2199 - Düstere Zukunft
Zyklopenkörper schlugen, dunkler, kleiner, kälter.
Der Kampf wogte hin und her. Die beiden Wolkenfronten des Psi-Orkans am Himmel zogen sich zurück und stießen wieder vor, als lieferten sie sich Scheingefechte oder höchstens Scharmützel, während sie in Wirklichkeit die Kräfte für den alles entscheidenden Schlag schonten.
Saedelaere drückte die Hände gegen die Schläfen, um irgendwie den Schmerz zu vertreiben, doch es gelang ihm nicht. Das Cappin-Fragment in seinem Gesicht strahlte weiterhin hell.
Einen Moment lang drohten die Flammen, die aus Hismooms Körper schlugen, fast zu erlöschen. Saedelaere verspürte plötzlich Panik, nackte Angst um sein Leben. Halb wahnsinnig vor Besorgnis, wirbelte er zu Chabed herum, hob die Hände und riss sich die Maske vom Gesicht.
Der kleine Humarioide nahm ihn gar nicht zur Kenntnis, schaute durch ihn hindurch.
Ein normalsterbliches Lebewesen wäre jetzt unter Krämpfen zusammengebrochen, dann gestorben oder zumindest wahnsinnig geworden. Aber eine Superintelligenz ...?
Im nächsten Moment spürte er Cairols Finger an seiner Hand. Mühelos zwang der Roboter sie hoch und vor sein Gesicht. Mit geschickten Bewegungen befestigte er die Maske wieder. „Störe Hismoom und THOREGON nicht", sagte er kalt.
Dann schien der Kampf eine Wende zu nehmen. Die Wohnstatt löste sich auf, und die halbmateriellen Gestalten, die ihn unentwegt angestarrt hatten, wurden zu bloßen Lichtpunkten, leuchtend weißen Irrlichtern in der Dunkelheit, die einander suchten, ohne sieh jemals zu finden.
In den Wolkenfronten tobten Blitze, die Wohnstatt wurde wieder halbmateriell, die Flammen, die aus Hismooms Körper schlugen, loderten mit letzter Kraft, und Saedelaere wusste, dass sie diesmal endgültig erlöschen würden. Die Lichter, die einst Raum-Zeit-Ingenieure gewesen waren, strahlten heller denn je zuvor.
Plötzlich war Saedelaere ganz ruhig. Es ist vorbei, dachte er, THOREGON hat den Sieg davongetragen, Hismoom wird vergehen, zu Asche zerfallen, und die Superintelligenz wird grausame Rache nehmen an allen Gehilfen der Kosmokraten, hier im Zentrum ihrer dann unbeschränkten Macht...
Aus dem roten Brodeln, das noch immer die ganze Welt zu verschlingen drohte, schössen plötzlich schwarze Bomben hervor, jagten unbeeindruckt von den entfesselnden Gewalten mit irrwitziger Geschwindigkeit heran und suchten zielsicher ihre Opfer.
Die halbmateriellen Humanoiden, die THOREGONS Väter waren. Oder THOREGON selbst.
Saedelaere lachte heiser auf. Die schwarzen Helioten, dachte er. Die Wesen aus rotem Licht, die der Kosmokrat in solche aus schwarzem umgeformt hatte. Dass Hismoom sie gegen THOREGON einsetzen wollte, war von vornherein klar gewesen. Und jetzt würde Saedelaere erfahren, wie genau das vonstatten gehen würde. „Hismoom ist kein Risiko eingegangen, obwohl Chabed das geglaubt oder erhofft hat", vernahm der Mann mit der Maske wie aus weiter Ferne Cairols Stimme. „Die umgewandelten schwarzen Helioten haben in den Sonnen ein mentales Selbstmordprogramm in Gang gesetzt.
THOREGON kann nicht überleben. Doch das war nur ein Teil ihrer neuen Bestimmung. Sieh selbst, was nun geschieht."
Wo die schwarzen Helioten auf die halbmateriellen Humanoiden trafen -oder die Lichtpunkte oder was auch immer Saedelaere zu sehen glaubte -, vergingen beide in einer grellen Explosion. Doch das Licht, das sich ausdehnte, wurde schnell wieder eingefangen - von einer in Myriaden Fragmente zersplitterten Dunkelheit, einer abgrundtiefen Schwärze, die die Helligkeit verschlang. Neutralisierte. Auflöste.
Nein, dachte Saedelaere. Hismoom besiegt mit Finsternis eine ... eine Lichtgestalt!
Dann dachte er gar nichts mehr. Der Orkan, der um ihn herum tobte, löste sich auf. Dabei schien er einen Wirbelsturm aus Emotionen freizusetzen. Angst, Verzweiflung, abgrundtiefer Hass spülten über Saedelaere hinweg.
Und wurden immer leiser, verhallten wie ein fernes Echo nach der zehnten Wiederholung. „Dieser Vorgang reicht aus, um THOREGON entscheidend zu schwächen", bestätigte der Kosmokratenroboter. „Die Superintelligenz verliert an Substanz. Und was von ihr verbleibt, hat keinen Lebenswillen mehr. THOREGON kann nicht einem Geschöpf trotzen, das von jenseits der Materiequellen stammt!"
Das Funkengewitter verging so schnell, wie es entstanden war. Als es vollständig erlosch, war die Wohnstadt entvölkert. Kein einziger Humanoide befand sich noch in ihr.
Außer Chabed.
Auch die schwarzen Helioten waren
Weitere Kostenlose Bücher