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223 - Die Sünden des Sohnes

223 - Die Sünden des Sohnes

Titel: 223 - Die Sünden des Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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die Ereignisse.
    Plötzlich ging Aruula in die Knie – und riss den Daa’muren, der sie um einen halben Meter überragte und der mindestens achtzig Kilogramm schwerer war als sie, fast spielerisch über ihre Schulter. Der Echsenmann wirbelte durch die Luft und schlug auf der anderen Seite des Thrones hart zu Boden.
    Aruula stieß einen Kampfschrei aus, wie Matt noch keinen zuvor gehört hatte. Mit einem kraftvollen Sprung setzte sie an Daa’tans Thron vorbei, stürzte sich auf Grao’sil’aana und traktierte ihn mit Schlägen, die seine Schuppenhaut aufplatzen ließen!
    »Mutter – nein!« Daa’tan warf sich auf sie. »Was tust du? Lass ihn in Ruhe, Mutter, ich bitte dich…!« Er zerrte an ihr herum, vermochte sie aber nicht von dem völlig überrumpelten Daa’muren zu ziehen. Die Frau war wie entfesselt. Als wäre ein Dämon in sie gefahren, der sie zum Berserker machte.
    Doch daraus erwuchs Matts Chance. Die Ranken hielten ihn nicht mehr. Er sprang auf die Kämpfenden zu, packte Daa’tan von hinten, riss sein Messer aus dem Gurt und brachte seinem Sohn einen Schnitt im Nacken bei.
    Daa’tan schrie, und schon griffen die Ranken wieder nach Matt und wucherten an ihm hoch. Der Mann aus der Vergangenheit ließ sich davon nicht beirren. Er holte eine der beiden Giftkapseln aus der Hosentasche, kappte ihre Spitze mit dem Messer und leerte das Schlangengift auf die blutende Wunde.
    Eine echte Familientragödie – dieser zynische Gedanke schoss ihm durch den Kopf, während er die Wunde mit dem Handballen zupresste und zugleich den erschlaffenden Daa’tan festhielt. Die Dornen und das Gestrüpp hörten schlagartig auf zu wuchern.
    Der wahre Rulfan stürmte in den Raum. Der Kaiser, seine Söhne und ein paar Offiziere folgten ihm. Sie fesselten erst den bewusstlosen Daa’muren und nach ihm Daa’tan. Matt schüttete das Gift aus der zweiten Patrone in eine der Wunden, die Aruula dem Echsenmann beigebracht hatte und aus denen Dampf drang. Er konnte nur hoffen, dass es auch im daa’murischen Metabolismus Wirkung zeigte.
    »Wie hast du das geschafft?«, fragte er Aruula dann. »Wie konntest du dieses Monstrum besiegen?«
    »Es… es nennt sich Ei’dons letzter Beistand «, flüsterte Aruula. Sie hing völlig entkräftet im Kaiserthron. »Ein Trick… der Hydriten…« Ihre Stimme klang seltsam fremd. »Nicht Aruula… hat ihn besiegt… sondern ich, Nefertari…«
    Damit schwanden ihr die Sinne.
    ***
    Rönee und Lysambwe rissen beide Flügel am Haupttor des Palastes auf. Vor der Treppe, im Park und auf dem Markplatz war die Streitmacht der Huutsi aufgezogen. Matthew Drax trat auf die Vortreppe hinaus. Auf seinen Armen trug er Daa’tan, der keinerlei Lebenszeichen mehr zeigte.
    »Euer König ist tot!« Ein Raunen ging durch die Menge der wilden Krieger. Matt trat an die oberste Treppenstufe. »Und auch euer Generalfeldmarschall ist tot!«, rief der Mann aus der Vergangenheit. »Ich habe ihn besiegt!« Die Krieger waren wie gelähmt vor Entsetzen, als Rulfan ihnen den blutgetränkten Löwenschädel vor die Füße warf, Mombassas Kopfschmuck.
    Matt Drax trat zur Seite. »Die Gattin König Daa’tans wird zu euch reden! Hört die Worte eurer Königin!«
    Vier gefangene Huutsi-Krieger trugen einen thronartigen Sessel auf die Vortreppe hinaus. Elloa saß darin und bemühte sich um Haltung. Sie fieberte und war viel zu schwach, um den Huutsi auf eigenen Beinen gegenüber zu treten.
    De Rozier trat an ihre Seite und griff nach ihrer Hand. Verliebt blickte er zu ihr hinunter, und sie hob den Blick und schmachtete ihn an. Aus den Augenwinkeln beobachtete Matt die Gattinnen des Kaisers, die mit dem Hofstaat im Foyer und am offenen Palastportal standen. Ihre Mienen versteinerten, und einige warfen sich Blicke zu, die wie vernichtende Blitze leuchteten. Hier wurde schon die Saat für den nächsten Kummer ausgebracht.
    »Mein armer Gatte ist tot!«, rief Elloa. »Ihr wisst, wie ich ihn geliebt habe!« Tränen liefen ihr über die Wangen. »Nun muss ich sein schweres Amt übernehmen!« Das Sprechen strengte sie mächtig an. Sie holte ein paar Mal tief Luft und rief dann: »Mein erster Befehl an euch lautet: Beendet diesen unsinnigen Krieg und räumt die Wolkenstadt!«
    Ein paar Herzschläge lang herrschte vollkommene Stille in der Stadt. Endlich trat ein rundlicher Krieger mit einer Menge Orden auf dem Brustharnisch auf die untere Treppenstufe. General Sango. Er wandte sich an die Huutsi und rief: »Es lebe die Königin

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