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2212 - Menschheit im Aufbruch

Titel: 2212 - Menschheit im Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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– aber entweder reagieren wir angemessen darauf, oder wir werden uns auf weitere Zwischenfälle dieser Art einrichten müssen. Die Entscheidung liegt bei dir. – Ich spreche von Zwischenfall, Tiff, nicht von Unfall."
    Der Liga-Außenminister überflog die Folie zum zweiten Mal, dann ließ er sie auf den Tisch fallen. „Es handelt sich eindeutig um ein Attentat. Ein umgerüsteter Medoroboter konnte die Pilotin noch aus dem Fahrzeug bergen, allerdings starb sie unmittelbar darauf an ihren Verletzungen."
    „Sagte sie noch etwas?", drängte Residor.
    Als Tifflor aufschaute, schien ein Schleier über seinen geröteten Augen zu liegen. „Die Frau rief Gon-Orbhon an, ihr zu helfen."
    „Wir unterschätzen die Bewegung um diesen Gott Gon-Orbhon", warnte Noviel Residor.
    „Niemand kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt sagen, ob seine Jünger eine latente Gefahr darstellen", wandte Tifflor ein.
    „Nicht ob", widersprach Residor. „Die Frage ist, wie stark die Gefahr in Regierungskreisen unterschätzt wird. Natürlich haben wir mit Endzeitpropheten und Sektierern gerechnet, aber hinter Gon-Orbhon könnte doch mehr stecken. Die innere Sicherheit, sollte größere Anstrengungen wert sein."
    „Mag sein, dass ich mich geirrt habe." Tifflor erhob sich und ergriff die Hand, die Residor ihm entgegenstreckte. „Der TLD wird in Kürze alle notwendigen Mittel erhalten. Das gilt für Positroniken und Energieerzeuger. Was die Wirtschaftsspezialisten dazu sagen werden, steht auf einem anderen Blatt."
    „Für mich hat die Sicherheit Priorität", sagte der Geheimdienstchef. „Wir kümmern uns um die Jünger von Gon-Orbhon."
     
    *
     
    Es gab kein weiteres Attentat; der Wiederaufbau machte rasche Fortschritte. Das Reaktorunglück vom Goshun-See wurde als Unfall ausgewiesen. Julian Tifflor, der nie etwas von solchen staatlichen Halbwahrheiten gehalten hatte, sprang in dem Fall über den eigenen Schatten. Unruhe hätte den Erholungsprozess weit zurückgeworfen; Furcht und Unsicherheit in der Bevölkerung wären pures Gift gewesen. Die Bestattung der Opfer erfolgte unter großer Anteilnahme. Julian Tifflor und Homer G. Adams waren dabei. Ebenso Maurenzi Curtiz, Bre Tsinga und Mondra Diamond sowie andere Mitglieder der Regierung.
    Wiederholt ertappte sich Tifflor dabei, dass er mit Adleraugen die Umgebung musterte. Für einen Attentäter, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, Terra einen schweren Schlag zu versetzen, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen. Tifflor wusste zwar, dass sich viele TLD-Agenten unter die Trauergäste gemischt hatten, doch leichtes Unbehagen blieb.
    Adams würdigte die Opfer in einer kurzen Ansprache. Ihr Tod, so schrecklich er war, durfte nicht zum Stillstand führen. „... denn dann", stellte er fest, „wären sie umsonst gestorben." Er sagte das vor etwa fünftausend Terranern.
    Zwei Stunden später redete er für einen weit größeren Zuhörerkreis. Aber da war seiner Stimme keine Beklemmung mehr anzuhören.
    Einige zehntausend positronische Trivid-Empfänger waren inzwischen im Großraum Terrania ausgeliefert worden. Genauso viel würden mit jedem weiteren Tag hinzukommen. Lene Smits hatte mit ihrer Manufaktur alle Kräfte mobilisiert. Auch wenn vorerst nur ein einziges einfaches Modell produziert wurde, eine Box von der Größe einer Zigarrenschachtel, die lediglich eine würfelförmige Holoprojektion mit knapp einem Meter Kantenlänge erlaubte, war zu erwarten, dass sich vor jedem Empfänger viele Personen versammelt hatten. Aufbruchstimmung. Dejavu. Adams fühlte sich an eine lange zurückliegende Zeit erinnert, als Mitte des 20. Jahrhunderts alter Zeitrechnung die ersten Fernsehgeräte zur Massenware geworden waren. Der Vergleich hinkte zwar, doch er konnte sich den Bildern nicht verschließen, die ohne sein Zutun in der Erinnerung aufstiegen.
    „Ab heute", verkündete er, „ist die Energieversorgung in Terrania flächendeckend wiederhergestellt.
    Ohne die Mithilfe eines jeden von euch wäre diese Leistung aber nicht möglich gewesen. Die Bürger von Terrania City können stolz auf sich sein."
    Der erste entscheidende Schritt war getan. Weitere würden folgen. Nur das überzeugendste Symbol terranischer Leistungskraft, die Solare Residenz, stieg noch nicht wieder in ihre Position über der Stadt auf. Eine solche Energieverschwendung duldete niemand.
     
    ENDE

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