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2185 - Souverän der Vernunft

Titel: 2185 - Souverän der Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aber bei weitem nicht genug, um seinen Kurs nachhaltig zu verändern. Zim atmete scharf ein. Wann würden die internen Reparaturmechanismen endgültig greifen? Falls sie nicht auch schon längst zerstört waren ... Wann würde er die Triebwerke wieder in Betrieb nehmen können? Der Datenmangel ließ ihn aufstöhnen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, ob überhaupt noch eine Chance bestand, die sowieso fast wracke JOURNEE wieder flugfähig zu bekommen. Er konnte nur unter der SERT-Haube sitzen und warten. Gequält stöhnte er auf. In die Hoffnung mischte sich Zweifel. Gab er sich Wunschträumen hin? Ließ sich das Schicksal tatsächlich ein zweites Mal überwinden?
    Die JOURNEE raste weiterhin auf den Planeten zu. Die Ortung lieferte keine brauchbaren Entfernungsdaten, doch die Welt schien in der dreidimensionalen Darstellung schnell näher zu kommen. Zim machte drei kleine Kontinente aus, hauptsächlich aber eine gewaltige Wasserfläche.
    Er glaubte zu spüren, dass die automatischen Systeme die JOURNEE mit den letzten Reserven abbremsten, aber etwas tief in ihm flüsterte beharrlich, dass das Desaster sich nicht mehr unter Kontrolle bringen lassen würde. Der Planet, auf den die JOURNEE stürzte, war wunderschön, wie fast alle Welten aus dem All betrachtet wunderschön aussahen. Zumindest die meisten Sauerstoffplaneten. Genau das hatte er auch beim Absturz auf Cyrdan gedacht.
    Noch immer spielte die Syntronik keine genauen Daten ein. Daten, dachte Zim verzweifelt. Ich brauche Daten ... Und ich brauche die Triebwerke! Zim fluchte leise. Er fühlte sich völlig hilflos, hatte keinerlei Möglichkeit, die Aggregate der JOURNEE wieder in Gang zu bekommen. Und das war das Schrecklichste überhaupt: diese Hilflosigkeit. Untätig abwarten zu müssen, zu hoffen, dass irgendein Wunder geschah. Dann hörte er das Summen. Zuerst ganz leise, kaum wahrnehmbar, wie das Flügelschwirren einer Biene, das eine schwache Brise über einen breiten Fluss zu ihm herübertrug. Es wurde lauter, erinnerte ihn nun an einen ganzen Schwarm. Die internen Reparaturmechanismen!, dachte der Emotionaut. Sie sind angelaufen! Genau wie in Andromeda!
    Doch sie konnten die Triebwerke nicht in Nullzeit einsatzfähig machen, sie benötigten Sekunde um Sekunde, und Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Ewigkeiten. In einer holografischen Darstellung der Schiffssysteme leuchtete ein grünes Licht auf. Ein Triebwerk!, dachte Zim. Irgendeins! Es wurde übergangslos zu einem Teil seines Körpers, und er fuhr es hoch, leitete Energie hinein, nahm nicht die geringste Rücksicht auf Kapazitäten und Belastungsgrenzen, auf Materialerschöpfung und mögliche Speicherbrüche. Er fuhr das Triebwerk hoch und schaltete auf Bremsbeschleunigung, volle Bremsbeschleunigung.
    Die JOURNEE schüttelte sich, als das Triebwerk sie abbremste, und die Oberfläche des Planeten kam rasend schnell näher, und Zim wurde endgültig klar, dass es doch keine Duplizität der Ereignisse gab, das Schicksal sich nicht zweimal betrügen ließ. Dass es ganz anders war als in Andromeda. Ganz anders. Erneut ging ein Ruck durch den Spürkreuzer, ein viel heftigerer als die vorherigen, und Zim glaubte, das Schiff würde zerbrechen, und Zim wusste, dass sie es diesmal nicht schaffen würden, dass er es nicht schaffen würde, die JOURNEE einigermaßen heil auf die Planetenoberfläche zu bringen. Raye, dachte er, während das Schiff wie eine lodernde Fackel durch die Atmosphäre stürzte, Raye!
     
    3.
     
    Zim November „Fünfundzwanzig Tote", sagte Raye. Ihr Gesicht war gezeichnet. Nicht nur von den Anstrengungen, der Erschöpfung, sondern auch von notdürftig versorgten Verletzungen. Ein breiter Schnitt zog sich von der rechten Schläfe bis zum Kinn. Das aufgetragene Bioplast bildete einen dicken Wulst, der die zuvor makellose Schönheit der Tefroderin auf eine schrecklichere Weise entstellte, als Zim es sich jemals hatte vorstellen können. Weitere Bioplasttupfer deckten kleinere Risse in der Haut und Prellungen ab, und ein notdürftiger Hartverband stellte die rechte Schulter ruhig. Zim ließ den Blick über die Ebene gleiten, auf der die JOURNEE einen geradezu obszönen Fremdkörper bildete. Eine Grassavanne, so weit das Auge reichte, durchbrochen von Hainen hoher, schlanker Nadelbäume, und dazwischen das Skelett eines metallenen Dinosauriers.
    Stahlverstrebungen statt Knochen, Kunststoffe statt gewaltiger Innenorgane. Schon bald würde der Zerfall einsetzen. Zim fragte sich, was zuerst

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