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2310 - Strukturpiloten

Titel: 2310 - Strukturpiloten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf den übrigen herrschten nicht annähernd so angenehme Umweltbedingungen.
    Schön blöd wären sie gewesen, ihren eigenen Lebensraum zu verwüsten.
    Welchem Zweck sonst sollte die Gnade der Intelligenz dienen, wenn nicht dem, den Garten Eden zu erhalten, den die Vorfahren angelegt und über so viele Jahrtausende wohl bestellt hatten?
     
    *
     
    Sheerdurn war der Erste, der Kempo in dessen neuer Heimat besuchte. Auhara hatte ihn begleiten wollen, jedoch von der Pilotenakademie keine Erlaubnis erhalten. Sie schickte Grüße und Geschenke mit. Er hoffte, dass der Bengel nicht allzu enttäuscht sein würde.
    Diese Region des Planeten kannte Sheerdurn noch nicht. Er war auf einem anderen Kontinent aufgewachsen, in deutlich höher gelegenen, alpinen Gefilden. Dennoch hatte er den Schnee nie vermisst; das Strukturgestöber bildete ein ungleich spannenderes Ambiente.
    Und in den Urlaubstagen war er selten über die einschlägigen Etablissements von Bocaroon hinausgekommen.
    Der Hochgeschwindigkeitszug glitt inzwischen geräusch- und emissionslos durch ebenes Gelände. Wahrscheinlich gehörte es bereits zu Pif’Derans Besitz.
    Dieser umfasste ein gewaltiges Areal, das sich von der Küste bis weit ins Hinterland erstreckte. Ein feuchtes, fruchtbares Land: Fjorde und Priele zogen sich viele Dutzend Kilometer weit ins Innere, wo sie auf die Ausläufer einer weitverzweigten Seenplatte trafen.
    Ideale Bedingungen gleichermaßen für Ackerbau wie Fisch- und Viehzucht ...
    Wer hier wohnte, musste gewiss keine leibliche Not leiden.
    Wie aber mochte es um die seelische Verfassung von Sheerdurns Schützling bestellt sein?
    Dass dieser nur eine einzige, knappe Nachricht geschickt hatte („Gut angekommen, alle sehr nett, Zimmer schön, Essen schmackhaft"), gab nicht unbedingt zu Optimismus Anlass. Seither waren fast zehn Wochen vergangen.
    Sheerdurn sah der Begegnung mit gemischten Gefühlen entgegen.
    Er hatte sich angemeldet. Kempo persönlich holte ihn vom malerisch an einem See gelegenen Bahnhof ab.
    Auf den ersten Blick machte der Bengel keinen schlechten Eindruck. Er war weiter gewachsen und hatte merklich zugenommen. Rote Pausbacken, gebräunte Haut ... wie man sich das Landvolk vorstellte.
    Sheerdurn ließ sich nicht täuschen.
    Kempo wirkte gesund und munter; das Feuer in seinen Augen aber war erloschen.
     
    *
     
    Sie begrüßten einander herzlich, flachsten auch ein wenig herum, von wegen „seniler Sack" und „naseweiser Rüpel". Die altgewohnten Neckereien hinterließen einen schalen Nachgeschmack.
    Traurig: Sie spielten sich gegenseitig etwas vor, was nicht mehr existierte.
    Obwohl sie sich ausgelassen gaben, einander knufften und boxten, blieb eine unsichtbare Trennschicht zwischen ihnen bestehen; eine Art Dämmung, die sich Kempo, zusammen mit dem Übergewicht, zugelegt hatte.
    Um andere auf Abstand zu halten.
    Alle; mich eingeschlossen.
    Sheerdurn war beileibe kein großer Menschenkenner. Aber der Bengel und er hatten zwei sehr intensive Jahre verlebt. Jener Kempo, der ihm hier und jetzt gegenüberstand, besaß mit dem früheren nur noch äußerliche Ähnlichkeit.
    Er führte seinen ehemaligen Mentor an die Mole und zu dem Gefährt, das sie zum Gutshof bringen würde: ein schnittiges Düsenboot, den vielen flachen Gewässern angepasst, die das Land durchzogen.
    „Das optimale Verkehrsmittel für diesen Teil der Welt", rief er gekünstelt enthusiastisch. „Steig ein, dann zeige ich dir, dass doch noch ein Pilot aus mir geworden ist."
    Tatsächlich wurde Sheerdurn angst und bange, so rasten sie auf dem See und den anschließenden mäandernden Wasserläufen dahin. Kempo steuerte das Boot gekonnt, ließ es über Sandbänke springen, riss es in unmöglich scheinende Kurven, dass die Gischt nur so sprühte. Dabei lachte er aus vollem Hals. Doch seine Augen blieben kalt und leer.
    Im Gutshof, einem von außen bescheiden wirkenden, innen sehr geräumigen und mit allen Finessen ausgestatteten Anwesen, wurden sie freundlich empfangen. Der Hausherr befand sich auf Rundreise; es standen Wahlen bevor.
    Der Verwalter und die Gouvernante behandelten Sheerdurn wie einen hohen Staatsgast.
    Die grobknochige Matrone zu treffen erfreute ihn, so bitter das klang, ungleich mehr als das Wiedersehen mit Kempo.
     
    *
     
    Nach dem Abendessen entschuldigte sich der Junge; er habe Dringendes zu erledigen. Sheerdurn setzte sich mit der Gouvernante vor den offenen Kamin.
    Eine Zeit lang starrten sie schweigend auf die brennenden

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