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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagte der makellose Hüne mit wohlklingender Stimme, die ausgezeichnet zu seinem Äußeren passte. „Die Probezeit hat uns davon überzeugt, dass die Terraner ihres Gottes würdig sind. Daher erklären wir... Ich meine: Ich erkläre euch zu meinem, zu Gon-Os Volk."
    Das war's. Er trat zurück, das Tor schloss sich. Der mentale Druck sank auf den früheren Level.
    Mit einer gewissen Verzögerung brach die Menge in tosenden Jubel aus. Dazu gab es bombastische Musik und allerlei holografische Effekte.
    Dass die Gestalt auf der Rampe kurz gestockt, etwas irritiert gewirkt und insgesamt einen eher eigenartigen Eindruck hinterlassen hatte, störte die Jünger offenbar ebenso wenig, wie dass der Kybb-Titan wieder sichtbar und die gesamte Umgebung erneut in Schatten getaucht wurde.
    Merkwürdig, dachte Homer. Nun rief er sich die Momentaufnahme von vorhin in Erinnerung und betrachtete sie vor seinem geistigen Auge.
    In dem Tunnel, der in den schwarzen Quarzstock führte, standen zwei weitere Gestalten. Bei der einen handelte es sich um ein fast drei Meter großes, echsenartiges Wesen, das einen seiner Arme auf die andere, kleinere Gestalt gerichtet hielt, wie um sie mit einer Waffe zu bedrohen.
    Der so in Schach Gehaltene war ein etwas untersetzter Terraner mit, trotz der Dunkelheit deutlich erkennbar, roten Haarstoppeln.
    Das gibt's nicht. Das kann nicht sein!, durchfuhr es Homer siedend heiß. Der weilt doch in der Großen Magellanschen Wolke!
     
    68.
     
    „Bully? Bei Gon-Orbhon in dessen Allerheiligstem?"
    „Ich bin mir ziemlich sicher. Leider", sagte Homer und spielte verlegen mit seinen Rasta-Zöpf en. „Picco und Obacht sind gerade dabei, das offizielle Trivideo-Material zu bearbeiten.
    Eventuell lassen sich darauf noch mehr Details erkennen."
    „Damit ist die Sache gestorben." Mondra ließ die Schultern sinken. „Wir können unmöglich eine Bombe dort hochgehen lassen, wo sich Reginald Bull aufhält."
    Alles umsonst, dachte sie deprimiert. All die Anstrengungen, all die raffinierten Tricks...
    Dabei hatte sich Mondra so gut gefühlt, nachdem sie Schminke und Theaterblut abgewaschen hatte. Sie hatten das Kunststück vollbracht, unter den Augen Imberlocks und seiner Adjunkten ein Antigrav-Surfbrett abzustauben, das sie im Rahmen der bevorstehenden Aktion einsetzen wollten. Matti war gerade in die kleine Küche des Garderoben-Schwebers gekommen und hatte grinsend vermeldet, dass er das von ihr und Picco in aller Eile zerdepperte Gerät wieder vollständig repariert hatte.
    Dann war Homer mit seiner Entdeckung herausgerückt.
    Matti zeigte sich von deren Konsequenz ganz und gar nicht enttäuscht. Der Zirkusdirektor und Hobby-Forscher wirkte im Gegenteil so erleichtert, als sei eine tonnenschwere Last von seinen Schultern genommen worden. „Es wäre sowieso ein Wahnsinn gewesen", sagte er. „Ich grüble seit Tagen über den Berechnungen, welche Sprengkraft zu dem gewünschten Ergebnis führen könnte. Was für Formeln ich auch anwende, wie oft noch ich die alten Aufzeichnungen studiere, eine Rest-Unsicherheit bleibt. Aber jetzt ist das ohnedies hinfällig."
    „Sehe ich nicht so." Homer beugte sich vor und legte die Unterarme auf den Tisch. „Erstens wissen wir nicht sicher, ob es wirklich Bull war; zweitens ist nicht gesagt, dass er sich immer noch dort aufhalten wird, wenn wir die Bombe zünden. Drittens ..."
    Picco kam hinzu, verteilte Ausdrucke und setzte sich, da kein Stuhl mehr frei war, auf die Anrichte. Sie betrachteten die Vergrößerungen. „Es fiel nur für einen kurzen Moment Licht auf die beiden", erläuterte der Jongleur, „vermutlich ein von irgendwas gespiegelter Sonnenstrahl. Aber wenn ihr mich fragt, ist das unser Verteidigungsminister."
    Mondra bestätigte seine Einschätzung. Homer setzte ungerührt fort: „Mein zweiter Punkt wird davon nicht entkräftet. - Drittens dürfen wir uns schlicht und einfach keine Rücksicht darauf erlauben. Wenn wir das täten, nähmen wir ein mögliches Ende der Menschheit billigend in Kauf."
    „Aber Gon-0 hat doch gerade erklärt, dass er die Terraner schonen will", sagte Matti. In der Erregung um Bully war das Hauptereignis der letzten Stunden beinahe untergegangen. „Vorerst. Wer garantiert, dass der verrückte Gott es sich nicht demnächst wieder anders überlegt? Im Übrigen bietet unser Plan weiterhin die einzige Möglichkeit, gegen sein und Imberlocks Terror-Regime vorzugehen. Terra mag heute Mittag aufgeatmet haben, aber Grund zu Glückstaumel

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