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2212 - Menschheit im Aufbruch

Titel: 2212 - Menschheit im Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in die Seile. Solk fasste ebenfalls mit an.
    Zentimeterweise brachten sie den Aufbau voran und sicherten ihn in regelmäßigen Abständen ab. Sie schufteten fast bis zur völligen Erschöpfung. Es war eine schweißtreibende Arbeit, aber letztlich gab ihnen der Erfolg Recht. Jubelnd fielen sich die Männer in die Arme.
    „Gibt es einen Grund zum Feiern?", fragte unvermittelt eine schrille Stimme.
    Solk konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Jeder Muskel schmerzte, und die Gelenke schienen ihm schon gar nicht mehr gehorchen zu wollen. Langsam wandte er sich um. „Ich ... glaube ... nicht", brachte er schwer atmend hervor.
    „Schade." Sein Gegenüber kratzte sich die schuppenhäutigen Wangen, die jetzt, in der beginnenden Dämmerung, fahlgrün leuchteten. Der Mann lachte, als er Solks weit aufgerissene Augen sah. „Das sind Genbestandteile einer Leuchtmoosart. Praktisch bei völliger Dunkelheit. Aber leider werden sie von der körpereigenen Immunabwehr attackiert. In vier Wochen ist der Spuk vorbei, dann brauche ich eine neue Injektion."
    Solk verdrehte die Augen. Abgesehen davon, dass er keine Ahnung hatte, was die Künstlertruppe wollte, fühlte er sich ausgelaugt. Und das lag nicht nur daran, dass der Schweiß am Körper trocknete. Er hatte seit dem Morgen weder etwas gegessen noch getrunken.
    „Wir dachten, wir machen uns nützlich", sagte die Frau mit dem Federhaar. „Mit etwas, das wir können."
    Keine zehn Minuten später saßen sie unter dem vorkragenden Dach eines Nebengebäudes beieinander. Bratenduft und das Aroma von Wein breiteten sich aus. Die Künstler hatten herangeschleppt, soviel sie tragen konnten.
    In Gedanken leistete Solk Abbitte. Seit Tagen hatte er sich nicht mehr so wohl gefühlt wie in dieser Runde. Zwei Raumschiffe zogen kurz nacheinander über den von Sternen übersäten Himmel. Konnte es einen besseren Hinweis darauf geben, dass es wieder aufwärts ging?
    „Zu viel Ruhe macht müde." Der Projektleiter war der Erste, der sich nach dem Essen erhob. Er winkte zwei Männer zu sich. „Wir justieren die Schaltungen, anschließend hängen wir den Reaktor eben hier ans Netz." Ohne den Antigravschlepper hatten sie in der Tat wenig Chancen, den Fünf-Tonnen-Koloss auf Solks Gleiter zu verladen und an seinen eigentlichen Bestimmungsort zu verfrachten.
    „Das Essen war ein Gedicht", platzte einer der Künstler heraus. „Aber das ist nicht alles, was du kannst. Raya, du musst uns auch den Nachtisch bieten."
    Raya war die Köchin. Als sie sich erhob, trat schlagartig Stille ein.
    „Die Sterne sehen wir viel zu selten, ihr Licht erzählt uns von fernen Welten – von Leben, fremd und unverständlich, exotischer Liebe, Tod und vielleicht Leiden." Raya zögerte, aber schon einen Augenblick später fuhr sie fort: „Ihr Funkeln verspricht uns: Die Hoffnung wird bleiben."
    „Solange Leben existiert", fügte jemand hinzu.
    In das zustimmende Murmeln mischte sich ein wütender Fluch. „Wir können das Kraftwerk nicht in Betrieb nehmen! Irgendwer hat die falschen positronischen Bauteile für die Steuerung liefern lassen."
    Solk Othaft spürte die Enttäuschung der Techniker. Und nicht nur sie, auch er hatte sich inzwischen blutige Schwielen an den Händen geholt. Keiner von ihnen war die schwere körperliche Arbeit gewohnt, aber sie hatten sich überwunden. Sogar die Künstler von Shala Beiantha hatten ihren Teil dazu beigetragen ... ... und nun das.
    „Wo gibt es die Positronikteile?", hörte Solk sich fragen.
    Der Projektleiter lachte bitter. „Ich weiß es nicht genau. Vielleicht am anderen Ende von Terrania.
    Aber das sind mindestens 130 Kilometer."
    „Ich kümmere mich darum ...", versprach Solk. Sein Blick schweifte nach Nordwesten, Richtung Monggon. Eine düstere, unregelmäßige Wand vor dem dunklen Nachthimmel, mehr war die terranische Metropole nach wie vor nicht. Keine hell erleuchteten Fensterfronten, keine Reklameholos in den Straßenschluchten, von den holografischen Installationen ganz zu schweigen, die schon viele Nächte zum unvergesslichen Ereignis gemacht hatten. Speziell Quart Homphes Regensymphonie war Solk in Erinnerung geblieben – eine wahrhaft gewaltige Lichtorgie über halb Terrania. Er gähnte verhalten. „...
    aber erst morgen, wenn die Stadt zu neuem Leben erwacht."
     
    *
     
    „Rattenfänger", wiederholte Bre Tsinga gedankenversunken. Genau so hatte Julian Tifflor den seltsamen Prediger genannt. Er hatte Mondra und sie gebeten, ein Auge auf den Bärtigen zu

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