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2170 - Das Reich der Güte

Titel: 2170 - Das Reich der Güte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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engstirnig, wie ich es von Siv'Kaga gewohnt war.
    Traditionen wurden gewürdigt, Regeln und Gesetze beachtet. Doch das Individuum, ganz egal, wer seine Eltern waren, welches Geschlecht es besaß und aus welchem Sonnensystem es stammte, kam immer zuerst. Zwischen Provinzlern, mochten sie noch so technisch hoch stehend sein, und wahren Kosmopoliten bestand eben doch ein gewisser Unterschied.
    Auch die Sache mit meiner Zertifikats-Prüfung ließ sich ganz unkompliziert an.
    Gleich in der ersten Lehranstalt, die ich aufsuchte, hätte man mich mit Freuden willkommen geheißen. „Ein Einstandstest ist obligat", erörterte mir die Administratorin, eine Eltanin undefinierbaren Alters. „Aber wenn ich mir die Expertise deiner Ausbildnerin auf Sivkadam so ansehe, bin ich sicher, dass du diesen Test mühelos schaffen wirst."
    „Meine Mutter", warf ich fairerweise ein. „Wie bitte?"
    „Die Ausbildnerin war meine Mutter,"
    „Ich weiß. Na und? Sie ist eine hervorragende Ingenieurin. Sonst wäre sie ja wohl auch nicht dringend nach Caldera berufen worden." Unter meinen Angugoles erglühte ich vor Staunen. Dass die Administratorin so gar nichts dabei fand, verschlug mir die Sprache - bedeutete es doch, dass Nepotismus und Günstlingswirtschaft, wie sie etwa Erünie Zowel, die Vorsteherin unserer Kuppel, scham- und rücksichtslos betrieben hatte, hier unbekannt waren. „Nach dem bestandenen Test kannst du, wann immer du willst, zum Examen für die Thymdit'horial antreten", fuhr die Eltanin in sachlichem Tonfall fort. „Sogar noch am selben Tag, falls es dir pressieren sollte. Auf eines möchte ich dich allerdings hinweisen." Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Irgendwie schaffte sie es, zugleich Korrektheit und Wohlwollen zu vermitteln. „Ich denke, dir ist nicht bewusst", sagte sie ruhig, „dass sich sämtliche höheren Lehranstalten der Sphäre regelrecht reißen um dermaßen Begabte und Hypersensible, wie du einer bist."
    „Obwohl ich eigentlich noch zu jung bin? Und obwohl ich von' Sivkadam komme?"
    Die Eltanin verzog ihre faltige, grobporige Gesichtshaut zum Äquivalent eines Lächelns. „Nicht obwohl, Anguela Kulalin, sondern weil. Das gilt übrigens für beide Fragen.
    Jedenfalls - ich möchte, dass du, dir zuvor auch andere Institute ansiehst oder zumindest ihr Informationsmaterial. Sei versichert, du kannst dir so gut wie jede beliebige Anstalt aussuchen. Überlege es dir in aller Ruhe, welche dir am meisten zusagt. Sollte deine Wahl dann immer noch auf uns fallen, würde mich das sehr freuen." Ich verabschiedete mich erleichtert, doch zugleich verwirrter denn je.
    Als ich das licht- und tymcaldurchflutete, ebenso imposante wie heimelige Institutsgebäude verließ und durch den dazugehörigen ausgedehnten, makellos gepflegten Park heimwärts schlenderte, war mir sehr seltsam zu Mute. Mit jedem Schritt verstärkte sich jenes beunruhigende Gefühl, das mich am Ende des Gesprächs mit der Administratorin beschlichen hatte. Schließlich blieb ich stehen, horchte in mich hinein.
    Eigentlich hätte ich mich freuen sollen, nicht wahr? Mein großes Ziel, ein Vaia'Kataan zu werden, lag greifbar nahe vor mir. Und offensichtlich gab es niemanden, der mir Hindernisse in den Weg legte. Aber das war es gerade: Alles ging viel zu glatt. Was hatte Panige, meine Mutter, gekämpft dafür, dass ich Förderunterricht erhielt, wie er in Siv'Kaga sonst nur Mädchen zustand! Dass ich früher als alle Gleichaltrigen die Angugoles anlegen durfte und somit den Status eines Erwachsenen erlangte. Dass man mir sogar die Ausbildung an der Tymdit erlaubte, obgleich in den Goldenen Kuppeln „Vaia'Kataan" mit „Vaianische Ingenieurin" gleichgesetzt wurde.
    Und nun, in Calduum? Nicht der geringste Widerstand. Nicht die kleinste chauvinistische Gehässigkeit. Ganz im Gegenteil: Alle, denen ich begegnete, waren nett, gut gelaunt, zuvorkommend.
    Herzlich willkommen, Anguela, sehr schön, dass du da bist, Anguela, wie können wir dir behilflich sein, Anguela, darf's vielleicht ein bisschen mehr sein, Anguela, aber bitte gern, Anguela, alles kein Problem. Als ob sie ausgerechnet auf einen wie mich gewartet hätten. Im Zentrum eines Reiches, das acht Galaxien umfasste! Ich begriff es nicht. Konnte es einfach nicht glauben.
    Mit Gemeinheiten und Ungerechtigkeiten, offenen Demütigungen und hinterhältigen Denunziationen hatte ich leben gelernt. Doch das hier, das machte mich krib belig.
    Alles mutete viel zu wunderbar an, zu perfekt, zu

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