vegetationsgrenze lag inzwischen unter ihm, und der Flugwurm suchte nach einer Möglichkeit, sich an den schroffen Steilhängen festzuklammern, um dort in Ruhe das Abklingen des Sturms abzuwarten.
    Erst nach sechs waghalsigen Flugmanövern gelang es ihm, die mächtigen Hinterkrallen in den Felsen zu schlagen und die Schwingen so in Stellung zu bringen, dass der Wind ihn nicht sofort wieder mit sich riss. Als er auch die Schwingenklauen in schmalen Ritzen verankert hatte und sich fest an den Steilhang pressen konnte, atmete das mächtige Flugwesen auf.
    Emboy Wogelkem hatte alle Mühe, sich im Sattel in der Senkrechten zu halten. Er war immer

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