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2223 - Die Gotteskriegerin

Titel: 2223 - Die Gotteskriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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meisten bereits saßen, nur zwei waren noch dabei, sich einen Platz zu suchen. Er nickte Bre zu und ging zu einem Kontursessel auf der anderen Seite des Raums, hinter dem an der Wand groß das Symbol ihrer Religion prangte: das Schwert im See.
    Der Verkünder setzte sich und blickte entschlossen in die Runde. Vierzehn ergebene Adjunkten, Männer und Frauen, blickten ihn gespannt an.
    Er nickte und stützte die Ellenbogen auf, verschränkte die Hände. „Bre", wandte er sich an die blonde Kosmopsychologin, die schräg gegenüber zu seiner Linken Platz genommen hatte. „Du ahnst, genau wie alle hier, dass die Übergabe des Buches Gon nur der Anfang war." Er warf einen Blick in die Runde. „Es war der Beginn einer Entwicklung, die bald den Untergang aller Widerstrebenden herbeiführen wird."
    „Wir sollen offen gegen die Liga antreten?", sprach ein hagerer Mann von etwa vierzig Jahren die Gedanken seiner Gefährten aus. Er zog finster die schwarzen Brauen zusammen. „Ich weiß nicht, ob das gut ist. Wir alle wissen, dass das Buch Gon die Waffe in unserer Hand ist. Aber das Wort ist diese Waffe, oder nicht? Für etwas anderes wäre es noch zu früh."
    „Mach dir nichts vor, Hehman", entgegnete Bre ärgerlich. „Die einzige Waffe ist das Schwert. Mit dem Wort kannst du dem Schwert nur den Weg bahnen."
    Imberlock nickte. „Es ist wahr. Ich bin hier, um mit euch unser weiteres Vorgehen zu besprechen. Meine Verhaftung hat gezeigt, dass eine neue Zeit angebrochen ist, und wir müssen wirkungsvoller als bisher vorgehen." Er hielt kurz inne. „Aber dass wir uns richtig verstehen: Nichts, was in diesem Raum besprochen wird, darf nach draußen dringen. Auch nicht zu unseren Jüngern oder Sympathisanten. Dafür ist es noch zu früh."
    „Die Attentate", flüsterte ein älterer Terraner, untersetzt und mit grauem Haar, das einen seltsamen Kontrast zu seiner dunklen Kombi bildete. Einige der anderen sogen scharf die Luft ein, eine beklemmende Stille legte sich über die Versammlung. Der Sprecher schlug betreten die Augen nieder, er wusste, dass er im Begriff stand, eine Schwelle zu überschreiten, die nicht überschritten werden durfte. Für Bre waren die Emotionen beinahe greifbar, die den Raum binnen Sekunden erobert hatten: Unsicherheit. Furcht.
    Bre atmete tief ein. Dann erlöste sie den Älteren, indem sie seine Gedanken aussprach. „Die Anschläge der letzten Woche gingen tatsächlich von unseren Leuten aus, habe ich Recht?"
    Imberlock schwieg für einen Moment, als wäge er ab, wie viel er von den Plänen ihres Gottes verraten wollte. „Wer sehend ist, irrt nicht, und wir alle wissen, dass auch du siehst, Bre. Es gibt gewiss niemanden unter uns, der den beschleunigten Untergang nicht begrüßen würde."
    Wieder schwieg Imberlock. Doch jeder konnte sehen, dass er noch nicht zu Ende gesprochen hatte. Seine folgenden Worte fielen herab wie Hammerschläge, obwohl sie leiser waren als bisher, wie ein verschwörerisches Flüstern und dennoch von der gleichen Vitalität und Kraft erfüllt wie alles, was der Verkünder sagte. „Den Attentätern wurde eine große Ehre zuteil: Auf sie fiel der Blick Gon-Orbhons."
    Bre Tsinga zuckte zusammen, schwieg aber. Ihre Ahnungen hatten sie nicht getrogen. „Heißt das, die, Attentate waren mit dir abgesprochen?", fragte der hagere Vierzigjährige. Seine Stimme klang krächzend. „Spielt das eine Rolle?" Imberlock lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Arme. „Sie geschahen in Gon-Orbhons Auftrag."
    „Aber wenn sie nun gefasst werden? Wenn sie sich auf unsere Kirche berufen?"
    „Das können sie nicht", antwortete Imberlock. „Diese Kirche ist der legale Arm unserer Organisation, unser Sprachrohr, der Ansprechpartner für die Welt. In jenem Moment, da der Blick Gon-Orbhons auf einen von uns fällt, verlässt er die Kirche und tritt ein in das Heer unseres Gottes."
    Einige der Anwesenden wurden blass. „Ist das gut oder schlecht?", hörte Bre sich sagen. „An welcher Front sollen wir unseren Dienst verrichten? Was ist lohnender für unser großes Ziel?"
    Das Medium Gon-Orbhons blickte sie lange an. „An welche Front zieht es dich denn?"
    „Beide sind Kämpfer Gottes, der Attentäter und der Prediger", meldete sich eine helle Stimme aus dem Kreis der Adjunkten zu Wort. Sie gehörte einem kahlköpfigen Glosneken, dessen speckiges Kinn vor Aufregung wabbelte. „Wir brauchen beide!"
    Die Kosmopsychologin blickte den Mann ausdruckslos an. Sie hatte Mühe, ihren

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