2157 - Die Wurmreiter
anderen nicht nachfolgen konnte.
Rani hat mich der Schande preisgegeben, dachte der junge Permine außer sich. Wenn sie mich erst verstoßen hat, werden sich alle über mich lustig machen und mich als Feigling betrachten, weil ich nicht dabei war!
Selbst in dieser Not wagte er nicht, gegen die Hauptmutter aufzubegehren. Dazu saß ihm die letzte Nacht viel zu sehr in den Knochen, zudem lockte ihn die Aussicht auf ein zweites Kind.
Rani erteilte Befehle nie ohne Grund. Wenn sie ihn nicht fliegen lassen wollte, musste sie sich etwas dabei gedacht haben. So viel Verstand besaß Emboy gerade noch, dass er die Entscheidung hinnahm, selbst wenn es sehr schwer fiel.
Emboy schmiegte seinen Sohn an sich und rief Frauen, Kinder und alte Leute zusammen. Er führte sie zur geheimen Schutzhöhle am Fuß der nächsten Terrasse. Zum Glück wurde er gezwungen, zuerst einen schläfrigen Großmaulbären zu vertreiben, der es sich dort gemütlich gemacht hatte.
Das war die beste Gelegenheit, sich auszutoben.
Der Kampf gegen das wütende Raubtier, das dreimal so groß war wie er, nahm ihn so in Anspruch, dass er alles andere vergaß. Er ließ seinen gesamten Frust an dem Großmaulbären aus, in dessen zahngespicktem Rachen er leicht Platz gehabt hätte. Seine Unerschrockenheit und Wildheit beeindruckten das gefährliche Tier schließlich so sehr, dass es verletzt das Weite suchte. In seiner riesigen Mundhöhle klafften einige schwere Wunden, und es hatte mehrere Zähne eingebüßt.
Abseits der Höhle war die Schlacht in vollem Gange. Die Orichi waren gnadenlose Kämpfer und den Azzati an Zahl überlegen. Aber der Stamm der Azzati befand sich derzeit in der Blüte, ihm gehörten hervorragend ausgebildete Kämpfer an. Jeder von ihnen war auf seinem Gebiet besonders begabt, selbst diejenigen, die die großen Bodenschleudern bedienten. Sie trafen fast immer ins Ziel.
Und die Azzati-Frauen hatten große Familien, die es zu verteidigen galt. Sie alle setzten sich mit ihren gesamten Kräften ein, Azzati-Tribo nicht an die Orichi zu verlieren. Sogar früher eroberte Männer, selbst wenn es einst Orichi gewesen waren, verteidigten ihren neuen Stamm mit ihrem Leben.
Bei den Azzati litten sie niemals Not, und nicht wenige von ihnen hatten ihr Stammblut an Kinder weitergegeben.
Als die Orichi erkannten, dass der Blitzangriff erfolglos bleiben würde, der Kampf sich zu sehr in die Länge zog und die Verluste auf der eigenen Seite stiegen, bliesen sie zum Rückzug. Der Aufwand für die Eroberung war im Vergleich zum Nutzen zu sehr gestiegen. Am Ende würde von der Siedlung selbst zu wenig übrig bleiben, wofür es sich zu kämpfen lohnte.
Die Azzati verfolgten die Fliehenden nur' kurz, bevor sie abließen. Dann kehrten die Kämpfer nach Hause zurück.
„Werden sie wiederkommen?", fragte Emboy Wogelkem, während er die leichte Fleischwunde an der Schulter seiner Frau versorgte. Ranis zwei Hauptmänner kümmerten sich um die Versorgung der anderen Verletzten und die Begräbnisrituale. Rani Kecko hatte wie ein Sturm unter den Angreifern gewütet: Mit weit ausgebreiteten Armen und Beinen und voll aufgeblähter Flughaut hatte sie sich wie ein Windraser von den Bäumen herab auf die Orichi gestürzt, wieder und wieder. Sie war so schnell, dass sie kaum je einen Treffer erhielt. „Natürlich werden sie wiederkommen", sagte sie. „Vorerst sind sie damit beschäftigt, ihre Wunden zu lecken und Orichi-Tribo zu befestigen, da sie mit unserem Gegenschlag rechnen."
„Und werden wir ihn auch führen?" Emboys Stimme klang begierig. „Aber sicher." Rani strich dem jungen Perminen sanft über die Wange. „Du hast dich tapfer geschlagen, wie ich härte."
„Das war nichts Besonderes." Emboy schlug ihre Hand beiseite und drehte ihr den Rücken zu, damit sie seine Wut deutlich merkte. „Warum behandelst du mich immer noch wie ein Kind? Ich bin' ein Mann, Rani! Du demütigst mich."
Die Hauptmutter lachte kehlig. „Du benimmst dich aber wie ein Kind, mein kleiner Rebell. Was denkst du, wie viele Männer sich von mir liebend gern demütigen lassen würden? Was meinst du, wie viele von ihnen jetzt lieber an deiner Stelle wären?" Sie packte Emboy am Arm und zog ihn mit einem unsanften Ruck zu sich; sein Kopf landete in ihrem Schoß.
Unwillkürlich blickte er zu ihr hoch und wurde von ihrem golden gesprenkelten Blick gebannt. Er spürte ihre Nähe, ihre Wärme und das Kribbeln, das jede Berührung ihrer Finger in ihm auslöste. „Du bist wunderschön,
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