Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
stürzen, was Wahram enorm gefährlich erschien, schien den Inspektor nicht zu schrecken.
    Als Genette einmal einen Moment lang mit niemandem redete, sondern auf einer Tischkante saß, Kaffee trank und auf seinen Armbandqube schaute, sagte Wahram neugierig: »Diese Steinchenattacken – bei denen ging es darum, dass eine venusianische Fraktion die hiesige Bevölkerung beeinflussen wollte? Um ihren Willen gegen eine andere Fraktion durchzusetzen?«
    »So ist es.«
    »Aber … wenn die Attacke auf den Sonnenschild erfolgreich gewesen wäre, hätten die Terroristen sich dann nicht auch selbst umgebracht?«
    Genette erwiderte: »Ich denke, es wäre genug Zeit für eine Evakuierung geblieben. Und die Verbrecher hätten inzwischen den Planeten verlassen. Außerdem, wenn die Qubes die Entscheidung getroffen haben, war es ihnen vielleicht gleichgültig. Wer auch immer sie ursprünglich programmiert hat, hatte vielleicht überhaupt keine Kontrolle mehr über ihre Entscheidungen. Vielleicht dachten sich die Qubes: Nun ja, schade drum, aber man kann sich ja jederzeit neue von denen holen. So hätten sie ihr Ziel erreicht, ob die Attacke nun gelungen oder fehlgeschlagen wäre.«
    Wahram dachte darüber nach. »Was ist mit dem toten Terrarium draußen im Asteroidengürtel? Mit Yggdrasil? «
    »Ich weiß nicht so recht. Vielleicht sollte es dafür sorgen, dass die Leute sich verwundbar fühlen. Vielleicht haben sie nur ihre Methode ausprobiert. Aber ich gebe zu, dass es seltsam ist. Das ist einer der Gründe, warum ich diese Qubanoiden sehen will, und wen auch immer man hier sonst noch festgenommen hat.«
    Eine Gruppe von Menschen kam zum Haupteingang heraus, und Genette lief schnurstracks auf sie zu. Viele von ihnen waren Kleine; bei der Erstürmung des Gebäudes hatte man anscheinend eine Art Trojaner eingesetzt – mehrere von ihnen hatten sich durch die Luftschächte Zutritt verschafft und den Angriff mit Gasladungen eingeleitet.
    »Alles klar, komm«, sagte Genette, wenig später wieder an Wahrams Seite zurückgekehrt. »Verschwinden wir von hier. Wir müssen diese Dinger so schnell wie möglich von dem Planeten hier fortschaffen.«
    Eine Schlange von etwa zwei Dutzend Menschen, die meisten davon normalgroß, aber mit einem Kleinen und einer Großen darunter, kamen zur Tür heraus, an ihren Sicherheitswesten aneinandergekettet. Genette hielt einen nach dem anderen an und stellte ihnen sehr höflich einige Fragen, wobei er sie jeweils nur für ein paar Sekunden festhielt. Auch Wahram musterte die Personen, die an ihnen vorbeigingen, und ihm fielen ihre vielleicht etwas zu geschmeidigen Bewegungen auf und der durchdringende, glasige Blick, den einige hatten. Trotzdem hätte er nicht darauf gewettet, die Menschen von den künstlichen Personen unterscheiden zu können. Das war jedenfalls beunruhigend. Ein kleiner Tropfen des Entsetzens schien ihm durch die Kehle und bis herab in den Magen zu rinnen und sich dort auszubreiten.
    Genette hielt die letzte Gestalt in der Reihe an. »Aha!«
    »Wer ist das?«, fragte Wahram.
    »Ich glaube, das ist Swans Bowls-Spieler.« Genette hielt Passepartout empor und machte ein Foto. Dann nickte er, als er die zusammenpassenden Fotos auf dem kleinen Monitor des Armbandqubes sah. »Und wie es scheint« – er strich der jungen Person mit einem Stab über den Kopf –, »handelt es sich letztlich doch um einen Menschen.«
    Stumm erwiderte Genettes Gegenüber seinen Blick.
    Genette sagte: »Vielleicht ist das ja unser Programmierer, was? Das können wir auf dem Weg ermitteln. Ich will so schnell wie möglich von der Venus verschwinden.«
    Das bedeutete, dass sie die Stadt ein weiteres Mal eilig durchqueren und anschließend den Weg durch die Schleusen zu ihrer improvisierten Helikopterlandefläche zurücklegen mussten. Mehr als einmal ließen Beamte, die eigentlich jeden Grund gehabt hätten, eine so große Gruppe zu befragen, sie einfach passieren. Einige von ihnen redeten dabei die ganze Zeit nervös mit ihren Headsets.
    Als sie wieder in der Luft waren, warf Genette Wahram mit demonstrativ aufgerissenen Augen einen Blick zu und wischte sich über die Stirn. Ihr Helikopter flog nach Colette, und am dortigen Raumhafen eilten sie auf eine der Landeflächen und bestiegen ein Raumflugzeug, mit dem sie einen holprigen Flug in eine tiefe Umlaufbahn hinter sich brachten, um sich schließlich von einem Interplan-Kreuzer aufnehmen zu lassen.
    Es handelte sich um die Schnelle Gerechtigkeit; als alle an Bord

Weitere Kostenlose Bücher