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2310 - Strukturpiloten

Titel: 2310 - Strukturpiloten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bei Pilotenkindern vor, meint die Doktorin, weil deren Immunsystem ... Obwohl Kempo alle Impfungen ..."
    Ihre Stimme erstarb. Schluchzend lehnte sie sich an Sheerdurns Hüfte. Er strich der Frau unbeholfen über das zu einem festen Knoten geflochtene Haar.
    „Dann hat sich sein Befinden verschlechtert?", fragte er.
    Sie schnäuzte sich. „Ganz plötzlich, ja.
    Dabei ist so eine Infektion normalerweise keine große Sache, mit den entsprechenden Medikamenten in ein paar Tagen überstanden. Und die hat er selbstverständlich bekommen. Glaubst du ..."
    „Was?"
    „Dass er ... dass ihn der Lebensmut verlassen hat? Er hat sich ungeheuer angestrengt, hier eine neue Existenz aufzubauen. Mit dem Herzen war er aber nie dabei. Das hast du doch schon bei deinem ersten Besuch gesehen."
    „Hm. Gab es Anzeichen für eine Krise?"
    „Er hat erwähnt, wie unbefriedigend sein Studium sei. Es gäbe überhaupt nichts mehr zu entdecken oder zu erfinden. Sondern es stünde für jede noch so knifflige Problemstellung seit Jahrtausenden die optimale Lösung fest."
    Sheerdurn zuckte ungeduldig die Achseln. „Das war immer schon so und hat noch keinen umgebracht."
    „Ein andermal hat er gesagt, er sehne sich nach den Nächten in der Pilotenstadt. Weil sie so klar waren, wenn das Schirmfeld abgedunkelt wurde. Nicht so dunstig und neblig wie hier. – Würde es dir etwas ausmachen, mit diesem Fingerklopfen aufzuhören?"
    „Pardon." Er steckte die Hände in die Hosentaschen. Mit dem, was sie zuletzt berichtet hatte, konnte er nichts anfangen. Doch ganz hinten, an der Peripherie seines Bewusstseins, tickte es weiter.
    Wie ein Wecker. Oder eine Bombe.
    „Kempo ist mitten auf dem Feld umgefallen. Als hätte ihn der Blitz getroffen. Ein Hirte hat es zufällig gesehen und ihn ins Haus geschleppt. Das war vor fünf Tagen. Seither liegt er da, er hat die Besinnung nicht wiedererlangt. Wir ernähren ihn intravenös, doch sein Zustand ... Du siehst es ja selbst."
    „Danke, dass du mich verständigt hast. Aber was ich schon die ganze Zeit wissen will: Warum die Heimlichtuerei?"
    Sie raunte: „Sobald sie ihn hierher gebracht hatten, verfügten die Ärztin und der Verwalter eine Informationssperre. Und absolute Quarantäne. Ich habe mir den Zugang ebenso mit Gewalt verschaffen müssen wie du."
    Sie schniefte. „Ich konnte ihm mit meinen Hausmitteln nicht helfen. Und ich fragte mich: Weshalb diese Maßnahmen, wenn es sich nur um eine harmlose Infektion handelt? Deshalb habe ich einem der Wildhüter, der nach Bocaroon fuhr, die Botschaft für dich mitgegeben.
    Unter dem Vorwand, sie betreffe einen Neffen, der sich bei illegalen Gleitschirm-Safaris ein Bein gebrochen habe."
    Sheerdurn spürte, dass das noch nicht die ganze Wahrheit war. Die Beweggründe für ihre Vorgehensweise lagen tiefer. Aber das konnte warten.
    Er ging zum Fenster. „Was soll überhaupt diese Vermummung? Es kommt kaum Luft in den Raum. Der Junge erstickt ja." Er griff nach den Vorhängen, um sie aufzureißen.
    „Lass das! Er wollte es so."
    „Wie? Ich dachte, er war bewusstlos?"
    „Nein. Schon vorher. Ihn störte das Licht der im Vergleich zu Aram Tachady so viel näheren Sonne. Draußen trug er immer einen breitkrempigen Hut. Weil seine Augen so brannten. Trotzdem hat er sie ständig gerieben. Manchmal klagte er, er sähe alles verschwommen oder fehlfarben oder ..."
    Tick, tick, tick, machte es in Sheerdurns Gehirn. Drei, zwei, eins.
    Null.
     
    *
     
    Er war ein seniler Trottel. Schon längst hätte ihm auffallen müssen, worum es wirklich ging.
    Was hatte seine knöcherne Freundin erzählt? – Kempo beschwerte sich über die diffuse Sicht auf dem Planeten.
    Wie bezeichnete man die Symptome, unter denen der Bengel seit seiner Versetzung nach Bocyn litt? – Entzugserscheinungen.
    Warum trugen alle Strukturpiloten Brillen? – Weil sie, Ironie des Schicksals, generell von einem Nachlassen der Sehkraft betroffen waren; umso mehr, je stärker sich ihre hypersensitiven Gaben ausprägten. Dabei lag die Ursache nicht im Augenlicht selbst oder am Sehnerv; sondern an der neuronalen Verarbeitung der Informationen im Gehirn. Je nach Gesundheitszustand, Müdigkeit, Gesamtbefinden entstanden Konturverschiebungen, Abdunklungen, Grellfärbungen bis zur Schmerzhaftigkeit ...
    Bei den bodensässigen Charonii war diese Krankheit unbekannt; unter Strukturpiloten jedoch gang und gäbe.
    Mit Hilfe ihrer von den Planetenbewohnern als Statussymbol missverstandenen Brillen modifizierten

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