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2183 - Mit den Augen der Cishaba

Titel: 2183 - Mit den Augen der Cishaba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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enden! Das war alles, was er dazu sagen konnte.
    Vielleicht hatte Roi mehr Glück und beherrschte einen Cishaba mit umfangreicherem Wissen. Es war darum das oberste Gebot, ihn zu finden. Zu zweit würden sie auch mehr ausrichten können als jeder für sich. Die Chance, dass Roi ebenfalls in Gomath gelandet war, stand gut. Denn Kaurismaeki verriet ihr, dass die Stadt im Fokus stand und Todeserlebnisse von hier aus begünstigt wurden. Aber wie sollte June es anstellen, Roi aus der Masse der Cishaba herauszufinden? In Gomath lebte eine Million der Insektenwesen. Für June sahen die Cishaba einer wie der andere aus. Sie konnte auch nicht erwarten, auf einen zu stoßen, der durch seltsames Verhalten auffiel. Selbst wenn sich Roi auf den oberen sechs Extremitäten fortbewegte, um aufzufallen, standen in Gomath die Chancen eins zu einer Million, dass sie ihn fand.
    Nein, auf Zufälle durfte sie sich nicht verlassen. Sie musste einen Plan entwickeln, wie sie Kontakt zu Roi aufnehmen konnte. Vielleicht versuchte er das auch von sich aus, aber sie hatte noch keine Zeichen oder Signale wahrgenommen, die von ihm stammen könnten. Auch darauf durfte sie sich nicht verlassen. June musste die Initiative ergreifen. Sie befahl Kaurismaeki, sein Haus zu verlassen und ihren Befehlen zu gehorchen. Ich möchte auf den Großen Platz zum Meditieren, verlangte Kaurismaeki. Aber June verfolgte ganz andere Pläne.
     
    *
     
    Kaurismaeki besaß nicht einmal ein Funksprechgerät oder etwas Ähnliches, über das June einen Rundruf ausschicken könnte, in der Hoffnung, dass auch Roi ihn auffing. Es gab kein Informationsnetz, das die Cishaba in ihrer Freizeit nutzen konnten. Wozu auch? Die Cishaba kannten so etwas wie Privatleben nicht. Sie waren ein Kollektiv, das gemeinsam einem Ziel zustrebte. Sie schliefen lediglich gesondert. Ihr einziges Vergnügen war, auf dem Großen Platz den Todesmessen beizuwohnen, die der Oberste Vollstrecker zelebrierte. Sie diente stets der Vorbereitung auf die bevorstehende Vernichtung.
    Und diese Vernichtung bezog sich meist auf einzelne Sonnensysteme, seltener auf Kugelsternhaufen - und nun sollte die Vernichtung einer ganzen Galaxis kommen, bei der auch alle Cishaba ihr Leben verlieren sollten. Kaurismaeki hatte schon etliche Male an einer Todesmesse teilgenommen, während der die kommende Vernichtung im Detail gezeigt wurde. Dabei hatte er sich jedes Mal so sehr in Trance gesteigert, dass er über die genauen Abläufe nicht berichten konnte. Was er darüber aussagte, war verklärtes, mystifizierendes Durcheinander. Die Cishaba unterhielten keine Freundschaften. Jeder war für den anderen ein Anonymus, bloß ein Name, hinter dem keine Bezugsperson steckte.
    Kaurismaeki konnte die Namen von Hunderten von Kollegen herunterleiern, aber zu keinem fiel ihm eine Charakterisierung ein. Er konnte den Namen höchstens eine Tätigkeit zuordnen. So etwas wie sexuelle Beziehungen war den Cishaba ebenfalls fremd, denn sie hatten kein Geschlecht. Sie vermehrten sich nicht auf herkömmliche Weise. Es gab in dieser Stadt keine Kinder. Seid ihr Retortengeschöpfe? Androiden?, wollte June von Kaurismaeki wissen. Aber solche Begriffe waren ihm fremd. Junes Ziel war der Turm der heiligen Visionen, Kaurismaekis Arbeitsstätte. Wenn sie etwas zu einer Kontaktaufnahme mit Roi tun konnte, dann nur dort. Dieser Turm bot die einzige Möglichkeit, Informationen zu verbreiten.
    Es hing natürlich davon ab, wie kompetent Kaurismaeki war. Sie befürchtete jedoch, dass er keine besonderen Zugriffsmöglichkeiten hatte. Der Turm der heiligen Visionen erwies sich als hässlicher, fensterloser, bunkerartiger Klotz. Es gab nur einen Eingang, durch den June Kaurismaekis Körper steuerte. Der Cishaba jammerte in Gedanken darüber, dass er nach Dienstschluss nichts an seiner Arbeitsstätte zu suchen habe. Als sie ihn nach den Konsequenzen fragte, die ein solches Fehlverhalten nach sich ziehen könnte, konnte er keine nennen. Kaurismaeki wollte dennoch lieber auf den Großen Platz. Es gab im Turm der heiligen Visionen keinerlei Kontrollen. Wozu auch?
    Jeder Cishaba kannte seinen Einsatzbereich und wusste, was er zu tun hatte. Kein Cishaba hätte Veranlassung gehabt, gegen die Regeln zu verstoßen.
    Sie hatten keine persönlichen Interessen. Alle ordneten sich dem Kollektiv unter. June erreichte Kaurismaekis Arbeitsplatz. Er hatte bloß einfache Wartungsarbeiten zu verrichten. Das setzte natürlich voraus, dass er Kenntnis über die Bedienung der

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