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2170 - Das Reich der Güte

Titel: 2170 - Das Reich der Güte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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getroffen zu haben. Diese Situation quälte mich sehr. Ich erstellte Listen über Listen mit den Punkten, die für oder gegen die jeweilige Lehranstalt sprachen. Besuchte Vorträge und Berufsbildungsmessen. Nahm die Möglichkeit von Beratungsgesprächen in Anspruch, teils über die Medien, teils persönlich.
    Heraus kam immer dasselbe: Alle gratulierten mir zu meinen Talenten und versicherten mir, dass ich jede Laufbahn einschlagen könne, die ich nur begehrte.
    Alles ist möglich, Anguela. Du musst nur wissen, was du willst. Es war zum Ausdem-Geflecht-Fahren. Glücklicherweise zeigten sich meine Eltern verständnisvoll. „Na, na, na. Die Zeit läuft dir nicht davon, mein Goldbub", sagte Enguarti. „Setz dich nicht selbst so unter Druck. Auf ein paar Burdrin mehr oder weniger kommt es nun wirklich nicht an. Hast ohnehin bis jetzt kaum was von deiner Jugend gehabt, immer nur gelernt, gelernt, gelernt. Sieh dich lieber zuerst einmal ausgiebig um auf Caldera. Wer weiß, wann du wieder eine solche Gelegenheit hast. In der Tymdit vergraben kannst du dich noch früh genug."
    Ich befolgte seinen Rat.
    Zuerst versuchte ich es trotz meiner immer noch latenten Geruchs- und Geräuschempfindlichkeit mit Kulturveranstaltungen, wobei ich mich an den Empfehlungen meines Servos orientierte. .Aber bei der Mehrzahl der Aufführungen, auch und gerade, wenn sie in den grellsten Farben angepriesen worden waren, erschloss sich mir beim besten Willen nicht, was daran so interessant sein sollte. In Konzerten drohte ich einzuschlafen. Nicht einmal das angeblich berühmteste und teuerste von allen, das immer nur ein einziges Mal pro Umlauf stattfand, riss mich wirklich mit.
    Dabei werkten, angetrieben von einem stark behaarten, stechäugigen Tark mit zu Hörnern verformten Ohren, über fünfhundert Insektoide aus verschiedensten quintanischen Volksgruppen an den altertümlichen Instrumenten, als ob es um ihr nacktes Überleben ginge. Gleichwohl hätte sich dasselbe klangliche Ergebnis, wenn nicht ein besseres, mittels einer einzigen Tymdit erzielen lassen. Also wozu der Aufwand? Am ehesten beeindruckte mich noch die umwerfend kitschige Saaldekoration. Komödien gestalteten sich etwas kurzweiliger, weil den Akteuren, hauptsächlich Prymbos, ständig diverse Missgeschicke zustießen. Allerdings verlor es bald an Reiz, wenn wieder einmal ein Auge ausgestochen oder eine Extremität abgetrennt und mit viel Klamauk verkehrt herum angenäht wurde. Von den endlos wiederholten Faxen ganz zu schweigen, die sie mit glitschigen Früchten und schaumigen Süßspeisen trieben. Irgendwelche Anregungen oder Hilfestellungen für meine aktuelle Situation ließen sich daraus jedenfalls nicht gewinnen.
    Großer Beliebtheit erfreuten sich auch satirische Alleinunterhalter. Viele davon waren Wosliten. Du weißt schon, diese Wesen, die praktisch nur aus einem riesigen, pyramidenförmigen Kopf bestehen, aus dessen Mund unentwegt Speichel tropft.
    Daher die tradomische Redensart „durch den Schleim ziehen", wenn man sich über etwas lustig macht. Ich lachte dann, wenn die anderen lachten; dies war fast ausschließlich bei Kraftausdrücken aus dem Fäkal- und Genitalbereich der Fall und entsprechend ermüdend.
    Am ehesten lenkten mich noch Tymvid-Vorführungen von meinen Zukunftssorgen ab. Dabei wurden die drei herkömmlichen Dimensionen holografisch dargestellt, bei Bedarf aber auch paramechanische Felder hinzugefügt. Diese erlaubten die Identifikation der virtuellen Personen anhand ihrer dergestalt lesbaren „Auren", was sonst trotz der teilweise abenteuerlich bunt verzierten Angugoles schwierig gewesen wäre. Auch in unserer Wohnsuite befanden sich mehrere dieser Tymvid-Geräte.
    Doch die Projektionsflächen in den Lichtspiel-Theatern waren um ein Vielfaches größer. Zudem wurden dort die Illusionen durch ausgeklügelte Ton- und Antigrav-Effekte unterstützt. Da kippte ich manchmal ganz schön hinein, im wahrsten Sinn des Wortes.
    Freilich diente die jeweilige Handlung nur dazu, der Abfolge dieser Spezialeffekte eine einigermaßen nachvollziehbare Logik zu verleihen. Fast immer rettete eine mit einer überguyarisch strahlenden Aura ausgestattete Einzelperson das gesamte Universum, mindestens aber mehrere Mächtigkeitsballungen, vor einer durch und durch bösen, ansonsten jedoch nicht näher beschriebenen Superintelligenz, und zwar ausnahmslos im allerletzten Moment. Immerhin wurde viel in AGLAZAR-Schiffen geflogen und mit VAI-Kanonen herumgeballert; und obwohl

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