2157 - Die Wurmreiter
Wurmreiter war und als Anführer denkbar ungeeignet. Den Beweis hatte er selbst geliefert, indem er Katku durch einen Lenkfehler zum Absturz brachte. Doch er traute sich nicht, seinem Lehrer diese Meinung zu sagen. „... aber du bist fast mit ihm zusammengestoßen!", schnappte der Lehrmeister. „Du bist so von deinen Reitkünsten überzeugt, dass du alles riskierst, ohne über die Konsequenzen nachzudenken! Das Problem ist, dass du nicht nachdenkst, sondern einfach drauflos fliegst! Denkst du, bei den Orichi wärst du damit durchgekommen?"
„Dagdato ist aber ...", wagte es Emboy erneut. „Dagdato konnte nicht damit rechnen, von einem eigenen Scharkameraden angegriffen zu werden. Anders kann man das nicht nennen! Wärst du ein Orichi gewesen, wäre Dagdato vorbereitet gewesen und hätte dich schneller abstürzen lassen, als du blinzeln kannst! Katku ist schließlich ein Stürmer, ist dir das klar?"
Emboy ließ den Kopf sinken. „Ja, Meister."
„Katku ist Gurru ausgewichen, weil er zum Nest gehört. Die beiden kennen sich seit langem." Der Lehrmeister schaute Emboy an. „Denkst du, sie würden gegeneinander kämpfen?", fragte er ernst.
Da musste der junge Permine den Kopf schütteln. „Vor allem hast du das Leben der Flugwürmer gefährdet, und das ist der schlimmste Leichtsinn!", fuhr der Lehrer streng fort. „Sie sind das Kostbarste, was wir haben, und keineswegs leicht ersetzbar."
Emboys Triumphgefühl schwand immer mehr. Es stimmte, dass kein Wurmreiter, der etwas auf sich hielt, seine Ohrenschlange gefährdete. Es kamen zur Zähmung ohnehin nur die Männchen in Frage, denn die Weibchen waren noch größer und konnten überhaupt nicht mehr auf dem Boden landen.
Es gab stets ein paar halbwilde Weibchen, die als Küken aus dem Nest gestohlen und die zwei Jahre bis zur Selbstständigkeit aus der Hand gefüttert wurden, um sie zu prägen und später zur Zucht zu verwenden. Das bedeutete, dass ein Permine wenigstens halbwegs hoffen konnte, mit dem Leben davonzukommen, wenn er nach einer schweißtreibenden Kletterpartie ein geschlüpftes männliches Küken Zum Glück leicht an seinem weißen Flaumschopf zu erkennen - aus dem Nestbeutel stahl.
Die meisten handgezogenen Weibchen duldeten Perminen in ihrer Nähe. Allerdings musste der Diebstahl heimlich und mit Tricks vonstatten gehen, denn die gezähmten Ohrenschlangen kannten keine Gnade gegenüber demjenigen, der ihren Jungen zu nah auf den Leib rückte. Der Permine zog das so gestohlene Reptilküken mit der Hand auf und ließ es nie aus den Augen; es durfte sogar bei ihm schlafen. So entstand eine lebenslange Prägung des Flugwurms auf seinen künftigen Reiter, und er duldete ihn später auf seinem Rücken, anstatt ihn zu fressen.
Es war ein großer Aufwand, denn es vergingen Jahre, bis ein Flugwurm überhaupt stark genug war, Lasten zu tragen, und seine Flugkünste sich zur Meisterschaft entwickelten. Erst wenn ihm die großen, bei allen gleichfarbig blau schillernden Federn an den Seiten des Kopfes wuchsen, die aufgestellt wie zwei kleine Flügel aussahen und ihm den Namen Ohrenschlange verliehen, war ein Flugwurm fertig ausgebildet und bereit für den Krieg.
Die Perminen führten praktisch immer Krieg: Azzati gegen Orichi, Kaggetti gegen Hanichi, jeder gegen jeden. Es galt, neuen Platz zu erobern, nicht nur eine halbe Terrasse, sondern noch eine darüber oder darunter. Und man stahl sich gegenseitig die kostbaren Würmer ... und die Männer. In der matriarchalischen Gesellschaft. der Perminen schätzten die Frauen mehrere Ehemänner, damit die Felder gut bestellt wurden und das Vieh versorgt, damit die gezähmten Flugwürmer an Zahl zunahmen. Die Frauen waren hauptsächlich Jägerinnen. Im Krieg kämpften sie zu Fuß, töteten ihre Feindinnen das schwächte den Stamm, denn so gab es weniger Nachkommen und brachten die Männer als Trophäen und zugleich Verstärkung mit nach Hause. Entsprechend gnadenlos und heftig waren die Kämpfe, denn stets ging es um das Überleben eines gesamten Stammes. „Sein Handeln ist unverantwortlich, das habe ich schon immer gesagt!"- ereiferte sich Dagdato Klek. „Er ist unfähig, in einer Schar zu kämpfen! Immer geht er unnötige Risiken ein, übertreibt stets, ohne Rücksicht auf seine Gefährten oder sogar seinen Wurm. Ich sage dir, Rupe Cormaron, ehrenwerter Meister, das war das letzte Vergehen, das er sich geleistet hat. Keiner von uns will ihn mehr in seiner Schar haben, keiner will ihn mehr als Bomber
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