Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2277 - Die Macht der Sekte

Titel: 2277 - Die Macht der Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
öffentlichen Funkwegen und Zustelldiensten anvertraut werden durften. Für mehr fehle ihm die Chuzpe, hatte er sich bei mehr als einer Gelegenheit anhören müssen.
    Aber dann, ein einziges Mal, machten sie eine Ausnahme.
    Normalerweise hätte Mario Modesto den Job übernommen. Er war ein eigenartig aussehender Bursche mit gelben Haaren und gelben Augen wie die einer Katze, sehr empfindlich, wenn er auf seine Herkunft angesprochen wurde. Obwohl nur halb so alt wie Datone, besaß er das ganze Vertrauen des Padrino und war dessen rechte Hand.
    Dieses eine Mal, als Mario verhindert war, irgendwo auf dem Land unterwegs, angeblich um Schutzgelder einzutreiben, und Don Carreras sich an Datone wandte ... Er erinnerte sich noch daran. „Ich habe einen Auftrag für dich, Barto."
    Er glaubte, in den schwarzen Augen zu versinken, und spürte kaum, wie ihm die Hand mit dem Siegelring entzogen wurde, den Datone gerade geküsst hatte. Seine Antwort war eher ein Hauchen. „Es ist mir eine Ehre, Padrino."
    Mehr sagte er nicht. Mehr gab es nicht zu sagen. Selten war er Don Carreras so nahe gekommen, und noch nie hatte jener ein solches Aufheben um einen Auftrag gemacht. An diesem Tag war irgendwie alles anders ...
    Der Padrino führte beide Hände in einer nachdenklichen Geste zum Mund. „Wir werden dir ein Kästchen geben, das du zu einer bestimmten Anschrift bringen sollst.
    Im Grunde ist es ein Auftrag, wie du ihn schon Dutzende Male ausgeführt hast, aber diesmal lege ich besonderen Wert darauf, dass man dir den Empfang der Ware quittiert."
    Er hatte Ware gesagt. Also handelte es sich nicht um die Übergabe eines Befehls oder von Informationen. Er war demnach eine Sprosse höher in der Hierarchie gerutscht. Das hieß, er bekam eine Gelegenheit, sich zu bewähren, und Datone war wild entschlossen, diese Chance zu nutzen. „Darf ich fragen, was das Kästchen enthält?"
    Carreras funkelte ihn an. Er war ein schweigsamer Mann, dessen feste Stimme durch den sparsamen Gebrauch der Worte noch mehr Gewicht erhielt. Jetzt schwieg er, und Barto Datone begriff, dass er seine Befugnisse überschritten hatte. „Ich ... ich vermute ..." Stotternd deutete er auf einen kleinen Tisch neben dem thronartigen Sessel, auf dem der Don ihn begrüßt hatte. „Das wird wohl das Kästchen sein?"
    Sein Blick schweifte zu dem Unbekannten, der es sich, soweit es seine gekrümmte Wirbelsäule erlaubte, in einem Sessel an der Seitenwand des Empfangszimmers bequem gemacht hatte. Die tief liegenden Augen waren unter der buckelförmig vorspringenden Stirnpartie kaum zu erkennen, wiesen den Mann aber recht eindeutig als Soltener aus. Seine schwarze Ponyfrisur glänzte speckig.
    Er hatte den rechten Arm aufgestützt, und die Finger spielten mit den zu Zöpfen geflochtenen Barthaaren, als er sagte: „Der Padrino hat deutlich gemacht, was er von dir erwartet, Barto. Warum schnappst du dir nicht einfach das Kästchen und führst den Auftrag aus?"
    Datone starrte den Mann an, dann Carreras und näherte sich zögernd dem Tisch. Er nahm den kleinen Gegenstand aus schwarzem Plastid an sich und die Folie mit der Anschrift, dann verneigte er sich vor den beiden und verließ rückwärts gehend den Raum.
    Draußen straffte er sich und überlegte kurz, was es wohl mit diesem Unbekannten auf sich hatte. Er war ihm gerade zum ersten Mal begegnet, aber er schien einen ähnlichen Rang wie Carreras zu bekleiden. Vielleicht war er der Don von Venedig?
    Oder ... Nein, das brachte alles nichts.
    Er blickte auf die Folie. Es war eine Adresse in Posillipo, direkt an der Küstenstraße, gegenüber der Insel Galli. Ein Katzensprung von hier.
    Rasch winkte er ein Schwebetaxi herbei. „Via Posillipo", sprach er in das Akustikfeld vor der Trennscheibe zum menschenleeren Cockpit. Dann - nach erfolgter Identifizierung - bestätigte eine mechanische Frauenstimme schmeichlerisch und bedankte sich für den Auftrag. Das Taxi schwebte davon, während sein Netzkonto mit den Flugkosten belastet wurde.
    Am liebsten hätte Datone gleich seine Frau angerufen, um ihr von diesem vertrauensvollen neuen Job zu berichten. Er freute sich über diese Chance auf den ersehnten Aufstieg. Aber Cara überwachte in einem Schnellkostladen den Kundenverkehr und war sicher beschäftigt. Genau wie Sarah. Seine kleine Tochter, kürzlich erst drei geworden, alberte wahrscheinlich gerade mit den Erziehern in der Kindertagesstätte „Festa Bene" herum.
    Grinsend blickte Datone nach links, auf die weite Fläche des

Weitere Kostenlose Bücher