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2220 - Tote leben länger

Titel: 2220 - Tote leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Möglichkeit mehr,. Minuten von Stunden zu unterscheiden und Stunden von Tagen und Wochen.
    Die eigenen Gedanken quälten ihn.
    Er konnte nicht einmal in die Erinnerung fliehen.
    Noviel Residor :, der Chef des Terranischen Liga-Dienstes, leitete höchstpersönlich die Untersuchungen. Mit ihm waren die Agenten gekommen, die sich schon in der Akademie umgesehen hatten, und noch einige mehr.
    Freundlich oder gar mit Erleichterung wurden sie nicht empfangen. Es gab niemanden, der sich gegen den Direktor ausgesprochen hätte. Vielmehr betrachteten viele der Befragten Daellian als ihren Lebensretter. Für die Studenten, für Dozenten und Wissenschaftler ebenso wie für die auf den letzten Bauabschnitten beschäftigten Arbeiter war der Mann im Sarg zum Helden geworden, und jeden, der mit seinen Ermittlungen dieses Bild zu beschädigen versuchte, betrachteten sie als Nestbeschmutzer. Für einen Mann, der keineswegs für Diplomatie oder freundschaftlichen Umgang bekannt war, sondern oft genug polternd auftrat und mit zynischen Bemerkungen verletzte, war das ein erstaunliches Ergebnis.
    Der Rest des Tags und ebenso der 30. Dezember verstrichen in einem Zustand zwischen Bangen und Hoffen. Es gab keine Hinweise, die Daellians Behauptung eines geplanten Attentats untermauert hätten.
    Nach der Spurensicherung durch den TLD hatte Myles Kantor sich mit mehreren Physikern, die am Aufbau des Daellian-Reaktors beteiligt gewesen waren, in der Halle und im Kontrollraum umgesehen. Minutiös versuchten sie nachzuvollziehen, was der Mann im Sarg in den letzten dreißig Minuten kontrolliert, überprüft und möglicherweise sogar verändert hatte. Immerhin musste er schon vom Kontrollraum aus den angeblichen Systemfehler entdeckt haben. „Ein tödlicher Fehler!" Der Aufschrei, den einige Studenten gehört haben wollten, konnte jedoch ebenso gut Daellians eigenes Versagen belegen. Das zumindest hatte Noviel Residor unmissverständlich in den Raum gestellt.
    Myles Kantor arbeitete wie besessen. An Schlaf dachte er in diesen Tagen überhaupt nicht. Auch seine Helfer forderten sich das Letzte ab.
    Schließlich bauten sie die Schaltanlagen ab. Jeder Regelkreis wurde mit den Plänen abgeglichen. Bis Kantor endlich nach zwei Tagen eine Unregelmäßigkeit registrierte. Auf den ersten Blick schien die Schaltung unbedeutend zu sein, ein einzelner Kontrollmechanismus, der ins Leere griff. Die Folge war eine fehlerhafte Temperaturmessung auf einer untergeordneten Anzeige, die durch ein Redundanzsystem berichtigt wurde.
    Die Anzeige für die aktivierte Redundanzschaltung erschien ab einem bestimmten Bereitschaftsmodus im Hauptkontrollholo. Dieser Modus war exakt vier Minuten vor dem tödlichen Zwischenfall erreicht gewesen. „Malcolm hat die Anzeige also sehen müssen!", stellte Kantor fest.
    Zehn Minuten später wusste er, dass der Kontrollmechanismus einen schwachen Fehlstrom abgab. Beim Wegfallen der letzten Sperren und im Augenblick des Hochfahrens des Meilers wäre dieser Fehler vom System als verhängnisvoller Befehl zur spontanen Freisetzung interpretiert worden. „... eine wirklich teuflische Falle. Hätten die beiden nur noch wenige Augenblicke ungehindert walten können, wären wir alle atomisiert worden."
    Ein solch winziges Detail konnte nur einem genialen Gehirn entsprungen sein. Andererseits hatte Daellian den Fehler entdeckt und seine wahre Bedeutung unglaublich schnell realisiert. Jede Warnung wäre allerdings zu spät gekommen. „Malcolm Daellian konnte nicht anders handeln, als er es getan hat", stellte Kantor fest. Dann aktivierte er sein Armband, um Noviel Residor zu informieren. „Was siehst du?", fragte der TLD-Agent, der seinen Chef in die Wohnung des toten Physikers gebeten hatte. Die beiden anderen Männer ließen sich keine Regung anmerken. „Nichts", antwortete Residor. „Wie oft wurde die Wohnung durchsucht?"
    „Nur einmal. Das Ergebnis war negativ."
    „Ich weiß. Und jetzt?"
    „Ein Absorberfeld. Raffiniert getarnt, sodass selbst ein Energiescan keinen Hinweis darauf ergibt. Um es zu finden, muss man schon sehr genau hinsehen."
    Residor nickte knapp. Für den Agenten war das die Aufforderung, nicht länger zu warten. Er baute eine Interferenz auf.
    Erst war da nur ein fahles Flimmern, dann verschwand die vermeintlich massive Wand und gab eine kleine Nische frei. Sie war nicht größer als zwei Quadratmeter, aber sie barg einen kleinen Altar und an der Wand darüber ein eindeutiges Symbol: das Schwert vor einem flach

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