2181 - Die Liebenden der Zeit
sich in den Lidern und ließ die Augen tränen. Zwei hastige Atemzüge folgten...
Etwas war anders, das spürte Le Anyante überdeutlich. In der Luft hing nicht mehr das Aroma der engen Felsenkammer, sondern eine metallische Beimengung. Prüfend sog sie den Geruch ein und spuckte in hohem Bogen aus. Schlagartig begriff die Algorrian. Sie befand sich nicht mehr in der Kammer, wahrscheinlich nicht einmal mehr in der Stadt Aldarimme. Jemand hatte den Block aus Ysalin Magran gefunden und aufgetaut. Also kein Fehlschlag. Aber wie viel Zeit mochte vergangen sein...? Später! Vorerst benötigte sie nur eine einzige Antwort: Hatte sie es mit Freund oder Feind zu tun? Die Schatten vor ihr nahmen Gestalt an, verschwommen zwar, doch zugleich so deutlich, dass ihre Befürchtungen zur Gewissheit wurden. Die neue Umgebung wirkte fremd und bizarr und war größer als das Versteck.
Le Anyante scharrte mit dem rechten Hinterbein - die erste nervöse Zuckung, weil ihr der Geruch des Partners in die Nase stieg. Curcaryen stand in unmittelbarer Nähe. Seine Ausdünstungen zeugten von beginnender Panik, er begann zu stinken, als hätte er sich in Schwefelschlamm gewälzt. Zum ersten Mal seit langem hatte Le Anyante sogar Verständnis dafür. Ihr wurde beim Anblick der Fremden ebenfalls abwechselnd heiß und kalt. Es waren Zweibeiner. Mit ovalem Schädel und nacktem Gesicht, Ungefähr so hoch wie ein Algorrian, aber weit weniger gewichtig. Kattixu?
Le Anyante spürte, dass Curcaryen zur Waffe griff. Sie fasste ebenfalls mit zwei Händen nach hinten und wuchtete das Tivar-Gewehr aus dem Futteral.
Curcaryen zielte spontan auf den weißhaarigen Zweibeiner, aber sie stieß ein verhaltenes Schnauben aus, das ihn besänftigen sollte. Curcaryen Varantir hatte stets zum Extrem geneigt. Deshalb schob die Algorrian den Hinterleib zur Seite, bis sie endlich Curcaryens Wärme spürte. Er rieb prompt seine Flanke an ihrem Schenkel. Das lenkte ihn ab. Was Le Anyante jetzt gewiss nicht erleben wollte, war, dass ihr Gefährte die Nerven verlor und wild um sich schoss. Sie war selbst sehr nahe am Ende ihrer Beherrschung und musste alle Kraft zusammennehmen.
Der Gedanke an die Kattixu wühlte in ihren Eingeweiden. Dass ausgerechnet die schattenhaften Humanoiden sie entdecken würden, hatte niemand einkalkuliert. Le Anyante versuchte, alles gleichzeitig zu begreifen. Dem unbekannten Raum haftete ein Hauch von Sterilität an. Vermutlich handelte es sich um eine Art physikalisches Labor oder eine Krankenstation. Beides hätte den Gesetzen der Logik entsprochen: Die Fremden hatten das Abschmelzen der Blöcke permanent überwacht. Die Algorrian erschrak über ihre eigenen Gedanken. Vielleicht handelten diese Zweibeiner nur wie spielende Kinder, aus Neugierde und ohne zu wissen, was sie wirklich auslösten. Die beiden kegelförmigen Maschinen im Hintergrund waren Kampfroboter, kein Zweifel. Noch zeigten sie keine Reaktion, aber ihre Stärke stand außer Zweifel.
Le Anyante spürte, dass ihr Gefährte in Panik geriet. Seine Barten zuckten. Jeden Moment konnte er das Gewehr auf die Roboter abfeuern und den eigenen Schutzschirm aktivieren. Ohne darüber nachzudenken, dass sich der Raum in eine Hölle verwandeln würde. „Tu's nicht, mein Lieber!", brachte Le hervor.
Zugleich trat sie ihn mit aller Kraft in die Flanke, riss ihr eigenes Tivar-Gewehr herum und feuerte einen Blendstrahl auf die Überwachungsoptik ab. Das alles war die Sache eines einzigen Augenblicks. Curcaryen brüllte auf, er stieg auf den Hinterbeinen in die Höhe und wollte sich auf die Fremden stürzen, aber Le Anyante fuhr ebenso schnell herum. Mit einer Hand schob sie ihr Gewehr in die Tasche zurück, mit zwei Händen umklammerte sie Curcaryens Waffe, und die Finger der vierten Hand wühlten sich in seinen struppigen Kinnbart. „Wir wollen nichts Böses!", rief sie aufgeregt in den Raum. „Es ist nur ..."
„Sprich weiter!" Scharf und schneidend hing die Stimme des weißhaarigen Zweibeiners im Raum. Er sprach das Kaqagire mit seltsamem Akzent, auf Anhieb nur schwer verständlich. Le Anyante warf den Kopf herum. Die Kampfroboter schwebten bedrohlich nahe, von starken Schirmfeldern geschützt. Nur eine knappe Armbewegung des Weißhaarigen hatte sie am Eingreifen gehindert. „Wir sind ... etwas verwirrt", gestand die Algorrian.
Curcaryen tänzelte unruhig. Immerhin lockerte er seinen Griff um das Gewehr. Le Anyante schenkte ihm ihr hinreißendstes Lächeln. Seine Verwirrung wich nur
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