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2219 - Rorkhete

Titel: 2219 - Rorkhete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er den alten Mann weggeschickt, könnte er jetzt an die Kontrollen des Geschützes. Es musste eine Möglichkeit geben, mit ihrer Hilfe durch die Wolken zu blicken.
    Auch wenn es sich nur um das primitivste der Notfallsysteme handelte, musste eine solche Vorrichtung existieren. Sonst wäre das Schiff in vielen Situationen wehrlos gewesen. Das konnte nicht sein.
    Selboos Sehnsucht nach den Kontrollen war so groß, dass er ein Kribbeln in den Fingerspitzen spürte. Es war nicht nur die Sicht, die er begehrte, sondern auch die Herrschaft über das Geschütz. Er fühlte sich stark und unverwundbar, wenn er das Fadenkreuz ausrichtete. Ein Knopfdruck, und das Ziel wäre ausgelöscht - hatte das Geschütz Energie.
    Vermisst du den Hain?, riss ihn Resar aus seinen Gedanken.
    Selboo brummte etwas.
    Ich schon, sagte der alte Mann. Ich war nur ein kleines Rädchen. Ein Schneider; der nie das Dorf verlassen hat.
    Ich hatte immer geglaubt, dass ich dort sterben würde. Dass meine Freunde und meine Familie in der letzten Stunde bei mir sind und Choräle für mich singen. Jetzt ist alles ganz anders gekommen.
    Es gibt kein Zurück mehr, sagte Selboo. Er meinte es als Feststellung, eine Ermahnung an sich selbst, sich nicht falschen Hoffnungen hinzugeben. Erst als er die Worte ausgesprochen hatte, bemerkte er, wie grausam sie für den alten Mann sein mussten. Ich meine ... ich ...
    Der alte Mann legte ihm die Hand auf den Arm. Schon gut. Ich bin kein Dummkopf. Der Hain ist verbrannt.
    Alle, die uns etwas bedeutet haben, sind tot. Es ist, wie du gesagt hast.
    Die Wolken wurden lichter. Einen Augenblick lang glaubte Selboo, dass sie gleich die Oberfläche von Shoz erblicken würden, dann flogen sie wieder durch eine dichte Wand aus Wasserdampf. Zephyda hatte offenbar einen extrem flachen Anflugwinkel gewählt. Das Raumbeben musste ihre Zuversicht erschüttert haben.
    Wir müssen nach vorne blicken, fuhr der alte Mann fort. Er zeigte auf die Wolkenwand. Irgendwo dort draußen verbirgt sich unsere Zukunft. Die Gräuel, die geschehen sind, vernebeln uns die Sicht. Wir müssen uns frei machen von der Vergangenheit.
    Was willst du damit sagen? Dass wir uns nicht dem Hass verschreiben dürfen. Glaub mir, ich habe schon viele gesehen, die von ihm aufgefressen wurden. Sie haben ein frühes Ende gefunden. Eine Erlösung. Das Leben war für sie ohnehin zur Qual geworden. Es ist kein Leben mehr, wenn man in jeder Sekunde an Rache denkt.
    Schweiß sammelte sich auf Selboos Rücken. Glaubst du wirklich, dass ich so dumm wäre? Du kennst mich von Geburt an. Eben. Der alte Mann legte eine Hand auf Selboos Schulter, die andere umklammerte den Stock. Er wuchtete sich hoch. Ich hoffe, was du siehst, wird dir gefallen. Resar wandte sich zum Gehen. Ein Teil von Selboo wollte ihn aufhalten, der andere jubilierte. Gleich konnte er sich ungestört dem Geschütz widmen!
    Im geöffneten Schott blieb Resar stehen. Und übrigens, bevor du dich falschen Hoffnungen hingibst ... Das Geschütz hat nicht genug Energie, um es abzufeuern.
    Was ..,? Woher ...? Ich habe Rhodan gefragt. Er kennt sich mit Technik wie der der Kybb-Cranar aus. Er hätte dir sicher Auskunft gegeben, wenn du auf ihn zugegangen wärest.
    Das Schott schloss sich hinter Resar. Die SHALAVDRA stößt durch die Wolkendecke. Das Licht deines Helms taucht die Zentrale.in einen roten Schleier. Auf deiner Haut tanzen wieder die Entladungen, locken dich. Und diesmal gibst du dich ihren Rufen hin. Noch wenige Minuten, und ...
    Einige letzte Wolken ziehen vorbei, dann erhaschst du den ersten Blick auf die Welt deiner Ahnen. Unter dem Schiff .zieht ein Gebirge vorbei. Die SHALAVDRA ist über Land herausgekommen, ein glücklicher Zufall, wie sich später erweisen soll. Shoz ist zum Großteil von Wasser bedeckt.
    Schmutzig graue Gletscher schieben sich unendlich langsam dem Tal entgegen. Dunkler, fast schwarzer Fels markiert die Bergrücken, die einzigen Fixpunkte in diesem Meer aus Eis und Schnee. Eine Zeit lang saugst du dich an dem Anblick fest, lässt Gipfel um Gipfel an dir vorbeiziehen. Du schließt die Augen, horchst in dich hinein. Das ist deine Heimat, sagst du dir. Deine Heimat. Du lässt das Wort in Gedanken widerhallen. Immer mächtiger wird sein Klang, bis es dich ganz ausfüllt, nicht mehr anderes existiert.
    Dann öffnest du die Augen. Die SHALAVDRA überfliegt die letzten Ausläufer des Gebirges; sanfte, im Lauf der Jahrmillionen abgeschliffene Hügel. Angestrengt musterst du die unberührte

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