2283 - Zwielichtklingen
am Schauplatz auftauchten und brennende oder vernichtete Welten vorfanden. „Der Admiral", wie er nur noch genannt wurde, wurde zum Ausgestoßenen erklärt und aller Rechte beraubt. Das SYSTEM setzte eine Belohnung für Hinweise auf seinen Aufenthaltsort ebenso wie für seine Ergreifung - oder seinen Tod - aus.
Es erreichte damit nur, dass sich immer mehr Schohaaken für ihn interessierten und zunehmend mit ihm sympathisierten. In seinen Botschaften an sein Volk verteidigte er seine Politik der harten Hand und wurde vom Ausgestoßenen zu einer Art Volksheld.
Seine Worte waren dabei ebenso klar wie vage: Tod all jenen, die sich gegen ARCHETIM stellen - und Kampf einem SYSTEM, das unfähig ist, ARCHETIMS Interessen zu schützen!
Man konnte alles Mögliche hineininterpretieren, und genau das war es, was der Admiral wollte.
Die Stimmung unter den Schohaaken heizte sich weiter auf, je länger die Superintelligenz fortblieb. Über ein raffiniertes Netz von Kontaktleuten warb Ir'kham immer neue Anhänger unter den Sympathisanten und Unzufriedenen mit dem SYSTEM. Bald stießen fast täglich Raumschiffe aus der Flotte zu seiner Streitmacht und unterstellten sich seinem Kommando, manchmal ganze Verbände.
Ein Jahr nach der Preisgabe seiner alten Basis und dem Beginn des Untergrundkriegs verfügte die „Schwadron" der Admiral behielt diesen Namen für seine Streitmacht bei, die genauso zum feststehenden Begriff wurde wie sein selbst verliehener Titel - über mehr als zweitausend Schiffe, davon viele moderne Schlachtraumer, riesige Walzen. Das war über zehnmal mehr als das, womit er ausgezogen war, und fast die Hälfte aller noch in Phariske-Erigon verbliebenen Schiffe des SYSTEMS, die unter dem Kommando von Sternenadmiral Ouwm Warrghid standen, einem gefürchteten und entschlossenen Mann, der allerdings dank seiner Treue zum SYSTEM durch dessen Unentschlossenheit zur Ineffizienz verurteilt war.
Und ARCHETIM rief nach weiterem Entsatz. Nichts deutete auf eine baldige Rückkehr der Superintelligenz hin. Die Galaxis lag danieder, sie blutete aus, und erste zweifelnde Stimmen erhoben sich. Bald wurde offen spekuliert, dass ARCHETIM in seinem Kampf gefallen sein könne; dass er nie wieder zurückkommen würde und die Zukunft Phariske-Erigons dunkel und barbarisch sein würde.
Der Admiral schlug in diese Kerbe. Genau hundert Jahre nach ARCHETIMS Aufbruch nach Tare-Scharm ließ Ir'kham über sämtliche ihm zur Verfügung stehenden Kanäle verbreiten, ARCHETIM sei tot. Seine Stimme war in ganz Phariske-Erigon zu hören. Es waren immer die gleichen drei Worte, in einer Endlosschleife wiederholt. Sie dröhnten auf jedem Planeten der Galaxis aus den Empfängern und erfüllten den Raum zwischen den Sternen: ARCHETIM IST TOT! TOT!!!
Und einen Tag später erklärte der Admiral dem SYSTEM den Krieg.
Zweimal waren die Schiffe der Schwadron und des SYSTEMS aufeinander geprallt.
Zweimal war der Kampf kurz gewesen, hatte eher einem vorsichtigen Abtasten geglichen.
Krieg gegen Rebellen zu führen, die weitgehend unorganisiert und auch untereinander zerstritten waren, war eine Sache. Gegen ein SYSTEM zu kämpfen, das bei aller Zauderlichkeit straff organisiert war eine andere.
Zumal es sich zeigte, dass nun, nachdem der Bruch endgültig war, das SYSTEM sich endlich dazu durchgerungen hatte, seine Politik des vorsichtigen Taktierens, des Zauderns und Zögerns aufzugeben.
Wie es aussah, hatte Sternenadmiral Warrghid jetzt freie Hand in der Führung des Kampfs. Und die Schwadron bekam das zu spüren. Der letzte kurze Schlagabtausch hatte eine andere Handschrift des Gegners gezeigt - die des Sternenadmirals, eines alten, erfahrenen Offiziers.
Admiral Ir'kham wusste das. Er hatte Grund, diesen „neuen" Gegner ernst zu nehmen, denn Ouwm Warrghid war sein Ausbilder in der Flotte gewesen. Er hatte unter ihm gedient und von ihm gelernt, bevor er mehr und mehr seine eigenen Wege ging und zum Außenseiter wurde.
Am Abend vor der Entscheidungsschlacht, die im Notan-Jappur-Sektor geschlagen werden sollte, kamen Ir'kham und seine wichtigsten Berater an einem geheimen Ort zusammen. Bei ihm waren seine Vertraute Sharaaya und Han Orrwisch, den er inzwischen zu seinem Sprecher befördert hatte. In Wahrheit war er mehr als das. Er war des Admirals rechte Hand. Wer etwas vom Admiral wollte, wer zu ihm vorgelassen zu werden begehrte, der musste erst an dessen ehemaligem Ersten von der VANZZA vorbei.
Der große Raum war düster, nur von schwachen
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