2219 - Rorkhete
bemerken. Die übrigen Motana waren inzwischen zu erschöpft, und Rhodan, Atlan und Rorkhete fehlte das Einfühlungsvermögen in die Epha-Matrix.
Der Regen wurde schwächer und hörte schließlich ganz auf. Zephyda blickte auf eine Ebene, so gleichförmig flach, als sei sie künstlichen Ursprungs. Wasser floss in geraden, rechtwinklig zueinander angelegten Kanälen und sammelte sich in großen, an Seen erinnernden Becken. Dazwischen sah sie Grün. Felder vielleicht, wie sie die Kybb-Cranar anlegten. Die Motana im Wald von Pardahn hatten es sich nie leisten können, so große Flächen zu bearbeiten. Die Gefahr der Entdeckung war zu groß gewesen. Nirgends waren Bauern oder Maschinen zu sehen, die auf den Feldern arbeiteten. Dann türmte sich die Stadt vor ihnen auf. Eine Pyramide, so hoch, dass die SHALAVDRA ihre Spitze streifen würde, behielt sie ihren Kurs bei. Zephyda veränderte den Kursvektor. Weitere Gebäude kamen in Sicht. Pyramiden, aber auch zahllose andere Formen. Wie riesige Bäume wuchsen sie dem Himmel entgegen. Das ... das ist ... Ihre Stimme versagte. Sie räusperte sich und sagte: Was jetzt? Rhodan antwortete ihr: Wir landen. Such dir einen Platz aus! Zephyda schüttelte leicht verärgert den Kopf.
Natürlich landen wir. Wozu sind wir sonst hierher gekommen? Ich meine, was dann? Was tun wir, nachdem wir gelandet sind? Was wohl? Wir sehen uns um - so wie Rorkhete.
Zephydas Kopf flog herum. Das rote Leuchten des Helms, das in den letzten Stunden die Zentrale erhellt hatte, war verschwunden. Rorkhete hatte sich bereits auf den Weg gemacht.
6.
Selboo fühlte sich klein und unbedeutend in dieser fremden Stadt.
Auf dem Weg vom Hain in das Lager hatte ihr Gefangenentransport einen Zwischenhalt in Baikhalis, der Hauptstadt von Baikhal Cain, eingelegt. Trotz des rasenden Hasses, den er für die Kybb-Cranar empfand, hatte Selboo sich des Anblicks nicht verschließen können. Er hatte sich wie die anderen Gefangenen um das winzige Guckloch in dem Rumpf des Gleiters gedrängt, um keinen Augenblick zu verpassen. Baikhalis war die erste Stadt gewesen, die er je gesehen hatte, und sie war ihm als gewaltige, himmelstürmende Metropole erschienen.
Wie naiv er gewesen war. Sein Nacken schmerzte, so tief musste er jetzt den Kopf nach hinten legen, um die Dächer und Spitzen der Gebäude zu sehen. Viele waren Pyramiden, andere besaßen die Form von gewaltigen Kuppeln, als hätte man die Blüten des Kelchbaums umgedreht und ins Riesenhafte vergrößert. Dazu kam eine Vielzahl von Formen, die - ohne Beispiel in den Wäldern - Selboo zum ersten Mal erblickte und für die er keine Worte fand.
Die Stadt war überwältigend. Beängstigend.
Straßen verliefen zwischen den Gebäuden, so breit, dass man außer Atem war, rannte man von einer Seite zur anderen. Es behagte Selboo nicht, auf ihnen zu gehen. Ohne Deckung fühlte er sich schutzlos ausgeliefert. Sein Rücken kribbelte, als spüre er ein Fadenkreuz, das sich nicht abschütteln ließ.
Gehen wir in eines der Gebäude, sagte Resar. Diese leeren Straßen machen mir Angst.
Wenn du willst...
Selboo hätte es nie zugegeben, aber er war froh, den alten Mann bei sich zu haben. Er getraute sich Dinge auszusprechen, die er selbst nie über die Lippen gebracht hätte. Rhodan hatte die Besatzung der SHALAVDRA nur in Zweier oder Dreierteams in die bislang namenlose Stadt gelassen. Selboo war die Wahl geblieben, auf dem Schiff zurückzubleiben oder sich mit Begleitung abzufinden.
Er hatte sich für Letzteres entschieden. Schweren Herzens, denn der alte Mann würde nicht widerspruchslos mit ansehen, wie er seine Pläne verwirklichte.
Anfangs waren die beiden Motana nur langsam vorangekommen. Der alte Mann hatte alle paar Schritte eine Pause einlegen müssen, trotz der Geräte, die Atlan ihnen gegeben hatte. Der Arkonide hatte sie Mikrograv genannt. Schließlich hatte Selboo die Geduld verloren, sich neben den keuchenden Alten gesetzt und sein eigenes Gerät genauer besehen. Bald hatte er ein Rädchen gefunden, mit dem er es einstellen konnte.
Wortlos hatte er nach dem Mikrograv Resars gegriffen und ihn auf die halbe Schwerkraft Baikhal Cains justiert.
Seitdem kamen sie in erträglichem Tempo voran.
Die beiden Motana machten vor einer der Pyramiden Halt. Aus der Nähe zerfiel ihre auf den ersten Blick glatte Fassade in ein kompliziertes Muster von Rinnen und Vertiefungen. Manche waren so winzig, dass sie mit bloßem Auge kaum auszumachen waren, in anderen hätte
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