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2300 - Vorboten des Chaos

Titel: 2300 - Vorboten des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine Sekunde aus den Augen. Über dem Abzweig mobilisierte das Wesen überraschend Kraft; mit der Anmut eines Zementsacks setzte es über die Lücke weg. Schließlich bog die Bestie in denselben Schacht, den ihre Artgenossen genommen hatten.
    „Ich denke, wir haben den idealen Führer!", triumphierte Luke.
    „Ah", machte Fogel wenig überzeugt.
    Dani Queenz sagte: „Luke hat Recht!"
    „Nennst du ihn neuerdings Luke?", fragte Fogel.
     
    *
     
    Zon Facter hatte für Sekunden das Bewusstsein verloren gehabt, im Anschluss an den Sturz, danach war er durch den engen, waagerecht verlaufenden Schacht gekrochen. Verdammter Rhodan. Verdammter Bostich. Ein Treffer mehr, schätzte Facter, und sie hätten ihn erwischt. Sein Leib begann zu regenerieren. Er musste dringend essen, und der Gewebeaufbau erforderte große Mengen Flüssigkeit. Beides besaß er nicht.
    Die Augen funktionierten halbwegs, die Ohren mit zehn Prozent. Allein der Tastsinn blieb völlig ausgeschaltet.
    Facter lokalisierte den Punkt, an dem er sich befand: achtzig Meter unterhalb der Säle Crest und Lethos.
    Die Montageplattform mit den Dunkelkapseln lag südlich am unteren Rand des Kelchs. Da er nicht auf gerader Strecke marschieren konnte, betrug die Länge des Rückwegs über einen Kilometer. Alles ohne Dunkelschirm, ohne Antigrav, und ein guter Teil der Strecke führte aufwärts oder abwärts durch Luft- und Wartungsschächte.
    Abwärts konnte er sich fallen lassen.
    Mechanische Gewalt hatte Facter nicht zu fürchten; Stürze stellten keine Gefährdung dar, solange er imstande war, seine Körperstruktur umzustellen.
    Aufwärts war das Problem, doch Facter traute sich zu, Sprünge bis zu zwei Metern zu bewältigen, wenn er Ruhe hatte.
    Nach kurzer Zeit erreichte er die Route vom Hinweg.
    Ein Abschnitt Wand sah aus wie zu Hause im Kolonnen-Fort, die Wände ausgebeult, ein Haufen tiefe Kratzer.
    Facter begriff, dass sich einige Mikro-Bestien an diesem Ort geschlagen hatten. Ein kleiner, harmloser Streit, vielleicht aus Frustration.
    Auf dem Hinweg war dies nicht passiert. Val Rabozo, in Facters Abwesenheit Kommandeur, musste also den Rückzug befohlen haben. Von Facters Überleben wusste keiner. Die Dunkelkapseln, machte er sich klar, sind vielleicht schon weg. Ihm blieb nur, auf besondere Umstände zu hoffen, wie immer die aussehen mochten.
    Ein Abschnitt im Schacht erwies sich als feucht. Facter blickte zur Decke und sah Kondenswasser. Die Tropfen, die an den Wänden hingen, leckte er gierig mit den Lippen auf. Doch der Abschnitt oben, wo mindestens ein Liter haftete, war ohne Leiter oder Antigrav für ihn nicht erreichbar.
    Unbehelligt gelangte er zum Stamm-Segment der Residenz. Das Netz der Luft- und Wartungsschächte war hier unterbrochen. Ihm blieb keine andere Wahl, als die Grenze auf normalem Weg zu überwinden.
    Er lugte in den Korridor. Niemand war in Sicht. Links und rechts begrenzten geschlossene Schotten den Blick.
    Aus einer Öffnung in Deckenhöhe ließ sich Facter zu Boden krachen.
    Während er Kräfte sammelte für den gewaltigen Sprung an der Gegenseite, flammte mit einem Mal Beleuchtung auf. „LAOTSE an Besucher und Betriebsmannschaft!", hörte er auf Interkosmo, aus verborgenen Membranen. „Energieversorgung wiederhergestellt!
    Mit einer Normalisierung der Verhältnisse ist in Kürze zu rechnen! – LAO-TSE an Besucher und ..."
    Facter hörte Schritte. Wenn das Licht funktionierte, machte er sich klar, dann auch die Türen.
    Ihm blieb als Ausweg nur der Lüftungsschacht – zwei Meter zwanzig über dem Boden, bei 21 Zentimetern Körpergröße.
    Als das Schott beiseite fuhr, schnellte der Assassine an der Wand empor. Er bekam die Kante zu fassen, mit ausgestreckten Handlungsarmen, hielt fest, und die Kraftanstrengung riss brockenweise verbranntes Fleisch von den Fingergliedern. Mit den Laufarmen fasste er schließlich nach und zog sich durch die Öffnung.
    Im Dunkeln blieb er liegen. Er rollte sich auf den Bauch, kam trotz seiner Masse lautlos hoch und blickte durch die Öffnung. Unten rannten Terraner, alle trugen schwere Waffen, aber niemand sah zur Öffnung hoch.
    Facter schnaufte. Weiter jetzt!
    In weitem Bogen umging er LAO-TSES Sektionen. Mitten im Hauptträger stieß er erneut auf Wasser, dieses Mal bequem erreichbar, und er sog jeden Milliliter auf, den er mit den Lippen erreichte.
    Mit letzter Energie brachte er den Rest der Reise hinter sich. Als er schließlich den Schacht zur Außenwelt erreichte, knickten ihm Beine und

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