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2170 - Das Reich der Güte

Titel: 2170 - Das Reich der Güte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ich derlei rein rational schon damals ablehnte, fand ich einen gewissen Gefallen daran. Nur: Wenn die Vorführungen vorüber waren, litt ich an einer noch größeren inneren Leere und Orientierungslosigkeit als zuvor.
    Schließlich wandte ich mich jenen Kulturereignissen zu, die der Servo als „besonders wertvoll" definierte. Hier fand im Prinzip dasselbe statt wie bei den als „Unterhaltung" ausgewiesenen Veranstaltungen, nur vor deutlich weniger Publikum und mit beschränkteren Mitteln. Dafür befleißigte man sich einer arroganten Schludrigkeit, die ein Verstehen oder gar Nachempfinden des Dargebotenen nachgerade mutwillig zu verunmöglichen schien. Besonders Tanztheater ließ mich oft vollkommen ratlos zurück. Mir wurde einfach nicht klar, zu welchem Behufe ausgewachsene Pombaren halbe Ewigkeiten lang, in Knisterfolien gehüllt, wortlos auf dem Boden herumkriechen sollten. Da war ja die rhythmische Gymnastik der Zowel-Schwestern noch spannender gewesen!
    Wie auch immer. Der Hauptzweck dieser und vieler ähnlicher Kunstwerke schien sowieso darin zu bestehen, dass die spärlichen Besucher hinterher gratis kleine Imbisse und größere Flüssigkeitsmengen zu sich nehmen konnten, wobei sie sich unter Verwendung ausgesucht seltener Vokabeln und komplizierter Formulierungen, doch immer abfällig, über das Gesehene ausließen. Sie trugen übrigens alle dieselben besonders streng hochgeschlossenen, verwaschen schwarzen Angugoles. Wie ich herausgefunden hatte, waren die Einzigen, die nicht ihrerseits ebenfalls den Künstlerberuf ausübten, so genannte Kritiker. Aus mir nicht einsichtigen Gründen wurde diesen gleichzeitig mit kalter Verachtung und glühender Unterwürfigkeit entgegengetreten. Nur ab und an kam es, später am Abend, wenn die Angugoles schon lockerer saßen, zu Schrei- und Blitzduellen, bei denen sie sich gegenseitig Kraftausdrücke aus dem Fäkal- und Genitalbereich sowie gelegentlich auch glitschige Früchte oder schaumige Süßspeisen an den Kopf warfen.
    Ja, ganz wie die von ihnen sonst so ge schmähten Prymbos und Wosliten ... Du wirst verstehen, dass ich mich in diesen Zirkeln nicht sonderlich wohl fühlte. Ich probierte es dann noch mit den öffentlich zugänglichen Versammlungen diverser anderer Interessengruppen: Modellbauer, Strategiespieler, Andenkensammler, Kleintierzüchter... Die Details erspare ich dir. Auch wenn ich nicht wusste, was ich eigentlich suchte - dort fand ich es jedenfalls nicht. Aber, bei VAIA, irgendwo in dieser riesigen Stadt musste es doch Guyaam geben, die auf meiner - wie man so sagt UHF-Wellenlänge lagen!
    Ich war auf dem Heimweg von einer weiteren, besonders frustrierenden Zusammenkunft vermeintlich gleich Gesinnter, als ich dem Alten wieder begegnete.
    Mein Wolkenheim stand inzwischen über einem deutlich urwüchsigeren Teil der weitläufigen Parklandschaft von Calduum. Dennoch nahm ich nicht den Transmitter.
    Wenn ich momentan etwas im Überfluss besaß, dann Zeit. Mein Armbandservo lotste mich über schmale, mit freiem Auge kaum erkennbare Wege, durch sumpfige Auen und verwachsene Waldstücke, in Richtung der nächstgelegenen Antigravsäule. Angst empfand ich keine, obwohl die Sonne Caldit längst untergegangen war und ich im schummrig goldenen Licht des Para-Staubs nur wenige Varnon weit sehen konnte.
    Aber dies war Caldera, wo der Dhasaren residierte. Der Mittelpunkt der Thatrix, des Reiches der Güte und des Glücks. Einen sichereren Ort konnte es nicht geben. Die Nacht war lau, und sie war still. Umso deutlicher hörte ich, wenn ein Windstoß durch Blattwerk raschelte. Zweige knackten. Oder Kleingetier zirpte. Letzteres hätten auch miniaturisierte Quintanen sein können, die zwei Baumgruppen weiter ein Picknick veranstalteten. Wusste ich's? Die Genetiker von Kaaf züchteten ihre Abkömmlinge in extrem unterschiedlichen Größen, gemäß den Anforderungen der jeweiligen Siedlungsplaneten .und Aufgabengebiete. Ich kannte noch so wenig von VAIAS Reich ... Fast erwartete ich, dass der Strauch, dessen Zweige ich zur Seite bog, sich darüber beschwerte. Oder dass der Stein, auf den ich trat, um ein schmales Bächlein zu überqueren, mich in wohlgesetzten Worten zurechtwies.
    Nichts davon geschah. „Aber hallo! Wen haben wir denn da? Ist das nicht der junge Leuchter, der so gerne den Verkünder zitiert? Wie war doch gleich der Name - Angola? Angora? Angostura?" Drei Gestalten fläzten sich, kaum sichtbar und wegen des hier sehr konzentrierten Para-Staubs auch fast

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