Die kalte Brut
Was bisher geschah...
Vor nunmehr vier Jahren gingen in einem Haus an der Paddington Street in Sydney, Australien, mysteriöse Dinge vor. Damals wagte sich ein Parapsychologe, Brian Secada, hinein - und kehrte als alter Mann zurück, dessen Geist auf ewig zerstört war. Was niemand wußte: In diesem Haus hatte ein Kind zweier Welten, die Halbvampirin Lilith Eden, 98 Jahre lang geschlafen, um auf eine ganz besondere Aufgabe vorbereitet zu werden: Sie sollte die Ur-Lilith, Adams erste Frau im Garten Eden, die bei Gott in Ungnade gefallen war und deren Kinder die ersten Vampire wurden, mit dem Schöpfer versöhnen.
Doch Lilith war durch dramatische Umstände zwei Jahre zu früh erwacht und nicht gänzlich gereift. So dauerte es lange und barg viele Gefahren, die ihr gestellte Aufgabe zu erfüllen. Das Haus indes wurde von der Sydneyer Vampirsippe abgerissen. Die Magie der Ur-Lilith jedoch, die es beseelt hatte, bestand weiterhin.
Erst vier Jahre später erfährt Brian Secadas Sohn Darren, ein Polizei-Pathologe, vom Schicksal seines Vaters. Er will das Geheimnis des verschwundenen Hauses lüften, scheitert jedoch ...
Inzwischen hat Lilith nicht nur die Versöhnung herbeigeführt, sondern auch den gerissenen Plan des gefallenen Engels Luzifer vereitelt, Gott selbst zu vernichten und die Herrschaft über die Schöpfung an sich zu reißen. Als Dank entläßt Gott die Halbvampirin in die Freiheit und legt sie die fehlenden Jahre zur Ruhe, während er alle Vampire von der Erde tilgt.
Nach Ablauf der zwei Jahre materialisiert sich das Haus an der Paddington Street wieder, um Lilith zu entlassen. Dies ist Darren Se-cadas Stunde! Wie einst sein Vater, dringt er in das Gebäude ein -und findet Lilith. Sie hypnotisiert ihn, damit er ihr hilft, unterzutauchen - denn natürlich hat das Phänomen schon Polizei und Presse angelockt.
Secada bringt sie in seine Wohnung, verfolgt von einem Polizisten und Seven van Kees, ihres Zeichens Reporterin beim Sydney Mor-ning Herald. Sie wird Zeuge, wie zwei unheimliche Gestalten in die Wohnung eindringen, den Polizisten niederschlagen - und von der Frau aus dem Haus, die sich plötzlich in eine Fledermaus verwandelt, zur Strecke gebracht werden.
Es sind Vampire! Doch dies ist unmöglich - denn die Alte Rasse wurde doch vom Antlitz der Erde getilgt! Darren stellt als Pathologe fest, daß diese Wesen seit Jahren tot sind; sie verschwanden damals aus ihren Gräbern. Und nun zerfallen sie nicht zu Staub, sondern setzen den aufgehaltenen Verwesungsprozeß fort.
Was ist geschehen in den zwei Jahren, die Lilith schlief? Sie steht vor einem Rätsel, das ihr größtes Abenteuer werden soll ...
Prolog
333, Paddington Street mochte lange Zeit zwar öder, leerer Boden gewesen sein - eines aber war er nicht: verlassen! Es gab Leben hier, verborgen in dunkler Tiefe. Dieses Leben hauste in einem Labyrinth aus schmalen Gängen und Stollen, aus engen Höhlen und Klüften. Seit Anbeginn waren sie hier daheim, so wie sie überall auf der Welt in ewiger Nacht lebten, weil die Finsternis Schutz bot vor ihrem ärgsten Feind: dem Menschen.
Doch 333, Paddington Street war anders als jeder andere Ort der Welt. Hier veränderte etwas jenen Funken, der animalisches Bewußtsein und Instinkt barg. Sein Licht gewann an Kraft. Und Macht
Sydney, Australien
333, Paddington Street
»Die drei Stunden sind um.« Chief Inspector Chad Holloway sah von seiner Armbanduhr auf. »Immer noch Lust, den Teufel bei den Hörnern zu packen?« Der gewohnt bärbeißige Unterton war aus seiner Stimme gewichen. Sie klang nur noch belegt, und das nicht allein der Müdigkeit wegen, die ihm der nun schon Stunden dauernde Einsatz aufzwang.
Neech Rovens narbiges Gesicht verzog sich zu etwas, das er selbst für ein Grinsen halten mochte. Für Holloway allerdings war es eine Grimasse, angetan, sogar ihn schaudern zu lassen. Aber er beherrschte sich.
»Ja, Sir«, antwortete Roven, knapp wie immer.
Der Chefinspektor nickte. Das Unbehagen hing ihm wie eine Klette im Nacken. Sein Blick wanderte über das verwilderte Grundstück, so langsam, als müsse er unsichtbare Hürden nehmen, bis hin zu dessen Mitte - wo der Spuk seit exakt drei Stunden vorüber war ...
... oder nur Ruhe vor dem großen Geistersturm herrschte?
Chad Holloway kniff die Augen zusammen, und tatsächlich sah er das Haus dadurch um eine Spur schärfer. Nicht das winzigste Detail entging seinem Blick. Und nichts rührte sich dort drüben, nichts bewegte sich - nichts
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