2185 - Souverän der Vernunft
gewährleisten. Grek würde als Erster sterben. Der Maahk hatte diese Thematik von sich aus noch nicht angesprochen, und Zim musste sich eingestehen, bislang noch gar nicht daran gedacht zu haben. „Wir werden es versuchen", sagte er spontan. „Das sind wir allein schon Grek-6651/2 schuldig. Oder sollen wir ihn einfach sterben lassen? Wir werden die SJ-2 auf den Weg schicken ... mit zehn Terranern an Bord!"
Die SJ-2 schien leicht zu schwanken, als sie von einer schwachen Brise gestreift wurde, doch Zim war klar, dass das laue Lüftchen daran keine Schuld trug. Wahrscheinlich arbeitete das Antigravtriebwerk nicht einwandfrei. Aber dann hob die Space-Jet sich langsam in den noch immer wolkenlosen Himmel. GOOD HOPE hatten sie sie genannt, einer alten, ehrwürdigen Tradition folgend. Ein passender Name, dachte Zim. Was blieb ihnen außer der Hoffnung? Er atmete auf. Der Start sei das größte Risiko, hatte Bruno Thomkin gewarnt. Drei Tage hatten sie für die Vorbereitungen gebraucht. Und nun war es so weit. Endlich, dachte Zim.
Auch sonst hatten diese drei Tage einige neue Erkenntnisse gebracht. Brunos Einschätzung zufolge würde die JOURNEE in frühestens zwei und spätestens vier Tagen endgültig explodieren.
Sie mussten also versuchen, das Wrack so schnell wie möglich auszuschlachten und so viele technische Gegenstände wie möglich aus den Resten der JOURNEE zu bergen, alles herauszuholen, was für ihre kleine Kolonie von Wert sein konnte. Die Arbeit wurde von Stunde zu Stunde schwieriger. Der Spürkreuzer schien sich zu weigern, schnell zu sterben, und ein lang gezogenes, rot glühendes Fanal vor dem unausweichlichen Höhepunkt vorzuziehen.
Acht Überlebende hatten Zim begleitet, um die Besatzung der GOOD HOPE zu verabschieden und das Schiff auf den Weg zu bringen. Raye Corona natürlich, und Grek-6651/2, der das größte Interesse daran hatte, dass das Schiff auf Eltanen stieß und Hilfe holte. Und Coa Sebastian als Kommandantin, Bruno Thomkin, Jeremiah Hutkin, Bi Natham, Sariocc, Dr. Mimo Serleach und Hannah Snider. Die anderen 21 Besatzungsmitglieder waren an der Absturzstelle zurückgeblieben und schufteten, ohne sich eine Pause zu gönnen, obwohl einige von ihnen nur noch durch Aufputschmittel auf den Beinen gehalten wurden. Zim legte den Kopf in den Nacken und sah der Space-Jet nach, wie sie immer kleiner zu werden schien, schließlich nur noch als winziger Punkt und dann gar nicht mehr auszumachen war.
Zehn Terraner, dachte er, die vielleicht unsere Bestimmung erfüllen. Die sich vielleicht vermehren und fortpflanzen, damit in einhundertundsechzigtausend Jahren die Überreste ihrer Nachkommen gefunden werden und die Geschichte sich so erfüllt, wie sie sich erfüllt hat... oder erfüllen wird. Zim wandte sich ab und sah Raye an. Die Tefroderin lächelte schwach. Jetzt waren sie noch 30 Überlebende auf dieser namenlosen Welt. 30 von ehemals
80.
Die Hälfte der ursprünglichen Besatzung war tot, zehn waren mit unbekanntem Ziel aufgebrochen. Aber der Emotionaut weigerte sich, auch nur in Betracht zu ziehen, dass dies das Ende war. Er glaubte an seine Bestimmung, hatte immer daran geglaubt, auch wenn der Verlauf der Ereignisse Zweifel in ihm erzeugt hatte.
„Machen wir uns auf den Rückweg zum Wrack", sagte er, setzte sich in Bewegung - und blieb stehen und riss den Kopf hoch. Ein dumpfes Grollen rollte durch den blauen Himmel auf sie zu, wurde rasend schnell lauter, bis es sein Trommelfell zu zerreißen drohte. Zim kniff die Augen zusammen, glaubte, irgendwo weit über der Grenze des Horizonts einen neuen Stern aufleuchten zu sehen. Die Space-Jet?, dachte er. Und: Nein! Das war kein explodierendes Schiff! Das war ... Er wusste es nicht. Dann fiel auch schon der Schatten auf sie.
Es war ein riesiger Schatten, über dreieinhalb Kilometer lang, wie Zim schätzte. Der Schatten eines wohl vertrauten zweigeteilten Schiffs aus Zeppelinkörpern. Der eines Weltraumkatamarans.
Eines AGLAZARS. Eine Einheit der gefürchtetsten Schlachtschiffe der Galaxis Tradom. „In Deckung!", rief Zim, obwohl er wusste, dass sie sich nicht vor dem Schiff schützen konnten. Ein einziger Feuerstoß völlig nebensächlicher Hilfsgeschütze, und die Hügel, die sie umgaben, wären glasierte Lava oder gar nicht mehr vorhanden. Abrupt wurde es dunkel um sie, und Zim befürchtete schon das Schlimmste. Doch der Schatten glitt über sie hinweg, trotz des Schreckens, den er in Zim auslöste, mit majestätischer Erhabenheit.
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