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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Übeln, die ihre bisherigen weltlichen Führer über sie gebracht hätten.
    Ausgiebig schmähte der Prophet die Riege der Zellaktivatorträger: Sie seien in der Vergangenheit nicht nur unfähig gewesen, Schaden von ihren Schutzbefohlenen abzuwenden, sondern hätten im Gegenteil immer neues Unheil geradezu magnetisch angezogen.
    Einzelne Namen erwähnte Carlosch Imberlock jedoch nicht, schon gar nicht den Perry Rhodans.
    Er wusste wohl, dass manche derer, die seine Ansprache am Trivid verfolgten, immer noch Hoffnungen auf den Residenten setzten, der sich mit der Heimatflotte an einen geheimen Sammelpunkt abgesetzt hatte. Stattdessen stellte er die Aktivatorträger pauschal als elitären Klüngel abgehobener Verschwörer dar, die sich zu Unrecht anmaßten, über das Schicksal der Menschheit bestimmen zu dürfen. „Unser Gott Gon-Orbhon hat diesem' Größenwahn ein Ende bereitet. Und alle Terraner guten Willens sind ihm zutiefst dankbar dafür."
    „Alle Terraner guten Willens sind ihm zutiefst dankbar dafür!", echote der Sprechchor.
    Homer blickte auf sein Chronometer. Kurz vor zwölf Uhr mittags. Es hätte ihn gewundert, wenn nicht...
    Seine Vermutung bestätigte sich. Imberlock kam zum Ende. „Er, Gon-O, und nur er ist befähigt und bereit, die Terraner zu leiten, zu führen und über sie zu richten. Wir bitten dich also, oh gütiger Gott Gon-Orbhon: Zeige dich uns und verkünde dein Urteil!"
    „Oh gütiger Gott Gon-Orbhon: Zeige dich uns und verkünde dein Urteil! Oh gütiger Gott Gon-Orbhon ..." Wieder und wieder skandierte der Chor die Bitte.
    Die Zeitanzeige auf Homers Handgelenk sprang auf 12:00- und im selben Augenblick verschwand der Kybb-Titan.
    Der Effekt war leicht erklärt - das Gigantraumschiff hatte sich in ein Deflektorfeld gehüllt, das die Lichtwellen um die Kugelform herumlenkte, also scheinbar hindurch-, gleichwohl äußerst spektakulär. Mit einem Schlag lagen die Hänge des Vesuv in strahlendem Sonnenlicht. Ringsum schillerten, einige Kilometer entfernt, wo die Wolkenbrüche niedergingen, zahlreiche Regenbogen.
    Nach den Wochen in Schatten und Düsternis löste die plötzliche, unerwartete Lichtflut eine Welle der Euphorie aus, der sich selbst Homer nur schwer entziehen konnte.
    Verdammt geschickt, dachte er. Gon-O erscheint, und die Sonne geht auf...
    Zugleich spürte er, dass sich die mentale Präsenz, die auch vorher schon von dem gewaltigen Quarzbrocken oberhalb des Tempels ausgegangen war, schlagartig erhöhte. Bislang war es Homer gelungen, sie zu ignorieren. Nun aber drohte ihn die Ausstrahlung zu erdrücken. Sein Aktivatorchip in der Schulter begann heftig zu pulsieren. Jetzt. Jetzt geschieht es. Er kommt.
    Er ist da; mitten unter uns.
    Im schwarzen, schimmernden Kristall öffnete sich ein Tor. Ein schockierend ebenmäßiger, humanoider Hüne machte einen Schritt heraus auf die Rampe.
    Unzweifelhaft handelte es sich um jene Gestalt, von der schon die ersten Jünger, ganz zu Beginn der Krise, immer wieder geträumt hatten. Dies zu verifizieren, hätte es der Vergrößerungen auf den zahlreichen riesigen Holoschirmen gar nicht bedurft: Die Millionen am Vesuv fühlten, dass sie ihren Gott erstmals mit eigenen Augen sahen.
    Etwas über zwei Meter groß war der Makellose, athletisch kräftig, breitschultrig und muskulös.
    Das schwarze Haar fingerkurz, die Augen dunkelbraun, unter markanten Brauen; breit, doch nicht zu breit das Kinn, das kantige Gesicht absolut symmetrisch. In Summe eine Inkarnation aller humanoiden männlichen Schönheitsideale.
    Der Gott Gon-Orbhon stand entspannt, das Gewicht auf dem hinteren Bein ruhend. Wie schon bei ihrem Funkgespräch vor über einem Monat fühlte sich Homer an die Kosmokratendiener Laire und Cairol erinnert. Allerdings schien ihm, als besitze Gon-Orbhon mehr von einem Lebewesen, trotz der unnatürlich glatten, matt glänzenden Haut. In 'seinem transparenten Umhang spielten grüne und goldene Fäden, die seltsam unruhig erschienen, wie winzige, flirrende Schlangen.
    Er öffnete den Mund. Damit war er nicht der Einzige. Aus den Augenwinkeln bemerkte Homer, dass Matti, der Naat und zahlreiche andere Umstehenden unwillkürlich die Unterkiefer gesenkt hatten.
    Noch etwas anderes erregte Homers Aufmerksamkeit: eine Bewegung hinter Gon-Orbhon, im Dunkel der Öffnung im Quarz. Er würde dieses Bild später mittels seines fotografischen Gedächtnisses genauer analysieren müssen; momentan war nicht die Zeit dazu.
    Denn nun... „Ich habe mich entschieden",

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