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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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    Im Büro der Bankfirma Stockes & Yarker in St. Louis war Feierabend. Nur zwei Lampen brannten noch, und zwar vor dem gewaltigen, sechstürigen Panzerschrank.
    Jim Stockes, der Inhaber der Firma, und Peter Voss, sein erster Kassierer und Buchhalter, hockten davor und spähten hinein, obgleich sie bereits zigmal festgestellt hatten, daß die zwei Millionen Dollar, die morgen an Dick Patton, den Baumwollkönig von Missouri, gezahlt werden sollten, nicht darin waren.
    »Mr. Stockes, Sie sind ein Millionendieb«, sagte Peter Voss mit der größten Gemütsruhe, die ihm als amerikanisiertem Hamburger zur Verfügung stand, und strich sich seinen braunen, nach neuester Mode gestutzten Kinnbart. »Sie haben innerhalb von zwei Jahren zwei Millionen Dollar verspekuliert. Sie haben die grundsolide Firma Stockes & Yarker darum bestohlen. Man sollte Sie einsperren.«
    Jim Stockes nickte nur. Denn erstens kannte er Peters Sprechweise, und zweitens wußte er nur zu gut, wie recht Peter Voss hatte.
    »Jede Ihrer Spekulationen«, fuhr Peter Voss fort, »ist missglückt. Es wird Ihnen nichts übrigbleiben, als die Spareinlagen anzugreifen.«
    »Niemals!« rief Stockes und rang die Hände. »Ich werde morgen Konkurs anmelden, und übermorgen werde ich eben Tellerwäscher sein. In ein paar Jahren bin ich wieder oben.«
    Mr. Stockes hatte das fünfzigste Jahr bereits hinter sich. Aber er war Amerikaner, Junggeselle und also ein Optimist.
    »Mr. Stockes!« sagte Peter Voss ganz ernst und dämpfte plötzlich seine Stimme. »Sie werden morgen nicht Konkurs anmelden.«
    Jim Stockes schüttelte den Kopf: »Es bleibt mir nichts anderes übrig. Die verdammten Kupferaktien. Ja, wenn ich ein paar Monate Aufschub rausholen könnte; einmal müssen ja die Kurse wieder steigen, sonst geht die ganze Industrie zum Teufel. Aber Dick Patton ist ein Dickkopf. Er wird keine Verlängerung geben. Ich sage Ihnen, my dear Voss, ich bin fertig.«
    »Da es keinen Ausweg gibt«, sprach Peter Voss mehr zu sich selbst, »müssen wir einen schaffen. Bitte untersuchen Sie dieses Fach. Was erblicken Sie? Vier Pakete zu je fünfhundert Tausend-Dollar-Noten, also zusammen zwei Millionen.«
    »Damn!« rief Jim Stockes und stürzte sich darauf. »Wie ist das möglich?«
    »Pst!« machte Peter Voss und vertrat ihm den Weg. »Bleiben Sie in einiger Entfernung. Es könnte Ihnen nämlich sonst auffallen, daß nur der obere Schein echt ist, und das wäre mir sehr unangenehm.«
    »Ach!« stöhnte Stockes und sank vernichtet in den Stuhl. »Jetzt können Sie noch solche Scherze machen?«
    »Sie müssen felsenfest davon überzeugt sein«, fuhr Peter Voss mit dem ernsthaftesten Gesicht, dessen er fähig war, fort, »daß in diesem Schrank wirklich zwei Millionen liegen, eben dieselben, mit denen Sie morgen Dick Patton bezahlen wollen.«
    »Also schön, ich bin überzeugt«, seufzte Stockes schulterzuckend.
    »Und diese zwei Millionen Dollar werde ich Ihnen heute Nacht stehlen«, flüsterte Peter Voss. »Ich, Ihr Kassierer, werde den Dieb spielen, um das Haus Stockes & Yarker vor dem Konkurs zu retten.«
    Jim Stockes starrte sprachlos in Peters übermütige Augen und schüttelte den Kopf.
    »Sie scheinen die Tragweite dieses famosen Tricks noch nicht zu übersehen«, flüsterte Peter Voss wie ein Verschwörer. »Sie gehen morgen zu Dick Patton und erzählen ihm meine nichtswürdige Unterschlagung. Und was wird geschehen?«
    »Er wird es nicht glauben.«
    »Sie werden vorher den Diebstahl bei der Polizei melden und mir den großen Bobby Dodd nachschicken.«
    »Der kriegt Sie! Der kriegt Sie noch vor New York!« rief Jim Stockes erregt. »Bedenken Sie, welche Folgen das für mich haben kann. Und erst für Sie!«
    »Bobby Dodd kriegt mich nicht«, sagte Peter Voss und steckte sich lässig eine Zigarette an.
    »Er ist der geriebenste Detektiv zwischen Alaska und Florida!« stöhnte Stockes. »Suchen Sie sich lieber einen anderen aus.«
    »Gerade der härteste und ausgekochteste muß es sein«, lachte Peter Voss. »Der berühmteste! Von dem die Zeitungen am meisten schreiben! Verstehen Sie das nicht, Mr. Stockes? Über Bobby Dodd veröffentlichen die Zeitungen spaltenlange Berichte, sie bringen seine Fotografie, sie loben ihn, sie verhimmeln ihn. Wer schreibt die Berichte? Der Haufe sensationslüsterner Reporter. Die Zeitungen machen nichts umsonst. Schön dumm wären sie. Geschäft, Mr. Stockes! Er bezahlt nicht mit Geld, o nein, sondern mit interessanten, pikanten Neuigkeiten. Für

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