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2283 - Zwielichtklingen

Titel: 2283 - Zwielichtklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gelben Lichtern wie Kerzenflammen erhellt. „Kämpfer des Friedens!", begann Admiral Ir'kham mit lauter, verstärkter Stimme. „Freunde und Gefährten! Von morgen an wird nichts mehr so sein wie bisher. ARCHETIM ist tot! Er wird nicht aus Tare-Scharm zurückkehren. Damit hat das SYSTEM seine Existenzberechtigung verloren. ARCHETIMS Geist mag immer noch in Phariske-Erigon spürbar sein, doch auch das wird sich schnell ändern. Was wir brauchen, ist eine neue Ordnung, die unserem Volk, den Schohaaken, im zweifellos bevorstehenden Zeitalter der Barbarei Halt gibt und es vor seinen inneren und äußeren Feinden schützt. Ich frage euch alle: Sind wir bereit?"
    „Wir sind bereit, dir zu folgen", antwortete Ouwen Garchid, der für alle Offiziere der Schwadron sprach. „Wir erwarten deine Befehle, Admiral."
    Ir'kham lächelte milde. Sharaaya und Han Orrwisch standen neben ihm, ihren Augen entging nichts: keine verräterische Bewegung, kein unsicherer Blick, kein Tuscheln oder Aufmucken unter den Soldaten. „Das weiß ich. Wenn ich nur den geringsten Zweifel an einem von euch hätte, wärt ihr nicht hier. Ich meine etwas anderes. Sind wir bereit für den wirklichen Kampf? Den letzten Kampf vor der Etablierung der neuen Ordnung? Oder anders gefragt: Ist diese Galaxis bereit, uns zu folgen?"
    Spontan brandete Beifall auf. Ouwen Garchid wartete ab, bis die Versammelten wieder zur Ruhe kamen. Dann sagte er mit vor Inbrunst leuchtenden Augen: „Ja, Admiral! Das ist sie!"
    „Ist sie bereit für einen neuen Führer?", rief Ir'kham. „Jetzt, da ARCHETIM tot ist - ist sie bereit für einen ... neuen Gott?"
    „Das ist sie, Admiral!" schrie Garchid. „Sie ist es schon lange! Gib Befehl, Admiral, und wir folgen! Unser Leben gehört dir!"
    Wieder brandete frenetischer Beifall auf und hielt sich minutenlang. Ir'kham sah mit Wohlgefallen auf seine Anhänger und Offiziere hinab, das Gerüst seiner neuen Ordnung.
    Dann hob er die Hand. „Dann soll es so sein!", verkündete er. „Morgen beginnt eine neue Zeit! Geht jetzt in eure Quartiere und auf eure Schiffe! Schlaft ein letztes Mal, bevor wir das SYSTEM und alles hinwegfegen, was weiterhin an der alten Ordnung hängt! Han Orrwisch wird euch die letzten Instruktionen vor der Schlacht geben. Habt keine Angst vor dem Tod, denn ihr würdet als Helden sterben! Aber so weit soll es gar nicht erst kommen!"
    Nochmals jubelten seine Getreuen ihm zu. Dann führte Orrwisch sie hinaus. Nur Sharaaya blieb bei Ir'kham zurück. „So weit hast du dich noch nie vorgewagt", sagte sie, als der Letzte gegangen war. „Es ist dir ernst, oder? Du selbst willst der neue Gott der Schohaaken werden."
    „Ich werde unsterblich sein", sagte er und legte die Hände auf die beiden Klingen an seinen Hüften. „Das Volk braucht einen Führer, jemanden, an den es glaubt, der ihnen eine neue Vision gibt."
    „Und den es fürchtet?"
    „Auch. Furcht ist nur eine Form des Respekts und der Verehrung."
    „Und dass ARCHETIM tot ist", fragte sie, „daran glaubst du auch?"
    Er sah sie an und lachte lange, bis in seinen Augen die Tränen standen. „ARCHETIM tot?
    Nein, Sharaaya, natürlich nicht! Ein Wesen wie ARCHETIM stirbt nicht so leicht. Aber das Volk ..."
    „... braucht etwas, woran es glauben kann", antwortete sie mit seinen Worten. „Oder auch nicht mehr."
    „Du verstehst", sagte er und blickte sie abwartend an. „Noch etwas?"
    „Noch eine Frage, ja", sagte sie und holte tief Luft. „Was ist, wenn ARCHETIM doch zurückkehrt?"
    Er lächelte nur. Sie konnte nicht viel darin lesen, aber das Wenige reichte, um ihr einen Schauder über den Rücken laufen zu lassen.
    Schon nach wenigen Stunden zeigte sich im Kampfverhalten der SYSTEM-Verbände eine neue Handschrift. Sternenadmiral Ouwm Warrghid war an keine Weisungen von Dymyr-Gro mehr gebunden. Er hatte alle Freiheiten und nutzte dies weidlich aus, indem er endlich so kämpfte, wie er es immer schon gewollt hatte.
    Warrghid mochte alt sein, eigentlich schon längst zu alt für einen Kriegsherrn. Doch wie er den Kampf führte, bewies, dass er noch nichts verlernt hatte und es mit jedem Jüngeren aufnehmen konnte - selbst mit Mamor Ir'kham. Der große Unterschied zwischen dem alten Lehrer und seinem abtrünnigen Schüler lag wohl darin, dass Ir'kham sich von ARCHETIM losgesagt hatte, während Warrghid für ARCHETIM und dessen Philosophie kämpfte.
    Ir'khams Worte vom Tod der Superintelligenz hatten in ganz Phariske-Erigon für Entsetzen und Bestürzung

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