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2212 - Menschheit im Aufbruch

Titel: 2212 - Menschheit im Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gebetsmühle wiederholte Lene Smits ihre Vorstellung. „Ich glaube, dass die Smits-Werke als Manufaktur besser geeignet sind als jede Großserienfabrik, eine neue Fertigung positronischer Elemente in Gang zu bringen. Aber dazu benötige ich bestimmte Bauteile, die von den Regierungskommissionen derzeit zentral verteilt werden. Das habe ich zumindest gehört."
    „Eine Kleinfabrik", stellte die Ertruserin fest.
    „Ich habe mittlerweile erkannt, dass ich meine Zeit verschwende. Das ist bedauerlich. Offensichtlich hat sich auf Terra sehr viel verändert." Lene Smits erhob sich.
    „Warte! Dein Ansinnen wird sich ein höher gestellter Vertreter der Verwaltung anhören."
    Die Feststellung entlockte Lene ein zynisches Lachen. „Haben wir Syntrons gegen Bürokraten eingetauscht? Ich will es nicht glauben."
    „... du musst das auch nicht glauben!", wurde sie eine halbe Stunde später in einem weit geräumigeren Büro empfangen.
    „Bitte?" Während sie fragte, verstand Lene Smits, worauf der unscheinbare Mann mit dem schütteren Haarkranz anspielte. Es ging also doch nicht alles verloren, was in der Residenz gesagt wurde.
    Der Mann forderte sie mit einer knappen Geste auf, sich zu setzen, dann ließ er sich selbst in den Sessel ihr gegenüber sinken. Zwischen ihnen stand kein massiger Schreibtisch, sondern lediglich ein rundes Tischchen mit zwei unbenutzten Gläsern und einer Getränkeflasche.
    „Du bist Lene Smits, die Erbin der Smits-Werke."
    Immerhin. Der Mann war informiert. Irgendwoher kannte Lene sein Gesicht.
    „Ich bin Homer G. Adams!"
    Sie starrte ihn an wie vom Blitz gerührt, erschrocken und ungläubig zugleich. Homer G. Adams, der Aktivatorträger. Sie hatte nicht gewusst, dass er auf Terra weilte. Entsetzt stellte Lene fest, dass sie die Hände in. den Armlehnen verkrallt hatte. Und Adams war das keineswegs entgangen, er lächelte nachsichtig. Minuten später wusste sie, dass Adams an ihrem Vorhaben in höchstem Maß interessiert war. „Noch fehlt auf Terra eine umfassende Aufbruchstimmung", sagte er. „Um das zu erreichen, brauchen wir eine Versorgung mit guten Nachrichten. Bislang erreichen wir nur einen Teil der Bevölkerung. Und das ist mühsam genug. Die syntronischen Trivid-Projektoren sind nur noch besserer Schrott, wir brauchen Empfänger auf positronischer Basis."
    Wohl zum ersten Mal, seit sie die Solare Residenz betreten hatte, lächelte Lene Smits.
    „Ich schätze dein Angebot überaus hoch ein", fuhr Adams fort. „Du hast meine Unterstützung in jeder Hinsicht. Aber deine Leute werden Tag und Nacht arbeiten müssen, um die Nachfrage auch nur zum Teil befriedigen zu können."
    „Ich bin überzeugt davon, dass das kein Problem sein wird", erklärte die Frau.
     
    *
     
    Für einen kurzen, freudigen Moment glaubte Solk Othaft, Sphärenklänge zu vernehmen. Mit einem Fingerdruck justierte er den Empfänger im Gleitercockpit, doch da war nichts mehr. Entweder hatte er sich getäuscht oder eine atmosphärische Störung aufgefangen. Vielleicht tobte der Hypersturm immer noch – er wusste es nicht. Aber das änderte nichts daran, dass er sich zum ersten Mal seit Tagen wohl fühlte. Er hatte die Nacht zwar unruhig verbracht, aber schon im ersten Morgengrauen war er mit dem Bodengleiter aufgebrochen. Terrania erwachte zu neuem Leben, das hatte er heute deutlicher registriert als noch in den letzten Tagen. Auf den Hauptstrecken verkehrten wieder die Rohrbahnzüge, und Gleiter hatte er vor allem im Bereich Guzmangrund gesehen. Die meisten waren Firmenfahrzeuge, die unzweifelhaft die Residenz als Ziel gehabt hatten.
    Natürlich ging es aufwärts. Das musste einfach so sein; alles andere hätte Solk am Durchsetzungsvermögen der Terraner zweifeln lassen.
    Leise pfiff er vor sich hin. Schrecklich schräg zwar, aber das störte ihn nicht. Grund zur Freude hatte er ohnehin. Auf der Ladefläche lagen Kisten mit den positronischen Bauteilen, die für die Steuerung von Fusionskraftwerken der Fünf-Tonnen-Klasse benötigt wurden. Er war stolz auf sich, dass er die Elemente auf getrieben hatte. Einfach war es nicht gewesen, und es hatte ihn Schweiß und Zeit gekostet, doch er würde bis zum Abend wieder in Atlan Village sein.
    Die Frau, die am Straßenrand in Richtung des Gobiparks ging, sah er relativ spät. Sie trug dunkle Kleidung, die mit den länger werdenden Schatten verschmolz. Erst als sich der Gleiter schon bis auf kurze Distanz genähert hatte, wurde sie aufmerksam und wandte sich halb um, ohne ihre

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