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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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besteht keineswegs."
    Mondra wiegte den Kopf hin und her. Homers Argumente waren stichhaltig. Und sie ahnte auch schon, was als Nächstes kommen würde. „Viertens, und das ist der wichtigste Punkt, wird der Entschluss nicht hier und jetzt gefällt, sondern erst, wenn sich die beiden Krakatoa-Sonden zum Einsatzort durchgegraben haben.
    Davor passiert überhaupt nichts. Vielleicht wird es dann ja gar nicht mehr nötig sein, die Bombe zu zünden und den Vesuv zu einer lokal begrenzten Eruption anzuregen."
    „Reines Wunschdenken", warf Mondra ein. „Zugegeben. Niemand von uns vermag in die Zukunft zu sehen. Aber ich sage euch nochmals klipp und klar: Ich übernehme die Verantwortung. Ich werde den Knopf der Fernsteuerung drücken, wenn es notwendig sein sollte, kein anderer. Glaubt mir, ich werde es nicht leichtfertig tun."
    „Das heißt...?", fragte Matti bang.
    Picco sprang vom Bord herunter und klopfte ihm auf den Rücken. „Wir machen weiter. Auf geht's, Herr Direktor!
     
    69.
     
    Palter Gunkgüls Laune mit blendend zu umschreiben wäre eine Untertreibung gewesen.
    Aus dem voll aufgedrehten Radio in seiner Fahrerkabine hämmerten die „Könige der Eisenzeit", die derzeit hipste Retro-Rockband der erreichbaren Galaxis. Palter grölte aus voller Kehle mit.
    Sein eigenes Eisen steuerte er mit zwei Fingern. Die „Biene" bewältigte auch engste Gässchen und schärfste Kurven bravourös. Sie war zwar nicht das modernste Fahrzeug - die Konstruktionszeichnungen hatten über dreitausend Jahre auf dem Buckel gehabt -, doch eines der zuverlässigsten und stabilsten.
    Wer brauchte Antigravs oder Prallfelder, wenn er drei luftgefüllte Reifen hatte, davon einer lenkbar? Und auf der Ladefläche fand alles Platz, was Gunkgül vom Hafen nach Neonapoli spedieren musste.
    Die Welt war schön, trotz des nach kurzer Pause wieder über der Stadt hängenden Kybb-Titanen.
    Doch das sechzehn Kilometer dicke Scheusal ließ Palter genauso kalt wie dieser komische Gon-O, der sich dazu durchgerungen hatte, die Terraner doch nicht auszurotten.
    Das Leben ging weiter; nur das zählte. Diese eine Fuhre noch, dann würde er Feierabend machen und nach Hause fahren auf eine original riapolitanische Pizza, zu einer original napolitanischen Flasche Vurguzz und seiner original napolitanischen Herzliebsten Li Tang-Ram.
    Und da sollte Palter Gunkgül nicht singen?
    Ein Gleiter stach aus dem Himmel herunter und setzte knapp vor der „Biene" auf.
    Palter stoppte seinen Gesang und sein Vehikel. Er erkannte das schnittige Modell; der gelbe Haarschopf des Piloten war ihm ebenfalls nur allzu vertraut.
    Sein Funk sprach an. Mario Modestos Stimme erklang, blasiert wie immer: „Du fährst zum Bauhof, nicht wahr?"
    Blöde Frage. Der Favorit des Padrinos wusste ganz genau, wohin Palter unterwegs war und was er transportierte: Schmuggelgut im Wert von Millionen Galax. „Und?"
    „Hab eine zusätzliche Kiste für dich."
    Ein Würfel von etwa vierzig Zentimetern Kantenlänge wurde aus dem Gleiter geworfen.
    Gunkgül hütete sich, den Katzenäugigen darauf hinzuweisen, dass dessen Sportflitzer wesentlich schneller am Bauhof wäre als seine „Biene". Die Camorra war eine streng hierarchische Organisation; der Ranghöhere befahl, der Niedrigere führte aus, ohne sich lang und breit nach Beweggründen zu erkundigen. „Brauchst nicht zu erwähnen, dass die Kiste von mir kommt. Stell sie einfach ins Büro des Verwalters. Hab mir was ausgeborgt und gebe es jetzt zurück, chiaro?"
    Modesto wartete keine Bestätigung ab. Der Gleiter startete und war nach wenigen Sekunden Richtung Meer entschwunden.
    Irgendwann, Mario, wirst auch du auf jemanden treffen, der dir die Löffel lang zieht, dachte Palter zornig.
    Dann holte er die Kiste, schmiss sie fluchend auf die Ladefläche und setzte seine Fahrt fort.
     
    70.
     
    „Tunc ist drin."
    Mondra justierte die Fernbrille neu und drehte den Kopf, verschaffte sich einen weiteren Überblick.
    Alles ruhig.
    Um diese Nachtzeit brannten nur wenige Lichtquellen in der Trabantensiedlung auf der östlichen, meerabgewandten Seite des Vulkanberges. Neonapoli, das Gebiet zwischen Somma, San Giuseppe und dem Canale Alto 30, wurde von mittelgroßen Industriebetrieben und Depots geprägt, zwischen denen Wohnhäuser für die jeweiligen Belegschaften errichtet worden waren.
    Das Gelände der Baufirma von Don Miguele Carreras wirkte im Vergleich zu den umliegenden Gebäuden wie ein Fort. Es war, hatte Mario Modesto bereitwillig

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