2277 - Die Macht der Sekte
zurück und suchte in seinem fotografischen Gedächtnis. „Geht in Ordnung, Chef." Diana, gerade 25 Jahre alt geworden, langbeinig und superblond, würde den Minister zuverlässig gegen alle Eindringlinge abschotten, da war er sich sicher.
Gleich darauf sprach Adams einen Verbindungskode in das Akustikfeld über seinem Schreibtisch. Als die Verbindung zustande kam, hielt er sich nicht lange mit einleitenden Floskeln auf. „Ich habe einen Auftrag für dich. Ich hoffe, du steckst nicht gerade in dringenden Ermittlungen."
„Nichts, was ich nicht verschieben könnte."
„Gut. Ich hatte nämlich gestern ungebetenen Besuch. Carlosch Imberlock war hier und bat mich, nötigte mich geradezu, ihm einen neuen Versammlungsort für die Jünger Gon-Orbhons zu überlassen. Er will den Vesuv pachten."
„Den ... Vesuv?", erklang es wie ein Echo. „Was will er mit dem Vesuv?"
„Vor allem will er eine größere Begegnungsstätte für seine Jünger. Kein Wunder, finde ich, es werden ja auch immer mehr. Wenn er sie an einem Ort versammelt, haben wir sie besser im Blick. Ich war also damit einverstanden."
„Und jetzt hast du Bedenken?"
„Keineswegs, aber der Vesuv ist heikles Terrain. Er wurde von einem gewissen Miguele Carreras gepachtet, der ihn für den Tourismus erschlossen hat, und diese Pacht müsste ich aufheben, um Imberlock entgegenzukommen. Nun hat mir allerdings ein Vögelchen gezwitschert, dass Carreras in der Gegend die Camorra leitet."
Sein Gegenüber offenbarte sein Wissen. „Die neue Camorra wohl, wenn wir uns im geografischen Umfeld des Vesuv bewegen. Als Camorra bezeichnete man vor dreitausend Jahren einen Geheimbund in Neapel und Süditalien. Er zeichnete sich durch eine besonders straffe Organisation aus und hatte seine Finger in Schmuggel, Erpressung und Drogenhandel, in ganz großem Stil, bis in die höchsten Regierungskreise."
„Alle Achtung! Dabei war das doch eher meine Zeit, du hast so was nie selbst erlebt."
„Du warst wohl auch kaum Mitglied der Camorra. Und bei mir gehörte es zur Ausbildung. Du glaubst nicht, wie viele camorreske Organisationen sich in den Weiten der Milchstraße herumtreiben. Von den Galactic Guardians und der Sentenza mal gar nicht zu reden."
Adams lächelte. „So dramatisch ist das bei uns hoffentlich nicht. Diese neue Camorra ist nur klein, aber dennoch sollten wir sie nicht unterschätzen."
„Hast du genauere Informationen?"
Adams räusperte sich. „Ja, nein, sozusagen. Wir wissen nichts Genaues, aber alles deutet darauf hin, dass mehr dahinter steckt. Die neue Camorra hat... nun, sagen wir ... gesamtgalaktische Kontakte. Zumindest lassen sich solche Verbindungen erahnen, wenn man genauer nachforscht. Meinen Unterlagen zufolge hat man sie gewähren lassen, aber beobachtet - bis der Hyperimpedanz-Schock kam. Damit geriet die >Operation Camorra< in die Versenkung. Bei meiner allgemeinen Aktendurchsicht ist sie mir auch nicht aufgefallen."
„Da bleiben ja eigentlich nur die beiden, die ich schon genannt habe."
„Was mir nur bestätigt, dass du die richtige Person für dieses Unternehmen bist.
Mein Verdacht geht in Richtung der Galactic Guardians. Sie wollen auf der politischen Bühne der Galaxis mitspielen, wenn auch im Hintergrund."
„Du meinst also, Tizian Grannet steckt dahinter?"
Adams zuckte die Achseln. „Nicht unbedingt. Es ist über zwanzig Jahre her, dass er alle seine Konkurrenten ausschaltete und sich der TLD durch Flucht entzog, seitdem haben wir von oder über ihn selbst nichts mehr gehört. Vielleicht zieht ein Nachfolger die Fäden."
„Geheimnisse sind dazu da, gelüftet zu werden. Wann breche ich auf?"
„Du machst also mit?"
„Scheint tagsüber die Sonne?"
Adams blieb ernst. „Ich glaube, dass sich in Neapel Mitglieder der Galactic Guardians eingenistet haben. Falls dem so ist, steckst du möglicherweise bald in Schwierigkeiten."
Sein Gegenüber seufzte. „Ich fliege heute noch hin."
Adams nickte. „Ach, eins noch. Die TLD-Agenten, von denen wir diese Informationen haben, sind inzwischen verstummt. Wir kennen nicht den Grund, müssen aber das Schlimmste annehmen. Also pass gut auf dich auf."
Der Newsfunk-Moderator überschlug sich beinahe vor lauter erfreulichen Wirtschaftsnachrichten, als Datone mit dem Schwebetaxi zum Vesuv flog. Das Fahrzeug hatte ihn in San Marco vor seiner Wohnung abgeholt, und er hatte sich gleich einen Sender heraussuchen lassen, der um diese Zeit immer einen Space-Krimi brachte. Diesmal hatte er Pech
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