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2220 - Tote leben länger

Titel: 2220 - Tote leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er nicht auf, sich gegen den Splitter zu stemmen. Schatten bedrängten ihn.
    Sie waren ganz nahe - Schatten des Todes.
    Er schrie, als sich ihre Finger tief in sein Fleisch bohrten und er hochgehoben wurde. Seinen Körper spürte er nicht mehr, nur noch Panik ... Aber auch sie verwehte im Nichts unergründlicher Schwärze.
    Lebte er noch?
    War er tot? - Er wusste es nicht.
    Zeitlos trieb er durch die Ewigkeit. Bis er sich irgendwann seiner Existenz wieder bewusst wurde, eingesperrt, inmitten diffuser Helligkeit und doch so beengend wie ein winziger dunkler Raum. Ein Gefängnis, aus dem es kein Entkommen gab.
    Wie ein ... Sarg?
    Er hatte nie an ein Leben nach dem Tod geglaubt, in welcher Form auch immer. Aber jetzt kannte er die Hölle, und sie war schlimmer als jede menschliche Vorstellung.
    Die aufkommende Müdigkeit machte seine Gedanken bleiern. Doch eines Tags würden sie wieder fließen wie Quecksilber, würde sein Geist sich zur Wehr setzen und das Gefängnis zerschmettern, auf dessen Grund er trübe schwamm. Dann würde vieles wieder wie früher sein.
    Auf diesen Tag wartete er
     
    2.
     
    Beim Blick auf die Zeitanzeige verdüsterte sich Myles Kantors Miene. Uhren hatten ihn stets fasziniert. Früher.
    Viele Leben schien das nun schon her zu sein. Jede einzelne war wie ein Schatten, der sich über Myles' Miene legte. Auch Sol verbarg sich hinter dunklen Wolken. Auf Terra spielte die Wetterkontrolle noch immer verrückt. Es war offensichtlich schwerer wieder in den Griff zu bekommen, als die Meteorologen anfangs behauptet hatten.
    Unwillig wischte sich der Chefwissenschaftler der LFT mit dem Handrücken über den Mund. „Unnötige Aktionen ... Zeitverschwendung", murmelte er im Selbstgespräch. „Jeden anderen Ort hätte ich als Treffpunkt verstanden, aber diese Klinik ...?" Sein Blick schweifte zurück zu dem schnellen Gleiter, mit dem er von Terrania Space Port aus nach Klein-Goshun geflogen war. Zu allem Überfluss hatte er nicht vor dem Gebäudekomplex landen dürfen, sondern war angewiesen worden, auf dem Areal außerhalb des umgebenden Parks niederzugehen. Energetische Durchflugsperren sorgten zudem dafür, dass niemand diese Bitte ignorierte.
    Ein gewundener Weg führte zwischen Baumriesen hindurch. Hier gab es weder Transportbänder noch Sammelfahrzeuge. „Aber für die Sperre steht genügend Saft zur Verfügung." Myles Kantors Ärger wuchs. Seit der Landung war er drauf und dran, Homer anzurufen und einen anderen Ort zu vereinbaren.
    Ein neuer hastiger Blick auf die Zeitanzeige. Mit weit ausgreifenden Schritten näherte sich Kantor der Gebäudefront. Der auffrischende Wind peitschte ihm Nässe entgegen. Kantor wischte sich unwillig die Tropfen aus dem Gesicht.
    Was tat er überhaupt hier? Auf dem Merkur potenzierten sich die Aufgaben. Das war wichtig. Dort wurde er gebraucht. In Volcan-Center wurde unter Ausnutzung aller Kapazitäten und rund um die Uhr an der Erforschung der eigenwilligen Strahlung gearbeitet, die Sol seit kurzem emittierte. Die ersten Ausfälle namhafter Kapazitäten waren quasi vorprogrammiert, und ausgerechnet in diesem Stadium zitierte Adams ihn nach Terra. Zitiert war genau der richtige Ausdruck. Nicht gebeten, geschweige denn nur angefragt.
    Es regnete stärker. Myles schlug den Kragen hoch. Sein Ärger wurde da- .durch nicht geringer. Für ein Wasser abweisendes Prallfeld über dem Weg reichte die Energie offensichtlich nicht, aber für die Gleitersperre. Und von Homer G. Adams war weit und breit nichts zu sehen. „Vor dem Haupteingang", hatte er gesagt.
    Ungeduldig trat Kantor von einem Fuß auf den anderen, kalkulierte in Gedanken die neuen Schichtpläne, Personalzuteilungen, Projekte. Unwillkürlich versteifte er sich, als er zwei Gestalten auf sich zukommen sah - doch es waren nur Medoroboter. Er wollte sie ansprechen, verpasste aber, halb in Gedanken versunken, den richtigen Moment und schaute ihnen nur wortlos hinterher. „Fünf Minuten gebe ich dir noch, Homer"", murmelte er stockend im Selbstgespräch. „Ich habe meine Zeit nicht gestohlen." Er fixierte den Haupteingang. Hinter den transparenten Torflügeln herrschte geschäftiges Treiben.
    Offensichtlich waren Roboter damit beschäftigt, Weihnachtsdekoration anzubringen. Weihnachten ... Zeit der Besinnung - von wegen! „Entschuldige, Myles", erklang es unvermittelt hinter ihm. „Ich wurde aufgehalten."
    „Ach", machte der Wissenschaftler nur und winkelte den linken Arm an. Anklagend grell schimmerten die

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