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2183 - Mit den Augen der Cishaba

Titel: 2183 - Mit den Augen der Cishaba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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antwortete, dass nur ein Turm der heiligen Visionen existiere. Und das war er in der Tat. Im selben Moment bekam Roi aus den Mustern das Wort Visionen zu lesen. „Bring mich zu diesem Turm der heiligen Visionen, Hishmatuun!", verlangte Roi. Er sprach mit lauter Stimme in der Sprache der Insektenwesen, um seinen Gedankenbefehl zu verstärken. Einige Cishaba blickten: sich verwundert nach ihm um. Hishmatuun führte ihn kreuz und quer durch das Labyrinth von Gomath. Sosehr Roi seinen Insektenhals reckte, er bekam nirgendwo ein turmartiges Gebäude zu sehen. Nur die Holos mit Junes Namen verfolgten ihn überallhin. Schließlich erreichte er einen freien Platz, an dessen Ende ein hässlicher Bunker stand. Das war der Turm der heiligen Visionen, erfuhr er von Hishmatuun.
    Roi schritt rasch über den weitläufigen Platz. Als er dem Bunker näher kam und sich die Menge lichtete, sah er im Eingang einen einzelnen Cishaba, der seltsame Verrenkungen machte. Dieser Cishaba tanzte gewissermaßen! Ja, es war ein eigenartiger Tanz, den dieser Cishaba nach seinen Möglichkeiten vollführte. Und es war gewiss der einzige Cishaba, der jemals getanzt hatte. Die vorbeigehenden Cishaba starrten staunend auf den wunderlichen Artgenossen, blieben stehen. Inzwischen hatte sich eine ansehnliche Menge angesammelt.
    Roi dachte an das Schicksal des von Dalia übernommenen Cishaba. Er wollte nicht, dass June dasselbe Schicksal blühte, nachdem er die junge Frau im Körper des Insektenwesens endlich gefunden hatte. Roi beschleunigte den Schritt, bahnte sich rücksichtslos seinen Weg durch den Kreis Neugieriger. Endlich erreichte er die einzelne tanzende Gestalt im Eingang des Turmes der heiligen Visionen. Er fasste nach dem Cishaba und zwang die Sprechwerkzeuge zu einigen Worten auf Interkosmo: „Ich bin es, Roi. Und jetzt hör endlich mit dem Unsinn auf! Hier kriegst du kein Trinkgeld. „„Ich habe daran geglaubt, dich zu finden", rief der andere Cishaba und strich mit einer Klaue über sein Chitingesicht. „Ich habe fest daran geglaubt."
    Roi konnte Junes Gefühlsausbruch verstehen. Aber sie waren in Körpern von Cishaba. Und die kannten keine Gefühle, sie wussten mit solchen Gesten nichts anzufangen. „Machen wir, dass wir von hier wegkommen", sagte er, „sonst werden wir noch gelyncht."
     
    12.
     
    Es blieb nicht viel Zeit für einen Erfahrungsaustausch, denn die Cishaba strömten bereits in Richtung des Großen Platzes, wo die Todesmesse stattfinden sollte. June und Roi wollten unbedingt daran teilnehmen, weil sie sich endlich wertvolle Aufschlüsse erhofften. Es gab leider nicht viel zu bereden, weil keiner von ihnen besondere Erkenntnisse gewonnen hatte. „Die Cishaba sind ja bloß unbedeutende Figuren in diesem kosmischen Spiel", stellte Roi auf dem Weg zum Großen Platz fest. „Aber vielleicht sind wir nach der Todesmesse klüger."
    „Was hältst du von diesem Zattokura?", fragte June. „Ist das bloß eine fiktive Gottheit, die sich die Cishaba erschaffen haben? So als eine Art Leitfigur für ihren Todeskult?"
    „Zattokura könnte mehr sein als das. Möglicherweise ein höheres Wesen, das das KRO'GOM'ATHO steuert. Oder den Impuls für die Vernichtung der Milchstraße geben soll. Denkbar auch, dass Zattokura zu den Dienern der so genannten Hohen Mächte gehört."
    „Ich kann es einfach nicht glauben, dass die Milchstraße ausgelöscht werden soll." Sie erreichten den Großen Platz. Hier drängten sich bereits Hunderttausende Cishaba, und immer noch strömten weitere hinzu. Sie alle fieberten dem kommenden Ereignis entgegen. Der Todesmesse, bei der gezeigt wurde, was der Milchstraße in absehbarer Zeit bevorstehen sollte. Der finale Untergang!
    Vom Stadtrand her näherte sich eine kleine Flotte von Flugobjekten. Es waren 13 offene Gleiter, und in jedem stand ein Cishaba. Allen voran kam der Oberste Vollstrecker Algakira Tufune, wie Roi den Gedanken „seines" Cishaba entnahm. Zu seinem Gefolge gehörten die zwölf Zeremonienmeister.
    Während der Gleiter des Obersten Vollstreckers keinerlei Aufbauten aufwies, waren die Gefährte der Zeremonienpriester mit Gerätschaften überladen. Der Oberste Vollstrecker flog bis zur Mitte des Großen Platzes und blieb hoch über den Köpfen der Cishaba in der Schwebe. Die zwölf Priester bildeten mit ihren Schwebern einen weiten Kreis um ihn. Die Versammelten reckten ihre Köpfe nach oben, in ihren Facettenaugen blitzte es erwartungsvoll. Die Cishaba standen starr, kein Scharren und

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