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2310 - Strukturpiloten

Titel: 2310 - Strukturpiloten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Holzscheite.
    Dann sagte sie leise: „Er schlägt sich wacker. Dennoch zerreißt es einem das Herz, ihn so zu sehen, nicht wahr?"
    „Allerdings. – Was treibt er eigentlich?"
    „Tagsüber hilft er auf der Farm.
    Durchaus effektiv, er ist ja geschickt und flink von Begriff. Abends widmet er sich seinem Fernstudium."
    „In welche Richtung?"
    „Landwirtschaft und Ingenieurwesen; ein wenig Volkskunde. Nichts, was mit der Fliegerei zu tun hätte."
    Sheerdurn nickte. Das deckte sich mit seinen Vermutungen. „Er hat einen Schlussstrich gezogen, ganz bewusst mit seinem früheren Leben gebrochen."
    „Vollständig. Will nichts mehr davon hören. Ich sollte es dir nicht sagen, aber er hat auf die Ankündigung deines Besuchs sehr unwirsch reagiert."
    „Schon gut, ich verstehe das. Es war ein Fehler; ich hätte die Botschaft – dass er sich nicht mehr gemeldet hat – verstehen und gar nicht erst kommen sollen."
    „Das sehe ich anders. Diese eine letzte Begegnung erfüllt eine wichtige Funktion: die Ablösung und endgültige Trennung zu vollziehen. Damit er neu anfangen kann, nochmals ganz von vorn, muss er sich leibhaftig von dir distanzieren, stellvertretend für die gesamte Pilotenstadt. Beides ist schwer genug. Ich bin froh, dass du es bist, dem das widerfährt, und nicht Auhara."
    „Klar. Bei mir kann man ja nicht mehr viel kaputtmachen."
    Sie legte ihm die kräftigen Finger sacht auf den Arm. „Ich zumindest freue mich, dass du gekommen bist. Was ist, Tattergreis, hast du Lust auf einen Vollmondspaziergang?"
    „Wenn ich mir von dir eine Krücke ausborgen kann ..."
     
    *
     
    Nach seiner Rückkehr hörte Sheerdurn mehr als eineinhalb Jahre lang nichts mehr von Kempo Doll’Arym.
    Auch der Kontakt zu Danoit und Sreda brach wieder ab. Über Umwege erfuhr er, dass Auhara die erwartet guten Fortschritte machte und den ersten Jahrgang als Beste abgeschlossen hatte.
    Fein.
    Sheerdurn widmete sich der Pflege des Planetariums sowie seiner Tätigkeit als Konsulent im Wartungsdock. In den langen, einsamen Nächten bemühte er sich, die Episode mit Kempo Doll’Arym zu vergessen.
    Man fügt sich. Das Leben geht weiter.
    Alles bleibt gleich.
    Bis ihn eines Tages eine Nachricht erreichte: „Der Junge ist schwer krank.
    Bitte komm schnell. Krücken vorhanden."
    Alarmierender noch als ihr Inhalt war der Umstand, dass die Hyperfunk-Depesche unter höchster Diskretionsstufe von Bocaroon aus abgesandt worden war. Trotzdem wurden keine Namen genannt, abgesehen von seinem eigenen als Empfänger.
    Da ist was faul. Oberfaul!
    Indem er die letzte seiner ausstehenden „Gefälligkeiten" einlöste, ergatterte Sheerdurn für den nächsten Tag eine Passage nach Bocyn. In der Kabine der Systemdolbe wie auch im Abteil des Prallfeld-Zugs ging er sich und allen Mitreisenden furchtbar auf die Nerven, weil er pausenlos mit dem Finger auf den Handrücken pochte.
    Am Seenland-Bahnhof mietete er ein Düsenboot. Er peitschte es über die Wellen, dass die Fiberglashülle um Erbarmen ächzte.
    Der Verwalter fiel aus allen Wolken, als Sheerdurn, klatschnass, mit wirrem Haar und stinkend wie ein Zorbelwüter, durch die Halle des Gutshofs gerannt kam. „Wo ist Kempo?", brüllte er.
    „In seinem Zimmer. Aber halt! Es wurde strengste Quarantäne verordnet, du darfst nicht ..."
    „Jungchen", knurrte Sheerdurn, während er den feisten Bauern an den Aufschlägen seiner Trachtenjacke fasste und zwei Handbreit vom Boden hob, „wag es, dich mir in den Weg zu stellen, und du erhältst eine kostenlose Demonstration dessen, was ein Struktursturm anrichten kann."
     
    9.
     
    Das dritte Tabu Die Vorhänge der Zimmerfenster waren zugezogen, die Lichteinlässe in der Decke mit Tüchern verhängt. Es roch nach verbrannten Kräutern, schweren Ölen und Desinfektionsmitteln.
    Als Sheerdurn die Filter seiner Brille nachjustiert hatte, erkannte er die Gouvernante, die neben dem wuchtigen Bett saß, eine Meditationsschnur auf den Knien. Er nickte ihr zu und beugte sich über die Liegestatt.
    Kempo schlief. Sein Körper verschwand unter drei Lagen dicker Tuchenten; nur der von einem stinkenden Schweißfilm bedeckte Kopf ragte heraus. Ekzeme verunstalteten Stirn und Wangen. Um die Nasenlöcher klebte getrocknetes Blut.
    „Er hat sich schon wochenlang mies gefühlt", flüsterte die Gouvernante.
    „Unsere Ärztin diagnostizierte eine Virusinfektion, vermutlich in den Sümpfen aufgeschnappt; der Junge hat dort ein neues Wollspinnen-Gehege angelegt. So was kommt

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