2219 - Rorkhete
berühren, den Wolkenschleier durchstoßen, der diese Welt umgab. Dort unten konnte sie buchstäblich alles erwarten. Sie musste vorbereitet sein. Beflissen folgten die Feldlinien der Schwerkraft ihrem Willen. Am Rand ihrer Wahrnehmung spürte Zephyda ein neues Bündel von Linien. Es musste Shoz sein. Und dann sträubten sich die Linien plötzlich.
Zephyda verstärkte ihren Druck, aber es half nichts. Spannung sammelte sich in den Linien - und entlud sich.
Die SHALAVDRA bäumte sich auf wie ein wild gewordenes Moka. Zephyda wurde hochgeschleudert, prallte gegen die Decke und kam hart auf dem Boden auf.
Die Feldlinien der Matrix tanzten. Nein, es war kein Tanz, sie bäumten sich auf, willkürlich. Bekam Zephyda eine zu fassen, sprangen die übrigen umso wilder. Die Motana stöhnte auf. Das durfte nicht sein! Die Epha-Matrix gehörte ihr! Sie war ein besserer Ort als diese Welt. Ein Ort des Friedens und der Ruhe. Ein ...
Und dann war es vorbei. Die Feldlinien entwirrten sich, kehrten zu der Ordnung zurück, die Zephyda für sie entworfen hatte. Die SHALAVDRA beruhigte sich, glitt wieder erschütterungslos durch das All.
Langsam richteten sich die Motana und Menschen in der Zentrale auf. Niemand schien verletzt. Die Augen der Motana waren geweitet, als hätten sie einem Gespenst ins Auge gesehen.
Zephyda, brachte eine der Frauen hervor. Was war das?
Die Antwort gab Perry Rhodan. Ein Raumbeben.
*
Selboo nutzte die Aufmerksamkeit, die Perry Rhodan mit seiner Äußerung auf sich zog, sich aus der Zentrale der SHALAVDRA zu schleichen.
Rhodan wurde mit Fragen bombardiert, aber Selboo interessierten sie ebenso wenig wie die Antworten, die der Terraner geben mochte. Der Motana verfügte über ein gewisses Psi-Talent, ausreichend, um das tödliche Ausbildungslager der Kybb-Cranar überstanden zu haben, aber die Epha-Matrix war für ihn kein besonderer Ort.
Er mochte das Gefühl, die Feldlinien zu spüren. Alles, was darüber hinausging, was sich die übrige Besatzung der SHALAVDRA einander ehrfürchtig zuflüsterte, schien ihm bestenfalls schwülstige Mystik.
Selboo lebte im Hier und Jetzt. Die Motana waren schlecht beraten, wenn sie ihre Hoffnungen auf eine andere, kaum greifbare Welt und ihre Wunderkräfte setzten.
Selboo gelangte unbehelligt zur Geschützkuppel. Sie war zu seinem Lieblingsort geworden. Hier war er ungestört, musste nicht die gut gemeinten Nachfragen nach seinem Befinden ertragen. Hier, im Schutz des Panzerglases, fühlte er sich sicher. Hier konnte er den Blick schweifen lassen. Nichts entging ihm. Die Zieloptik des Geschützes, die er inzwischen so virtuos beherrschte wie die Waffen aus seinem früheren Depot, zoomte jeden beliebigen Punkt so nahe heran, dass er mit der bloßen Hand greifbar schien. Hier konnte er nachdenken.
Selboo baute sich auf dem Sessel des Waffenschützen auf. Der Flug der SHALAVDRA verlief jetzt wieder mit der Lautlosigkeit und Erschütterungsfreiheit, die er von der Psi-Raumfahrt gewohnt war.
Vor ihm hing die weißgraue Kugel des Planeten, den Rorkhete für Shoz hielt, im Raum.
Macht es dir etwas aus, wenn ich dir ein wenig Gesellschaft leiste? Resar war lautlos eingetreten. Der alte Mann stützte sich mit beiden Händen auf den Stock. Die Turbulenzen des Raumbebens mussten ihn hart getroffen haben. Es grenzte an ein Wunder, dass er überhaupt noch gehen konnte.
Wieso so sprachlos? Willst du keinen alten Mann in deiner Nähe mehr dulden?
Selboo fing sich. Die Kuppel gehörte ihm. Aber Resar kam dem, was man als einen Freund bezeichnete, am nächsten. Der einzige, der ihm verblieben war.
Nein, nein. Wie kommst du auf so einen Unsinn?
Würdest du dich sonst wie ein Dieb davonschleichen? Oder hast du etwas zu verbergen?
Selboo machte eine verneinende Geste, heftiger als gewollt. Ich genieße nur die Aussicht. Sie ist' umwerfend, nicht wahr? Er zeigte zur Kuppel hinaus.
Willst du sie mit mir teilen?
Natürlich! Er zog die Matte, die er in die Geschützkuppel getragen hatte, in die Mitte. Setz dich doch, Resar.
Der alte Mann nahm Platz. Hätte Selboo ihn nicht gestützt, wären ihm dabei die Knie durchgesackt.
Schweigend saßen die beiden Motana und verfolgten die Annäherung an Shoz. Die Scheibe des Planeten wurde zunehmend größer, bis sie schließlich das ganze Sichtfeld ausfüllte. Sie drangen in die Atmosphäre ein. Wolken hüllten die SHALAVDRA ein, begrenzten die Sicht auf wenige Handbreit.
Selboo ärgerte sich über seine Nachgiebigkeit. Hätte
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