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2220 - Tote leben länger

Titel: 2220 - Tote leben länger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Holoziffern der Zeitanzeige über dem Handrücken.
    In Adams' Blick blitzte es kurz auf. „Ich verstehe deinen Ärger. Trotzdem wirst du in Kürze einsehen, dass sich das Warten gelohnt hat." Etwas wie Triumph schwang in seiner Stimme mit. „Ich habe ihn gefunden, Myles!"
    Kantor verstand herzlich wenig. „Wen?", wollte er wissen. „Wen hast du gefunden?"
    „... den Leiter für die Waringer-Akademie! Es gibt keinen besseren!"
    Für den Moment vergaß Myles Kantor sogar den anhaltenden Regen. Aus zusammengekniffenen Augen blickte er auf den Residenz-Koordinator für Wirtschaft, Finanzen und Strukturwandel hinab. „Schön", sagte er leise. „Aber ausgerechnet da drinnen, in einer Privatklinik? Wer ist es? Ein Mediziner?"
    „Du kennst ihn!"
    Der Ärger ließ Kantor verbissen reagieren. Der Leiter der Waringer-Akademie musste nicht nur eine starke Persönlichkeit sein, sondern vor allem ein technisches Allroundgenie; eine medizinische Koryphäe war mit Sicherheit die falsche Personalentscheidung. „Na schön. Ich warte."
    „Worauf?", drängte Adams. „Auf eine plausible Erklärung", antwortete Myles Kantor gedehnt. „Das geht mir plötzlich zu schnell, nachdem sich wochenlang gar nichts getan hat."
    „Ich gäbe viel für deine Gedanken, Myles ... Der Mann ist erste Wahl!"
    „Wer?"
    Adams schüttelte den Kopf. „Noch nicht", entgegnete er ausweichend. „Ich möchte, dass du mit mir gemeinsam das erste Gespräch führst. Und dass du deinen Einfluss geltend machst, den Mann zu überzeugen."
    „Dann weiß er also noch nichts davon?", vermutete Kantor, während sie die Klinik betraten. „So ist es - leider." Was immer Homer G. Adams noch hatte hinzufügen wollen, es blieb unausgesprochen. Eine Medikerin kam ihnen im Laufschritt entgegen. „Hoher Besuch", stellte sie lächelnd fest. „Ich bin Dr. Kompar. Was kann ich für euch tun? Ihr wollt zur Klinikleitung?"
    „Es geht lediglich um einen Patientenbesuch", sagte Adams. „Zimmer 34! Wir brauchen seine Hilfe."
    Das Lächeln auf ihren Lippen gefror, ihr Blick schien die Besucher geradezu zu durchbohren. „Das kann nicht euer Ernst sein!", brachte sie tonlos hervor.
    In dreihundert Metern Höhe, auf dem schmalen, nur von einer fahlen Energiebalustrade gesicherten Gerüst, griff der Sturm mit aller Heftigkeit an.
    Die Sicht reichte wegen des dichten Regens kaum noch bis zum Wohncenter, das wie der angrenzende See nach einem der größten terranischen Hyperphysiker benannt worden war: nach Prof. Dr. Arno Kalup. Trotz eines Zellaktivators war der Mann nicht einmal vierhundert Jahre alt geworden. Morgem Feburo hatte sich sagen lassen, dass Kalup schon im Jahr 2440 alter Zeitrechnung tödlich verunglückt und sein Aktivator zerstört worden war.
    Seit er das wusste, hielt er die relative Unsterblichkeit für noch weniger erstrebenswert als schon vorher. Die Furcht vor einem gewaltsamen Tod musste irgendwann jedes andere Gefühl überlagern. Zumindest glaubte er, dass es ihm so ergehen würde. Mit seinem Leben, wie es sich gestaltete, war er vollauf zufrieden.
    Der Sturm schwoll allmählich zum Orkan an, der Regen peitschte nahezu waagerecht heran. Das waren miserable Bedingungen für die Endmontage der Tropfenspitze. Noch vor einem halben Jahr wäre das Zentralgebäude unter einen Schutzschirm gelegt worden, der jeden äußeren Einfluss fern gehalten hätte. Aber nun ...? Morgem Feburo hatte schnell gelernt, mit Halbheiten und Provisorien zurechtzukommen, was keinesfalls bedeutete, dass er sie mochte.
    Unwillig schüttelte er sich die Nässe aus den Haaren, die im Nacken zu zwei dünnen, bis über die Schulterblätter fallenden Zöpfen geflochten waren, und hastete die Rundung entlang. Auf den glitschig gewordenen Planken sicheren Halt zu bewahren fiel ihm schwer, zumal ihn der Sturm jetzt von der Seite packte und nach innen drückte. Hundertzwanzig Meter durchmaß der Tropfen an der dicksten Stelle. Über die chromglänzende Außenhaut schoss der Regen in die Tiefe. Die Planken aus angeblich rutschsicherem Kunststoff waren Feburo suspekt. Die nach wie vor auftretenden Energieengpässe, der Ausfall von gut drei Viertel aller Spezialroboter, weil ihre Syntroniken bis heute nicht durch geeignete positronische Systeme ersetzt werden konnten - das alles führte auf den weit auseinander liegenden Baustellen zu derart vielen Kompromissen, wie er sie in seiner Zeit als Bauleiter bislang nicht erlebt hatte.
    Er zog sich die Datenbrille wieder über die Augen. Ihre

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