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2296 - In der Hölle von Whocain

Titel: 2296 - In der Hölle von Whocain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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darauf hinaus, dass die Bereiche, die sie aufsuchen wollten, für die Öffentlichkeit gesperrt wurden. Das Empfangskomitee sollte aus einerseits möglichst wenigen, andererseits möglichst hochrangigen Wissenschaftlern bestehen, vorzugsweise Historikern.
    Nach zweihundert Metern weitete sich der Tunnel zu einer Kreuzung, von der Stollen in alle Richtungen wegführten. Letoxx' Anweisungen folgend, bogen sie nach links ab, gleich darauf nach unten, dann wieder halbrechts nach oben ...
    Ohne den Eins-Katalog hätten sie sich in diesem Labyrinth schwerlich zurechtgefunden. Es gab keinerlei sichtbare Hinweisschilder oder Verkehrszeichen. Die Kybb-Mobile wurden von einem Leitsystem gesteuert; wer sich selbst orientieren wollte, musste sich des Trakensinns bedienen.
    Hajmo beugte sich zu Filana, die wieder auf ihrem Tornister Platz genommen hatte. „Irgendwelche Auffälligkeiten?"
    Die Positronikerin hob den Kopf, sodass er unter der Kapuze ihr von den Implantaten entstelltes Gesicht sehen konnte. Eine verfilzte, rotbraune Haarsträhne bedeckte das Cyberauge, doch das schien sie nicht zu stören.
    Ihr Teint war blass und wirkte ungesund, was aber auch am bläulichen Kunstlicht liegen konnte. Auf Kinn und Wangen zeichneten sich Pusteln ab.
    Filana leckte mit weit herausgestreckter Zunge über die Unterlippe, ein nervöser Tick, den Hajmo schon mehrfach beobachtet hatte. Dann verneinte sie. „Ich schaue immer nur ganz kurz, stichprobenartig. Muss Energie und Nerven sparen." 1 „Klar."
    „An manchen Wänden gibt es so was Ähnliches wie Graffiti in Trakenkode.
    Es sind auch ein paar Spottverse auf uns darunter. Und Huldigungen an Letoxx von der Sorte: >Weiter so, Einser, fahr Schlitten mit den Trantüten !< Er dürfte im Kolosseum ziemlich gepunktet haben."
     
    *
     
    Die Erinnerung daran schmerzte Hajmo, wenngleich diese Reaktionen die Richtigkeit seiner Vorgehensweise bestätigten. Beides, Schmähungen der Usurpatoren wie Anfeuerungen für Letoxx, erfüllte eine wichtige Ventilfunktion. Wer seiner Antipathie und Frustration auf diese Weise Luft verschaffen konnte, griff vielleicht weniger rasch zur Waffe. „Aufrufe zum gewaltsamen Widerstand?"
    „Nein, das hätte ich sofort gemeldet. Auch dieses TRAKTAT-Emblem ist nicht wieder aufgetaucht. Im Gegenteil, es gibt vereinzelte Ermahnungen von höheren Stellen, Ruhe zu bewahren und uns nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen."
    „Na bitte."
    Wieder züngelte Filana. Hajmo schien, als wolle sie noch etwas hinzufügen, doch dann wandte sie ruckartig den Kopf ab.
    Er ging zurück zu Iant Letoxx. Fast hätte er gefragt: „Sind wir denn bald da?", aber das verkniff er sich gerade noch.
    Siderips Körpersprache drückte Anspannung und Ungeduld aus. Der dürre Glatthäuter erinnerte Letoxx an einen Halbwüchsigen, der es nicht erwarten konnte, ins Ferienarbeitslager zu kommen.
    Letoxx dachte selten an seine Kindheit und Jugend zurück. Sowohl im Hort als auch an den diversen Ausbildungs- und Ertüchtigungsstätten hatte er sich meist gelangweilt. Ohne groß anzuecken, war er überall durchgerutscht. Mittelmaß und zufrieden damit.
    Ehrgeiz hatte er erst entwickelt, als er entdeckte, dass sich dieser auch mit Lug und Trug befriedigen ließ - und häufig viel einfacher und effizienter als durch herausragende Leistungen. Wahrhaft intelligent war nicht, wer Lehrstoff auswendig aufsagen konnte; sondern wer herausfand, wie man Prüfer und Mitschüler am besten austrickste.
    Letoxx zweifelte nicht daran, dass ihm dies über kurz oder lang auch mit Siderip und den übrigen Terranern gelingen würde. Er war schon mit ganz anderen Kalibern fertig geworden.
    Nur vor dem Bulligen mit dem Augenbrauenwulst musste er sich hüten.
    Der war ihm nicht geheuer, seit er mit bloßen Händen die Berserkerin erledigt hatte. Sie schwebten in den Campus der Kybernetischen Universität ein. So unbelebt hatte Letoxx das Gelände noch nie gesehen; offenbar war es wunschgemäß geräumt worden. Sämtliche der sonst so begehrten Parkmöglichkeiten rings um die Dornstrauchbeete waren verwaist. Die leere, sechseckige Fläche hätte fünfzig Vehikeln wie dem ihren Platz geboten.
    Eine kleine Gruppe von Kybb-Traken wartete auf den Prunkstufen zum Rektoratssektor. Optisch eine rohe, blaugraue Treppe, entpuppte sich der Aufgang in Trakensicht als üppig verziert mit Aussprüchen und Lehrsätzen der berühmtesten Professoren, die hier im Lauf der Jahrtausende unterrichtet hatten. Großteils Gewäsch in Letoxx'

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