2216 - Tau Carama
berechtigt. Perry und ich waren uns in diesem einen Punkt völlig einig. Wir mussten die Milchstraße warnen. Die einzige Möglichkeit, dorthin zu kommen, stellten nach unserem aktuellen Wissensstand die Kybb-Cranar mit ihren Raumschiffen dar. Wenn wir mit ihnen einen Pakt schlössen oder uns ihrer zumindest bedienten, um nach Hause zu kommen, war das in Zephydas Augen wahrscheinlich nicht nur Verrat, sondern ein todeswürdiges Verbrechen.
Für den Fall, dass wir ein solches Abkommen benötigten, für wen würde ich mich dann entscheiden? Für Zephyda oder für die Milchstraße? ich wusste es nicht zu sagen. Noch nicht. Und ich hoffte, es nie herausfinden zu müssen.
Perry schien meine Gedanken zu erraten. Er legte eine Hand auf meine Schulter, sah mir tief in die Augen und meinte: „Quäle dich nicht. Wir lassen es auf uns zukommen. Wer weiß, was bis dahin noch alles passiert. Nur eines dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren. Was immer wir tun, es muss schnell gehen."
„Natürlich. Du hast völlig Recht."
„Und nun weiter. Wir verschieben das Aufrichten des Mastes bis zum Schluss", rief er. „Bereitet das Boot für die erste Wasserung vor."
Sie erfolgte am Abend kurz vor Sonnenuntergang. Die Motana bauten aus Stämmen eine Rollpiste bis ins Wasser. Auf ihr schoben sie das Gestell hinein, bis das Boot abhob und frei zwischen den Halterungen schwamm.
Nach einer Stunde stand fest, dass alle gute Arbeit geleistet hatten. An keiner einzigen Stelle drang Wasser ein. „Bringt das Boot über Nacht in die Halle!", sagte Perry. „Verschließt sie gut. Und schüttet die Sanddünen wieder auf."
„Glaubst du wirklich, dass das jetzt noch nötig ist?", fragte ich ihn. Er sah mich aus großen Augen an. „Deine Gedanken sind nicht bei der Sache, Kristallprinz. Wenn wir jetzt ein Risiko eingehen, können wir gleich für immer auf dieser Insel bleiben."
Er hatte Recht. Niemand gab uns eine Garantie, ob nicht in der Nacht oder am folgenden Tag ein Seebeben die nächste Welle schickte.
Im Unterschied zu Perry schlief ich in der Nacht ausgesprochen unruhig. Mehrfach erwachte ich, wälzte mich unruhig hin und her. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich stand auf und ging hinaus.
Seit inzwischen drei Wochen unserer gewohnten Zeitrechnung entschädigte Ash Irthumo uns für den anfänglichen Orkan mit herrlichem Wetter, warmen Sonnentagen und sternenklaren Nächten. Der Himmel über Oreschme strahlte hell, denn die Sterne des Haufens standen in relativ engem Abstand zueinander.
Dahinter aber gab es nichts. Dem Universum, in dem wir uns befanden, fehlte die Weite einer Spiralgalaxis und ihrer benachbarten Sterneninseln.
Während ich gemächlich durch die Siedlung schlenderte, entdeckte ich an ihrem Rand eine Bewegung. Ein Motana war es nicht, und Tiere in dieser Größe existierten auf Ore keine. Es gab nur eine sinnvolle Erklärung, wer da herumgeisterte. Rorkhete. Seit einigen Tagen zog er es vor, die Nächte nicht bei uns in der Hütte, sondern im Freien zu verbringen.
Auf Zehenspitzen schlich ich ihm nach. Dort, wo die Hütten endeten und das Gelände sich zur Steilkante hin leicht absenkte, kauerte er am Boden. Er hatte seine Weste ausgezogen.
Ich sah, wie er eine ganze Reihe geheimer Kammern aufklappte - die Rippen der Weste, die folglich hohl waren und Werkzeuge enthielten. Er brachte Einzelteile eines hauchdünnen Gestänges zum Vorschein, die er nach und nach zusammensetzte. Aus den Einzelteilen entstand im Handumdrehen ein Gebilde, das an eine kleine Bodenantenne erinnerte. Zum Schluss nahm Rorkhete den schalenförmigen Helm ab und setzte ihn oben auf die Antenne.
Der Nomade wartete reglos ab. Minuten vergingen, ohne dass sich etwas ereignete. Dann bildete sich über dem Helm ein rosafarbener energetischer Schimmer.
Rorkhete fuhr auf. Hastig beugte er sich über das Gestänge, als müsse er sich erst vom Vorhandensein der Leuchterscheinung überzeugen. Mit einer schnellen Bewegung nahm er den Helm herunter und setzte ihn wieder auf. Anschließend zerlegte er in Windeseile das Gestänge und verstaute die Einzelteile wieder in den Hohlräumen der Weste, die er fest verschloss.
Augenblicke später war er zwischen den Büschen weiter rechts verschwunden.
Er hatte etwas entdeckt, das lag auf der Hand.
Ich wartete eine Weile, dann kehrte ich auf einem Umweg in die Hütte zurück.
Die Frage, worum es sich handelte, lenkte mich von meinem eigentlichen Problem ab. Und über meinen fruchtlos kreisenden
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