223 - Die Sünden des Sohnes
Elloa!«
Und aus annähernd tausend Männerkehlen scholl ihm die Antwort entgegen: »Es lebe die Königin Elloa!«
***
Gegen Abend räumte ein Trupp kaiserlicher Soldaten die Waffen der Gefallenen in die geräumige Waffenkammer unter den Palast. Auch die von den Feinden erbeuteten Klingen und Faustfeuerwaffen waren darunter; als Reparaturzahlungen für die angerichteten Schäden. Rönee und Lysambwe beaufsichtigten die Aktion.
»Was machen wir nun mit diesem Pflanzenmagier?«, fragte Rönee. »Wir können den Burschen ja nicht einfach töten, er ist schließlich Maddrax’ Sohn.«
»Das könnten wir ohnehin nicht. Er ist ein Kriegsgefangener, wie diese Echse auch«, belehrte ihn der Hauptmann. »Kaiser de Rozier hat sehr konkrete Vorstellungen, wie mit Gefangenen zu verfahren ist, und der Henker spielt darin keine Rolle.« Er seufzte. »Manchmal hat die Zivilisation, die der Kaiser predigt, auch ihre Schwächen.«
»Und was passiert jetzt mit den beiden?«, hakte Rönee nach. »Will man sie denn ständig mit dem Schlangengift betäuben?«
Lysambwe schüttelte den Kopf. »Daran würden sie früher oder später eingehen, und ernähren kann man sie in diesem Zustand auch nicht. Wie ich hörte, soll unten in der Ebene ein Spezialgefängnis für die beiden erbaut werden – ganz aus Metall und weder durch keimende Pflanzen, noch mit der übermenschlichen Kraft der Echse zu sprengen. Die Wächter dort sollen Armbrüste bekommen, deren Bolzen mit dem Gift getränkt sind. Damit sollte es gelingen, die beiden in Schach zu halten.«
Einer der Soldaten kam zu ihnen. Er trug ein prachtvolles Schwert und ein Lederfutteral. »Das ist das Schwert des feindlichen Königs«, sagte er. »Und das hier haben wir ihm auch abgenommen.« Er reichte Lysambwe das Futteral.
Der Offizier öffnete es und zog einen schwarzen Stab heraus, so lang wie ein Unterarm und an der Spitze spindelförmig verdickt. »Was mag das sein?«
»Eine Art Keule?«, schlug Rönee vor.
»Vielleicht hat er es benutzt, um gefangene Fische totzuschlagen«, sagte der Soldat. »Sieht jedenfalls nicht gefährlich aus.«
Lysambwe steckte den Kombacter zurück ins Futteral und reichte es dem Blaurock. »Leg das Ding zusammen mit dem Schwert an einen besonderen Ort in der Waffenkammer.«
***
Sie standen auf dem Balkon vor dem Speisesaal des Palastes und küssten sich. Sterne funkelten am Nachthimmel. Matthew Drax löste sich von Aruula, biss zärtlich in ihr Ohrläppchen und flüsterte: »Ich liebe dich, ich liebe dich so…«
Aruula drückte sich an ihn und hielt ihn fest, als wollte sie ihn ihr ganzes Leben lang nicht mehr loslassen. »Ich habe mich so nach dir gesehnt…« Wieder küssten sie sich.
Irgendwann machte die Kriegerin sich von dem Mann aus der Vergangenheit los. »Komm«, flüsterte sie. »Wir suchen einen Ort, an dem wir uns ungestört lieben können.« Sie fasste ihn am Arm und zog ihn hinter sich her in den Speisesaal.
Dort waren der gesamte Hofstaat, das Kabinett und der Kommandostab des Wachbataillons versammelt. Man trank Brabeelenwein und naschte Pralinen. Die Männer und Frauen standen in kleinen Gruppen zusammen und plauderten. Ein paar Frauen spielten Geige und Flöte. Lachen hörte man niemanden, dazu waren die schrecklichen Ereignisse der vergangenen drei Tage noch zu frisch. Jeder versuchte auf seine Weise, sie zu verarbeiten.
Etwas abseits in einer Ecke des Raumes saß Rulfan in einem Sessel und beobachtete das Geschehen. Chira hockte neben ihm auf den Hinterläufen und ließ sich das Nackenfell kraulen.
Der Kaiser saß neben Königin Elloa. Er kümmert sich rührend um sie, fütterte sie sogar mit Pralinen. Der Frau ging es schon wieder erstaunlich gut. Die kaiserlichen Gattinnen standen ein paar Schritte hinter ihnen und belauerten das Paar mit eifersüchtigen Mienen.
Aruula zog Matt aus dem Saal. Als sie die Tür schließen wollte, schlüpfte Yann Haggard durch den Türspalt. »Wir sind euch unendlich dankbar«, sagte er. Sein Auge leuchtete vergnügt. »Yann Haggard ist bereit, mit uns nach Gilam’esh’gad zu gehen, in die geheime Stadt der Hydriten. Dort leben die fähigsten Wissenschaftler unserer Rasse, und dort ist all das Wissen gespeichert, das uns nach unserer langen Gefangenschaft fehlt – meiner verlorenen Zeit im Strahl und E’fahs Todesschlaf im Sarkophag. Wir werden uns zwei Klonkörper schaffen, und wir werden die medizinischen Mittel finden, um Yann von seinem Hirntumor zu befreien.«
Gilam’esh sprach
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