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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Dekohärenz. Damit sind sie letztlich bloß Menschen mit Qube-Bewusstsein.«
    »Menschen ohne Emotionen.«
    »Solche Menschen gibt es seit jeher. Die kommen auch zurecht.«
    Wahram kniff die Augen zusammen. »Genau genommen tun sie das nicht. Aber es kommt noch mehr.« Er warf einen Blick zu Genette, und der Inspektor fuhr an Swan gewandt fort: »In die Attacken, die wir untersucht haben, sowohl die auf Terminator als auch die auf Yggdrasil , waren Qubes verwickelt. Darüber hinaus habe ich das Foto von dem Bowls-Spieler, das du mir gegeben hast, per Kurier an Wang weitergeleitet, der daraufhin seine Daten über die Blockfreien durchgesehen hat, und obwohl er diese Person nicht identifizieren konnte, hatte er Fotos, die sie bei einem Treffen zeigen, das Lakshmi im Jahre 2302 in Kleopatra organisiert hat. Das ist deshalb auffällig, weil die Berichte über seltsame Verhaltensweisen überall im System in den Jahren unmittelbar drauf einsetzten. Wenn man alle Sichtungen zueinander in Bezug setzt und analysiert, dann laufen sie zeitlich und räumlich bei diesem Treffen auf der Venus zusammen. Außerdem lässt sich feststellen, dass die Organisation in Los Angeles, die das Schiff, von dem die Steinchen abgeschossen wurden, bestellt hat, allein aus Qubes besteht. Die einzigen Menschen sind Mitglieder in einer Art Aufsichtsrat. Darüber hinaus haben wir Qubes gefunden, die etwas mit der Konstruktion des Abschussmechanismus zu tun hatten, von dem wir nun vermuten, dass er in einer blockfreien Werft im Gefolge der Vesta-Gruppe hergestellt wurde. Wir haben die Druckanweisung gefunden. In diesen speziellen Werften arbeiten nur sehr wenige Menschen; sie sind fast vollkommen automatisiert. Von daher ist es zumindest möglich, dass all diese Taten von Qubes begangen wurden, ohne dass ein Mensch auch nur etwas mit ihnen zu tun hatte.«
    »Kann sein«, sagte Swan. »Aber ich muss gleich sagen, dass dieser Bowls-Spieler Gefühle hatte. Er hat mich mit seinen Blicken durchbohrt! Er wollte mir irgendetwas mitteilen. Warum hätte er sonst überhaupt an mich herantreten sollen, warum hätte er diese unglaublichen Würfe machen sollen? Dieses Ding wollte , dass ich begriff, dass es dort war. Und etwas wollen ist eindeutig eine Emotion.«
    Die anderen dachten darüber nach.
    Swan fuhr fort. »Warum glaubt ihr, dass Gefühle unbedingt biochemisch sein müssen? Könnte man nicht auch ohne Hormone, Blut oder so etwas Gefühle haben? Irgendein neuartiges Affektsystem, das mit Elektrizität funktioniert oder quantenmechanisch?«
    Genette gebot ihr mit erhobener Hand Einhalt. »Wir wissen es nicht. Wir können nur mit Sicherheit sagen, dass wir nicht wissen, welche Intentionen sie inzwischen haben, da diese in den Anfängen so begrenzt waren. Den Input lesen, ihn die Algorithmen durchlaufen lassen, einen Output liefern – bisher war das alles, was KIs wollten. Jetzt, wo sie allem Anschein nach eigene Absichten verfolgen, müssen wir auf der Hut sein. Nicht nur aus Prinzip, wie man bei jeder neuen Sache auf der Hut ist, sondern weil einige dieser Qubes sich bizarr verhalten und andere uns bereits angegriffen haben.«
    Einer aus der Gruppe, ein Dr. Tracy, wenn Swan sich richtig erinnerte, sagte: »Vielleicht macht das Leben in menschlichen Körpern diese Qubes definitionsgemäß emotional. Sagen wir mal, ein Verstand in einem Körper sei emotional – und genau das sind sie jetzt.«
    Eine Frau, die ebenso klein war wie Inspektor Genette, stellte sich auf ihren Stuhl und sagte: »Ich bin nach wie vor nicht davon überzeugt, dass die Qubes überhaupt auf einer höheren Ebene denken, dass sie Absichten oder Emotionen haben, deren Voraussetzung ein Bewusstsein wäre. Trotz ihrer unglaublichen Rechengeschwindigkeiten operieren sie nach wie vor nach den Algorithmen, die wir ihnen eingegeben haben, oder vielleicht nach ableitbaren Folgealgorithmen. Rekursive Programmierung kann diese Algorithmen lediglich verfeinern, und sie sind einfacher Natur. Das Bewusstsein ist ein so viel komplexeres Feld. Sie können nicht von ein paar Algorithmen aus zu Bewusstsein gelangen …«
    »Bist du dir da sicher?«, warf Genette ein.
    Die kleine Frau legte den Kopf in genau der Weise auf die Seite, die Swan bereits bei Genette beobachtet hatte. »Ich glaube schon. Ich wüsste nicht, wie jemals eine höhere Ordnung der Komplexität aus den Algorithmen, die ihnen zur Verfügung stehen, hervorgehen sollte. Sie können sich keine Metaphern ausdenken; sie können sie kaum

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